Investing.com | 09.03.2022 15:24
Von den unter genauer Beobachtung stehenden Mega-Cap-FAANG-Aktien wurde Netflix (NASDAQ:NFLX) seit Jahresbeginn am stärksten abverkauft. Die Wohlgesonnenheit gegenüber dem Streaming-Giganten begann sich schon bald nach dem Rekordhoch der Aktien von fast 692 Dollar Mitte November umzukehren, als klar wurde, dass das explosive, Abonnentenwachstum aus der Pandemiezeit, an dem sich das Unternehmen aus Los Gatos, Kalifornien, erfreute, nicht nachhaltig sein würde.
Der Unterhaltungsgigant schloss am Dienstag bei 341,76 USD je Aktie, was ein Einbruch von 51 % gegenüber seinem Höchststand entspricht.
Der entscheidende Auslöser für den Abverkauf von Netflix kam nach dem letzten Quartalsbericht, als die Aktien des Unternehmens an einem Tag um 20 % einbrachen. Zuvor fiel die erwartete Wachstumsprognose wesentlich schlechter aus. Steigende Zinssätze trieben viele Anleger dazu, aus wachstumsorientierten Technologietiteln auszusteigen, wodurch sich der Abwärtstrend bei NFLX fortgesetzt hat.
Dennoch wirft dieser drastische Einbruch eine Frage für langfristige Anleger auf: Ist die Aktie jetzt überverkauft?
h2 Fortgesetzter Corona-Kater/h2Die jüngste Prognose des Unternehmens zeigt, dass ein kurzfristiger Wachstumsschub unwahrscheinlich ist, da das Makroumfeld schwieriger wird und der Wettbewerb zunimmt. In seinem Brief an die Aktionäre, der nach den Unternehmensergebnissen für das 4. Quartal und das Gesamtjahr 2021 veröffentlicht wurde, sagte Netflix, dass sich seine Abonnentenwachstumsraten „noch nicht wieder auf das Niveau vor Corona beschleunigt haben“.
Zu den Gründen zählen ein „anhaltender Corona-Kater“ und wirtschaftliche Schwierigkeiten in mehreren Teilen der Welt, einschließlich Lateinamerika, wo Währungsabwertungen die Abonnementpreise vergleichsweise verteuert haben.
Netflix gab im Januar eine Prognose von einem Zuwachs von 2,5 Millionen Abonnenten für das laufende Quartal ab, verglichen mit vier Millionen ein Jahr zuvor. Damals verfehlte das Unternehmen auch seine Abo-Wachstumsschätzung für das 4. Quartal: anstatt der prognostizierten 8,5 Millionen neuen Nutzer konnte das Unternehmen nur 8,3 Millionen neue Nutzer für sich begeistern.
Zusätzlich zur schwierigen Dynamik des Abonnentenwachstums haben die Verbraucher jetzt mehr Auswahlmöglichkeiten.
Die Walt Disney Company (NYSE:DIS), der mächtigste Konkurrent von Netflix, gab letzte Woche bekannt, dass man noch in diesem Jahr eine preisgünstigere Version von Disney+ mit Werbung anbieten wird. Der neue Dienst soll Ende 2022 in den USA starten und im nächsten Jahr international verfügbar sein. Details zu Preis und Zeitpunkt will das Unternehmen zu einem späteren Zeitpunkt bekannt geben.
Die Schwäche nach der Pandemie und die Intensivierung des Wettbewerbs sind die beiden Hauptfaktoren, die die Netflix-Analysten in den letzten Wochen gespalten haben. In einer von Investing.com initiierten Umfrage unter 43 Analysten haben 20 entweder ein Verkaufs- oder ein neutrales Rating für die Aktie abgegeben.
Dennoch bietet die 12-Monats-Konsensschätzung ein Ertragspotenzial von 49,33 % für die NFLX-Aktie in den nächsten 12 Monaten.
Allerdings sollte sich der verschärfende Wettbewerb zu einem „jetzt größeren Problem“ für Netflix entwickeln, sagte Macquarie-Analyst Tim Nollen in einem Bloomberg-Bericht und stufte die Aktie auf "Sell" herab. Er sagte, dass der Ausblick im Hinblick auf die Abonnentenzahl enttäuschend sei und zu einem unsicheren Ausblick beitrage.
Ungeachtet dessen sind viele Analysten dennoch optimistisch und sehen in der tief gefallenen Netflix-Aktie ein gewisses Wertsteigerungspotenzial. In einer Notiz in dieser Woche behielt Wells Fargo sein "Overweight"-Rating bei und sagte, Investoren müssten sich bei den Neukundenzahlen gedulden und fügte hinzu:
„Die Herausforderung bei NFLX besteht in der Verankerung der Erwartungen hinsichtlich der Netto-Neuzugänge. Unser genauer Blick auf die globale Konnektivität und die Abonnentendichte lässt darauf schließen, dass die langfristigen Nettozuwächse eher bei 20 Millionen oder mehr liegen als bei 15 Millionen oder weniger. Sollte dies zutreffen, könnten die Aktien auf der Grundlage des aktuellen EV/Submultiple einen Boden gefunden haben, und die EPS-Schätzungen dürften nach oben tendieren.“
Stifel bekräftigte letzte Woche in einer Notiz auch seine Kaufempfehlung für den Streaming-Giganten und sagte, er sehe ein attraktives Chance-Risiko-Verhältnis.
„Netflix kommt auf insgesamt über 200 Millionen Abonnenten weltweit. Wir gehen davon aus, dass Netflix in den nächsten fünf Jahren weitere 100 Millionen Abonnenten hinzugewinnen und bis 2030 auf rund 380 Millionen bezahlte Abonnenten kommen wird. Eine stetige Skalierung der Investitionen in Inhalte und eine wachsende Abonnentenbasis sollten trotz kontinuierlicher Investitionen in Inhalte zu weiteren Verbesserungen der operativen Marge führen.“
Fazit
Netflix könnte im derzeitigen Marktumfeld, in dem weiterhin viele Risiken bestehen, noch weiter an Börsenwert einbüßen. Aber nach dem massiven Ausverkauf erscheint die Aktie nicht mehr überteuert. Vielmehr spiegelt der Aktienkurs nun das oben beschriebene Risiko wider. Unserer Ansicht nach bietet das aktuelle NFLX-Niveau eine gute Kaufgelegenheit für langfristig orientierte Anleger.
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