Mit dem Coronavirus und den Ölpreisen in eine neue Finanzkrise?

 | 11.03.2020 10:30

Um die aktuellen Kursbewegungen in eine Relation zu setzen, kann man sich aus einem bunten Potpourri aus vergangenen Krisen die passende heraussuchen. Im Hinblick auf den Kurseinbruch des Euro STOXX 50-Futures waren dies in den vergangenen 20 Jahren das Brexit-Votum, der Terroranschlag 9/11 und der Flash-Crash vom 6.5.2010 (siehe auch vorgestrige Börse-Intern).

Der Absturz der Öl-Sorte Brent um mehr als 30 % war sogar der größte Rückgang seit Beginn des ersten Golfkrieges im Januar 1991. Der Aktienindex DAX steuerte vorgestern derweil auf den größten Tagesverlust seit dem Platzen der Blase am Neuen Markt 2001 zu. Und der Volatilitätsindex VDAX erreichte mit mehr als 62 Punkte den höchsten Stand seit der Finanzkrise im Herbst 2008. Wobei der Anstieg um fast 60 % sogar einmalig in der Geschichte ist.

Torsten Ewert hatte vorgestern auch bereits geschrieben, dass die Gründe für die aktuelle Panik an den Börsen vielfältig sind. Und in der Tat mussten die Börsianer in den vergangenen Tagen derart viele Hiobs-Botschaften hinnehmen, dass man kaum noch den Überblick behalten konnte. Und dabei ist jedes einzelne Ereignis für sich betrachtet bereits geeignet, eine neue Krise auszulösen. Daher verwundert es kaum noch, dass die aktuellen Kursbewegungen das Ausmaß vergangener Krisen erreichen oder gar übertreffen.

h3 Preiskrieg am Ölmarkt/h3

Da wären einerseits die stark fallenden Ölpreise. Laut Torsten Ewert sind diese um rund 30 % eingebrochen sind, weil sich die „OPEC+“ am Freitag nicht auf niedrigere Fördermengen einigen konnte, um den Preis zu stabilisieren. Aus meiner Sicht konnte sich aber OPEC+ nicht nur nicht auf eine Ausweitung der Fördergrenze einigen, sondern scheinbar werden die Verweigerer nun mit einem Preiskrieg am Ölmarkt bestraft.

Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

Eigentlich wollten die OPEC-Staaten zusätzliche Förderkürzungen von 1,5 Millionen Fässern pro Tag bis Ende 2020 beschließen, wovon die Nicht-OPEC-Staaten ein Drittel übernehmen sollten. – In Summe wäre damit die stärkste Förderkürzung seit der Finanzkrise 2008 in Kraft gesetzt worden. Auch dieser Vergleich zeigt, dass die Marktteilnehmer aktuell eine große Krise heraufziehen sehen.

Doch Russland wollte nicht mitspielen, sondern lediglich die bereits vereinbarte Drosselung um 2,1 Millionen Barrel, die eigentlich nur bis Ende März galt, bis Jahresende verlängern. Russland gab dazu an, mit dem derzeitigen Preisniveau leben zu können. Und dafür bekam das Land nun scheinbar die Quittung.

h3 Saudi-Arabien lässt die Ölpreise purzeln/h3

Denn nach dem Scheitern der Gespräche will Saudi-Arabien seine Öl-Produktion nun wieder hochfahren. Bis zu 12 Millionen Barrel pro Tag (bpd) kann das Land fördern. Zum Vergleich: In den vergangenen Monaten wurden dort weniger als 10 Millionen bpd aus dem Boden geholt.