Neue Börsenvokabeln und -strategien

 | 10.05.2022 09:27

Sehr verehrte Leserinnen und Leser,

erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Crash oder Bärenmarkt, den Sie an der Börse erlebten? Vermutlich sind Sie – wie die meisten – einige Zeit vorher zur Börse gekommen. In dieser „guten Zeit“ haben Sie bestimmte Fähigkeiten erlernt und Erfahrungen verinnerlicht. Aber die waren plötzlich nichts mehr wert.

h2 QT statt QE/h2

So oder ähnlich ist es erfahrungsgemäß den meisten Tradern ergangen. Und in den vergangenen Jahren ist eine neue Generation von Börsianern herangewachsen, die nun dieses Schicksal ereilt. Aber auch einige gestandene Fondsmanager müssen sich umstellen. Dieser Umschwung ist auch an den neuen Vokabeln zu erkennen, die inzwischen in der Börsenberichterstattung die Runde machen.

Da können wir z.B. vom „Quantitative Tightening“ (QT) lesen. Seit der Finanzkrise haben wir das „Quantitativ Easing“ (QE) kennengelernt, eine ultralockere Geldpolitik, die über konventionelle Zinssenkungen hinausging, z.B. durch Anleihekäufe, die Wirtschaft und Märkte Liquidität zugeführt haben. Quantitative Tightening ist das genaue Gegenteil, also die Straffung der Geldpolitik über Zinserhöhungen hinaus. Im konkreten Fall bedeutet es, dass die Zentralbanken ihre Anleihebestände wieder verkaufen, um die übermäßige Liquidität aufzusaugen.

h2 Jetzt macht die Fed wirklich Ernst/h2

Es ist erstaunlich, dass dieser Begriff erst jetzt verstärkt die Runde macht, obwohl z.B. die Fed bereits 2018 einen ersten Versuch unternahm, durch Verkäufe von Anleihen ihre Bilanz zu reduzieren. Damals spielte dieser Begriff keine Rolle in der öffentlichen Diskussion – vermutlich deshalb, weil die Fed ihre Bilanz nur halbherzig reduzierte. Erst Mitte 2019 gab es eine intensivere, aber nur kurzzeitige Diskussion dazu, wie der Verlauf der Google-Suchanfragen zu diesem Thema zeigt.