Nasdaq 100 und S&P 500: Die heftige Korrektur bei BigTech

 | 04.11.2022 11:34

von Wolfgang Müller

Die großen US-Tech-Aktien ziehen den Nasdaq 100 nach unten – während Indizes wie der S&P 500 und vor allem der Dow Jones sich deutlich besser halten.

Die erfahrenen Investoren haben diese Weisheit schon längst verinnerlicht: Kurse von Unternehmen wachsen nie in den Himmel, ab einer gewissen Größe verlangsamt sich „Growth“ zwangsläufig und es setzt die so genannte „Mean Reversion“ ein, die Rückkehr zum Mittelwert. Sollte ein Unternehmen zudem eine zu starke Marktmacht erlangen, werden Monopolkommissionen tätig mit Aufspaltung der Riesen. Wie einst beim Ölimperium (Standard Oil) von Rockefeller oder beim Telefonkonzern AT&T.

Es gibt immer irgendeinen Auslöser, wie derzeit den Anstieg der Zinsen, der den Wert von Wachstumsunternehmen herabsetzt, weil eben Gewinne bei höheren Renditen in der Zukunft abdiskontiert werden, auch wenn die Wachstumsstory noch nicht zu Ende ist. Gerade erwischt es mit Amazon (NASDAQ:AMZN), Netflix (NASDAQ:NFLX) und Meta (NASDAQ:META) drei Unternehmen aus dem FAANG-Quintett, welche ein ganzes Jahrzehnt für Furore und Kursexplosionen gesorgt hatten.

h3 Das Jahrzehnt der Technologiebörse Nasdaq/h3

Man hatte an der Wall Street die Verfünfzehnfachung des Nasdaq 100 in der letzten Dekade relativ unkommentiert hingenommen. Weil die Wachstumsgeschichten von Amazon, Apple (NASDAQ:AAPL) und Co einfach so gigantisch waren und zudem Aktienrückkäufe von fünf Billionen Dollar innerhalb dieses Zeitraums die großen Aktien natürlich optisch immer verbilligt hatten – Financial Engineering at it’s best!

Aber die Kursentwicklung des Nasdaq 100 sprengte alle Maßstäbe:

Das Tief des große Tech-Index im Frühjahr 2009 betrug 1043 Punkte, das Hoch am 19. November 2021 lag bei 16.320 Punkten. Ein Anstieg von über 1400 Prozent, da ist eine Korrektur bis auf das bisherige Tief von 10.630 Punkten noch nicht einmal besonders ausgeprägt.

Klar übertreiben die Märkte in gewissen Phasen nach oben, als auch nach unten. Die Einbrüche bei der Finanzkrise bis zum Ausverkauf im März 2009 waren schon extrem und in vielen Fällen nicht gerechtfertigt. Aber auch nicht die Kursanstiege in den folgenden zwölf Jahren, die selbst bei Dickschiffen kurstechnisch an „To-The-Moon“-Aktien erinnern.

Der Preis der großen Tech-Titel bei ihrem Tief in der Finanzkrise oder danach (splitbereinigt und in Euro):

  • Alphabet (NASDAQ:GOOGL): Tief (2009) 5,37 €, Hoch 132,22 € (2021)
  • Amazon: Tief 1,41 €, Hoch 163,95 €
  • Apple: Tief 2,18 €, Hoch 173,16
  • Facebook (Meta): Tief 14,13 € (2012), Hoch 323,70 €
  • Netflix: Tief 2,79 €, Hoch 613,30 €
  • Microsoft (NASDAQ:MSFT): Tief 11,99 €, Hoch 305,10 €
  • Tesla (NASDAQ:TSLA): Tief 0,80 € (2010), Hoch 356,93 €
Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

Verlässliche Daten gibt es aus dem Mutterland des Kapitalismus schon über 100 Jahre und sie zeigen, dass über alle Krisen hinweg das durchschnittliche Wachstum beim US-Aktienmarkt (vor Steuern und Inflation) bei etwa 10 Prozent liegt. Dass es aber nach Phasen der Kursexplosion stets zu längeren Perioden der Beruhigung, des Stillstands und des Abbaus von Übertreibungen kam. Umso heftiger und länger, desto exzessiver die vorherige Phase der Kursentwicklung war. Schön erkennbar an diesem Ewigkeits-Chart des US-Marktes, der dieses Prozedere des längeren Ausatmens der Märkte veranschaulicht.