Mit einem Government Shutdown in die schwächsten Börsenmonate?

 | 01.08.2021 17:54

Aktuell wurden eine ganze Reihe von vermeintlich wichtigen Konjunkturdaten veröffentlicht. So haben Statistikämter Zahlen zur Entwicklung der Inflation und des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in den USA, der Eurozone und Deutschland bekanntgegeben. Doch ich gehe auf diese Daten gar nicht erst weiter ein. Denn diese Daten sind für die Börsen derzeit überhaupt nicht wichtig.h2 Vergangenheitsbezogene BIP-Daten/h2

Was das BIP angeht, so beziehen sich die Daten auf das 2. Quartal 2021. Und das liegt bekanntlich nun schon einen ganzen Monat zurück. Die Daten sind also vergangenheitsbezogen. An der Börse wird aber die Zukunft gehandelt. Und so haben diese Informationen lediglich noch Unterhaltungscharakter im Sinne von „nice to know“. Es ist also als Nachlese durchaus interessant, ein Nutzen für den Börsenhandel lässt sich daraus aber nicht ableiten.

h2 Erwartete Preissteigerungen/h2

Ähnliches gilt für die Inflationsdaten. Es war klar, dass die Teuerung weiter anziehen würde. Und nachdem die Notenbanken jüngst erst getagt haben und dabei erneut darauf hingewiesen wurde, dass die Währungshüter eine vorübergehende Teuerung oberhalb der Ziele von mittelfristig (EZB) bzw. durchschnittlich (Fed) 2 % erwarten und auch hinnehmen würden, spielen diese Daten aktuell keine Rolle. Erst wenn sich abzeichnet, dass die Inflation in den kommenden Monaten stärker steigt als aktuell gemeinhin schon erwartet, nimmt die Bedeutung dieser Daten wieder zu. Denn dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass insbesondere die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) auf einer ihrer kommenden Sitzungen deutlicher in Richtung Tapering schwenkt. Und das wäre dann bearish für die Aktienmärkte.

h2 Wieder Streit um die US-Schuldenobergrenze/h2

Könnte es auch bearish für die Aktienmärkte werden, wenn es im immer wiederkehrenden Streit um die US-Schuldenobergrenze zu keiner Einigung kommt? Bereits vor einer Woche warnte Finanzministerin Janet Yellen die Parlamentarier vor der Notwendigkeit „außergewöhnlicher Maßnahmen“ ab der ersten Augustwoche. Denn schon am gestrigen 30. Juli werde ihr Ministerium den Verkauf von Wertpapieren der Bundesstaats- und Kommunalverwaltungsserie (SLGS) einstellen müssen, weil dann das aktuelle Schulden-Limit in Höhe von 28,5 Billionen Dollar im Prinzip ausgereizt ist.

Und wenn der Kongress bis zum 2. August die Schuldengrenze nicht ausgesetzt oder erhöht hat, muss das Finanzministerium damit beginnen, „bestimmte zusätzliche außerordentliche Maßnahmen zu ergreifen“, so Yellen. Gemeint sind damit Überbrückungsmaßnahmen, mit denen noch für kurze Zeit ein „government shutdown“ verhindert werden kann. Sind auch diese Maßnahmen ausgeschöpft, müssen viele Bundesbehörden aus Geldmangel den Betrieb einstellen und die Beschäftigten auf Gehaltszahlungen verzichten.

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Nun ist das Gerangel um die Schuldengrenze allerdings nichts Neues. Ein „government shutdown“ passierte alleine im vergangenen Jahrzehnt bereits drei Mal, zuletzt um die Jahreswende 2019. Hier hatten wir es sogar mit dem längsten Shutdown der Geschichte zu tun, da der Regierungsstillstand ganze 5 Wochen bzw. genau 35 Tage andauerte.

Doch nur selten kam es dadurch zu größeren Verwerfungen an den Finanzmärkten. Wenn der Schuldenstreit länger anhält, kann dies zwar das Wachstum der USA belasten, doch meist kommt es zu Aufhol- und damit Ausgleichseffekten.

h2 Wichtige Aufwärtstrendlinie im DAX/h2

Entsprechend wenig verunsichert zeigt sich daher auch der DAX. Der deutsche Leitindex hat sich nach seinem jüngsten „Einbruch“ und der anschließenden schnellen Erholung wieder in seiner 200-Punkte-Seitwärtsrange eingependelt (oberes gelbes Rechteck im folgenden Chart).