Märkte warten auf Draghi

 | 20.10.2016 12:53

Russland: Höhere Ölpreise reichen nicht aus (von Yann Quelenn)

Der Weg zur Erholung ist eine Tortur. Man könnte denken, dass die höheren Ölpreise die Antwort auf die Probleme Russlands sind, aber das ist leider nicht so. Trotzdem ist ein Barrel um 50 USD für Russland deutlich besser als ein Barrel für 30 USD. Die jüngste Erholung ist sicherlich zu einem großen Teil den russischen Erwartungen zuzuschreiben, dass wir im nächsten Jahr wieder ein Wachstum sehen werden.

Die jüngsten Fundamentaldaten sind nicht optimistisch. Die Arbeitsdaten scheinen weiter eine positive Dynamik aufzuweisen. Die gestern veröffentlichte Arbeitslosenquote bleibt unverändert bei 5,2%. Dazu ist auch die Inflation auf dem Weg zu einem Rekordtief von nur 4,2% im Jahresvergleich.

Aber es gibt etwas, das uns mehr Sorgen bereitet. Der Einzelhandelsumsatz ist für September auf das Niveau von Anfang 2015 bei -1,4% im Monatsvergleich gefallen.
Die Verbraucheraktivität steht klar auf dem Spiel, und das wird bestätigt durch das reale verfügbare Einkommen, das auf -8,3% im Jahresvergleich eingebrochen ist. Anders gesagt: die Inflation ist der Tod der russischen Mittelklasse, und das hat klare Auswirkungen auf den Einzelhandelsumsatz.

Andere Daten wie die Industrieproduktion fallen. Der Anstieg seit dem letzten Jahr hält nicht an und die Daten sind mit -0,8% im Jahresvergleich negativ.

Die Zentralbank hat ihr duales Mandat alles andere als erreicht, und es wird schwierig sein, den Leitzins vor dem Jahresende weiter zu senken, um dem Aufwärtsrisiko der Inflation entgegenzuwirken. Die nächste Zentralbanksitzung findet nächste Woche, am 28. Oktober, statt und sollte die Strategie bestätigen.

Aktuell verfolgt die russische Zentralbank die Strategie, über Goldkäufe ihre Ziele zu erreichen und träumt davon, ihre Währung mit dem Edelmetall zu unterstützen. Wir erinnern uns, dass Russland 2015 208 Tonnen Gold gekauft hat, ein Jahr davor 172 Tonnen. Dieses Jahr plant Russland den Kauf von 200 Tonnen Gold.

Die mittelfristige Zukunft sieht für Russland unsicher aus, und das Aufladen von Long-Positionen im USD/RUB könnte bis zum Jahresende eine gute Maßnahme sein.

Was ist von der heutigen EZB-Sitzung zu erwarten? (von Yann Quelenn)

Das quantitative Lockerungsprogramm der EZB soll nächsten März enden. Das massive Programm bestand im Kauf von ca. 1,7 Bio. EUR an Anleihen. Die Anleger warten nun darauf, dass der nächste Schritt angekündigt wird. Wir glauben, dass es bei der heutigen Sitzung keine wesentliche Veränderung geben wird und dass die Währungshüter auf Wirtschaftsdaten warten wollen, um die Situation besser beurteilen zu können. Die Dezember-Sitzung wird wohl eher die Schlüsselsitzung des Jahres sein.

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Aktuell scheinen die wirtschaftlichen Fundamentaldaten durchwachsen. Das Wachstum in der Eurozone konnte noch nicht wirklich anziehen. Das 2. Quartal zeigte einen Rückgang von 0,3% im Quartalsvergleich gegenüber dem 1. Quartal. Zudem stieg die Kerninflation im September mit 0,4% auf ein Zweijahreshoch im Monatsvergleich und 0,8% im Jahresvergleich. Das Ziel der EZB von 2% scheint jedoch in weiter Ferne zu liegen. Wir denken, durch die Tatsache, dass die EZB alles aufs Spiel gesetzt hat, konnte eine tiefere Rezession vermieden werden, aber sie konnte die Wirtschaft nicht wirklich anregen.

Die Situation in Europa ist unsicher. Der erwartete Alptraum nach dem Brexit ist nicht eingetreten und das italienische Referendum wird im Dezember stattfinden, was zu weiteren Unruhen um die europäische Kohäsion führen könnte.
Soweit es die Währung angeht, gibt es dann weiteren Spielraum für eine Euroschwäche, was den Exporteuren in Europa Erleichterung verschaffen sollte.