NFP im Blickpunkt

 | 02.09.2016 14:12

Märkte schauen auf die US-Stellendaten (von Yann Quelenn)

Heute werden die NFP veröffentlicht, eine Woche nach Jackson Hole und Janet Yellens restriktiven Kommentaren, die, wie erwartet, keine Hinweise auf einen konkreten Pfad zur Zinsnormalisierung geboten haben.

Wir glauben weiter, dass die Zinsen im September nicht angehoben werden. Theoretisch könnten starke Stellendaten heute, die Fed dazu veranlassen, die Zinsen endlich anzuheben. Wenn die Fed ihre beschädigte Glaubwürdigkeit wieder herstellen möchte, so muss sie jetzt der Öffentlichkeit eine konkrete Richtung ihrer politischen Ziele mitteilen und sie auch einschlagen. Die heutigen NFP werden bei 180.000 gegenüber 255.000 im Juli erwartet.

Wir haben das Gefühl, dass übermäßig starke Stellendaten Donald Trump bei seiner Kandidatur zum Präsidenten einen Vorteil bieten könnten und zu einem gewissen Ausmaß die Unabhängigkeit der Fed in Frage stellen werden. Fed-Mitglied Lael Brainard spendete vor kurzem Hillary Clintion 2.700 USD. Immerhin unterhält die private Zentralbank mit dem amerikanischen Privatbankensektor sehr enge Beziehungen, und es ist bekannt und dokumentiert, dass die Kampagne von Hillary Clinton von großen Banken finanziert wurde. Einige bezeichnen Hillary sogar als "Kandidatin der Wallstreet".

Wir denken jedoch, dass die Gesundheit der US-Wirtschaft weitgehend überschätzt wird, und wir erwarten heute keine starke Zahl. Die Erwartungen für Zinserhöhungen werden sich auf das Jahresende richten, und der Aktienmarkt wird die guten Nachrichten feiern: es wird weiter Zuflüsse von billigem Geld geben, und der S&P 500 sollte sich weiter um seine jüngsten Jahreshochs bewegen. Im Grundsatz hält der Status quo an.

Nächste Woche ist die EZB an der Reihe. Erwarten Sie nicht zuviel (von Peter Rosenstreich)

Es sind bereits fast drei Monate seit dem britischen Brexit-Referendum vergangen, und die Wirtschaftsdaten in der Eurozone scheinen davon weitgehend unberührt geblieben zu sein. Aufgrund der allgemeinen Einschätzung, dass die Eurozone noch einmal davon gekommen ist, vermuten wir, dass die EZB die Prognosen nur leicht verändern wird und dass eine Ausweitung ihres Lockerungsprogramms weniger wahrscheinlich ist. Wir gehen davon aus, dass sich Draghi entsprechend der politischen Entscheidungen der Fed für ein Abwarten entscheiden wird. Falls es keine plötzlichen Veränderungen bei den europäischen Wirtschaftsprognosen gibt, wird die EZB mit ihrer aktuellen Politikmischung abwarten. Die Wirtschaftsprognosen der EZB könnten jedoch nach unten angepasst werden, um die weniger optimistischen Zahlen des Konsenses einfließen zu lassen.

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Die Erwartungen an einen deutlichen Wachstumsschock haben die Wachstumsprognosen für 2017 von 1,2% auf 1% fallen lassen (2016 unverändert bei 1,6%), aber die Sorgen waren bisher unbegründet. Aufgrund der aktuellen Wachstumsprognosen der EZB von 1,7% könnten wir eine leichte Anpassung auf 1,4%-1,5% sehen. Nachdem der Euro infolge einer möglichen Zinsanhebung der Fed zur Schwäche tendiert, sollte die wettbewerbsgünstige Bewertung des Euros dazu beitragen, eine tiefer gehende Korrektur zu stoppen. Die Inflation bleibt auf dem aktuell anhaltend niedrigen Niveau für die EZB eine Sorge. Die Diskussionen innerhalb der EZB über die Gründe für die schwache Inflationsdynamik haben sich erhitzt, da viele darauf hinwiesen, dass das eigene Anleihenkaufprogramm der Grund für die schlechten langfristigen Inflationsprognosen sei. Trotz der Anpassung nach unten beim Wachstum gehen wir davon aus, dass die Inflation in den nächsten beiden Jahren unverändert bleiben wird. Die politische Zusammensetzung der EZB-Maßnahmen von negativen Zinsen, Anleihenkäufen und unbegrenzten billigen Krediten für die Banken haben für die europäische Wirtschaft gute Ergebnisse gebracht. Wenn es nicht schon zu dieser Sitzung geschieht, dann ist es höchstwahrscheinlich, dass die EZB eine Ausweitung ihres Anleihenkaufprogramms bis März 2017 (um die Marktunsicherheit zu senken) signalisieren wird. Wir gehen davon aus, dass die EZB bis zur Sitzung im Dezember warten wird, bevor sie eine offizielle Ausweitung der QE ankündigen wird und sie mit weiteren Anpassungen an die Wirtschaftsprognosen kombinieren wird. Bis zur Dezembersitzung sollten auch die längerfristigen Auswirkungen des Brexits offensichtlicher geworden sein.