Nach Rücktritt von Mateo Renzi sind die EUR-Paare rückläufig

 | 05.12.2016 13:24

SNB-Sichteinlagen fallen (von Arnaud Masset)

Wie erwartet hat das "Nein" des italienischen Verfassungsreferendums die Anleger zum Ausstieg aus den europäischen Anlagen veranlasst, da die risikoaverse Stimmung überhand nimmt. Wie üblich war der Schweizer Franken eine der ersten Währungen, die gegenüber der Einheitswährung zulegte, da die Spannungen aus der Eurozone auf die Schweiz übergriffen.
Die jüngste Aufwertung des Schweizer Franken lässt vermuten, dass die Marktteilnehmer fast immun auf die Konjunkturentwicklung in der Schweiz reagieren und nahezu ausschließlich dem Status der Währung als sicherer Hafen Tribut zollen.

In der letzten Woche hat der BIP-Bericht für das 3. Quartal des Staatssekretariats für Wirtschaftsangelegenheiten gezeigt, dass dem Wirtschaftswachstum in der Schweiz der Antrieb fehlt, da die Exporte rückläufig sind (Warenexporte -0,2% im Quartalsvergleich und Dienstleistungsexporte -0,8% im Quartalsvergleich) und der Haushaltskonsum nur leicht angestiegen ist (+0,1% im Quartalsvergleich). Im Jahresvergleich expandierte die Schweizer Wirtschaft real gesehen 1,3% im Vergleich zu 2% im zweiten Quartal und 1,1% im 1. Quartal. Für die Zukunft gehen wir davon aus, dass die Schweizer Wirtschaft unter deutlichem Druck bleiben wird, da die Eurozone, ihr Hauptwirtschaftspartner, vor einem wichtigen Jahr voller politischer Unsicherheiten steht. Dieses Umfeld sollte zu einer anhaltenden Franken-Stärke führen, die den Druck auf den EUR/CHF aufrechterhält und die SNB "in Alarmbereitschaft" versetzt.

Heute Morgen eröffnete der EUR/CHF 0,80% niedriger bei 1,0698 und büßte die Gewinne der letzten Woche so fast vollständig wieder ein. Die Einheitswährung machte die Verluste jedoch schnell wieder gut und ging auf ihren Ursprungswert - auf ca. 1,0790 - zurück, da sich der Euro allgemein erholte. In der Tat könnte man versucht sein zu sagen, dass die SNB wieder einmal eingegriffen hat, um den Schweizer Franken zu verteidigen, aber aufgrund der allgemeinen Erholung in allen EUR-Paaren ist eher von einer Marktkorrektur als von einer SNB-Intervention auszugehen. Heute Morgen wurden die Sichteinlagen der SNB bekannt gegeben, und wir sehen, dass die SNB in der letzten Woche abgewartet hat, wobei die Gesamtsichteinlagen von 527,6 Mrd. in der Vorwoche auf 527,5 Mrd. gefallen sind und die inländischen um 5,4 Mrd. auf 457,6 Mrd.

Italien sagt Nein, italienische Banken müssen wohl (vorübergehend) leiden (von Yann Quelenn)

Wie wir am Freitag vorhergesagt haben, war uns klar, dass Italien aufgrund der globalen Risiken seiner Regierung trotzen und ihr somit nicht die Möglichkeit geben würde, europäische Sparmaßnahmen einzuführen. Matteo Renzis Entscheidung zum Rücktritt war weise, da er nicht das repräsentiert, was Italien möchte.

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Einige sprechen von der dritten Überraschung nach dem Brexit und der Wahl Trumps. Es ist definitiv ein Muster zu sehen. Es ist sicherlich nicht so, dass die Italiener keine Veränderung wünschen, aber es ist sicher, dass sie sich davor fürchten zu einem neuen Griechenland zu werden.

Die italienischen Banken werden in den nächsten Tagen leiden, da die Märkte damit anfangen werden, eine niedrigere Wahrscheinlichkeit für einen Bailout einzupreisen. Wir denken, dass ein Bailout dennoch stattfinden wird, da die Eurozone einfach nicht zulassen kann, dass der italienische Bankensektor zusammenbricht, vor allem da dies Folgen für andere europäische Einrichtungen hätte.

Die Einheitswährung ist so schwach, dass mit jedem neuen Referendum die Gerüchte um Spannungen und Zusammenbruch erneut auftauchen. Dieser Trend wird die Eurozone durch das ganze Jahre 2017 stark belasten.

Paradoxerweise kommen die Spannungen der Einheitswährung der Europäischen Zentralbank im Währungskrieg gegen den US-Dollar zu Hilfe. Heute Morgen handelt ein Euro bei 1,06 Dollar. Bei der EZB-Sitzung am Donnerstag wird Mario Draghi sicherlich eine Ausweitung des QE-Programms über März 2017 hinaus ankündigen.

CNY aus optischen Gründen kaufen (von Peter Rosenstreich)

Die Twitter-Nachricht des designierten Präsidenten brachte wieder einmal Aufruhr und veranlasste die Anleger zu weiteren Anpassungen. Gerade noch konnte der designierte Vizepräsident Pence die diplomatischen Spannungen abkühlen, indem er den Glückwunschanruf des taiwanesischen Präsidenten Tsai Ing-Wen bei Herrn Trump herunterspielte, da spitzte sich die Situation durch einen Tweet in der späten Nacht wieder zu. "Hat China uns gefragt, ob es in Ordnung ist, die chinesische Währung abzuwerten (so dass unsere Unternehmen nur schwer dem Wettbewerb standhalten können), auf unsere Produkte hohe Einfuhrsteuern zu erheben (die USA erhebt keine Steuern) oder einen gewaltigen Militärstandort in der Mitte des südchinesischen Meeres zu bauen? Ich glaube nicht!". So der Trump-Tweet. Dies hat unsere Erwartungen verstärkt, dass Trump China als Währungsmanipulator brandmarkt und die chinesischen Exporte mit 45% besteuern wird. Es zeigen sich zwei Dinge, einmal Trumps aggressive Maßnahmen gegenüber China (ähnlich dem Optimismus gegenüber Russland) und zweitens eine grundlegende Nichtbeachtung des diplomatischen Protokolls. Beides wird die Finanzmärkte auch in Zukunft deutlich beeinflussen. Der RMB zeigte sich gegenüber Freitag weitgehend unverändert. Die Kreditzinsen in Hongkong für den CNH steigen weiter. Aufgrund der zunehmenden Sorgen um einen Handelskrieg zwischen den USA und China kann man von einem starken Abverkauf des RMB ausgehen. Wir gehen davon aus, dass die PBoC eingreift, um den Tagesgeldsatz anzuheben, damit weitere RBM-Liquidationen verhindert werden. Die CNH-HIBOR-Sätze sind über Nacht auf 12,4% gestiegen, Werte, die wir seit Sept./Okt. nicht gesehen haben. Was den USD/CNY angeht, sollte man eine Stabilisierung oder sogar Aufwertung erwarten, da sich China um die Optik sorgt, und jegliche Kritik zum Wechselkurs vor dem 20. Januar nicht wahrnehmen wird. Soweit es die Schwellenmärkte im Allgemeinen betrifft, haben die Abflüsse nach zwei Wochen von starken Rotationen aus den Schwellenländern in die Fonds der entwickelten Märkte nachgelassen. Vor dem 20. Januar würden wir als gegensätzlichen Trade eine Short-Position im USD/CNY eingehen.