Mexikanische Zentralbank vor Zinserhöhung, Brexit-Sorgen lassen nach

 | 30.06.2016 14:21

Wenn der Rauch verzieht (von Arnaud Masset)

Es ist fast eine Woche vergangen, seit die Briten dafür gestimmt haben, die Europäische Union zu verlassen. Die erste Reaktion des Marktes war panisch. Man verkaufte alles, von Aktien bis hin zu den Währungen der Schwellenmärkte, und stürzte sich auf Anleihen und auf Währungen, die als sicherer Hafen gelten. Seit Anfang der Woche hat sich die Situation stabilisiert, da die Händler eingesehen haben, dass sie überreagiert haben. Aber wer kann es ihnen verdenken, schließlich war das Ereignis geschichtlich ohne Beispiel. Es gab keine Orientierungshilfe, die ihnen dabei hätte helfen können, die sofortigen und langfristigen Folgen eines solchen Ereignisses abzuschätzen.

Jetzt, wo sich der Rauch allmählich verzieht, treten einige Gewissheiten zutage. Zum ersten wird die Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Brexit wohl für einen längeren Zeitraum anhalten. Da die Entscheidung jedoch keine kurzfristigen Folgen hat - das Vereinigte Königreich wird Artikel 50 nicht vor Ende des Sommers auslösen - gibt es viel Spielraum für eine vorübergehende Rallye. Zweitens ist es immer noch nicht zu 100 Prozent sicher, dass das Vereinigte Königreich tatsächlich aus der EU austreten wird. In der Tat ist das Ergebnis des Referendums für das Parlament nicht rechtlich bindend. Man könnte sich theoretisch dafür entscheiden, die Entscheidung der Menschen zu ignorieren - genauso wie das Frankreich und die Niederlande im letzten Jahrzehnt mit dem Vertrag von Lissabon getan haben.

Aktuell handelt das Pfund Sterling weiter in seinem Aufwärtstrendkanal, und der EUR/CHF liegt wieder um 1,09. Der Footsie 100 ging auf seinen Wert von vor der Brexit-Entscheidung zurück, und die EM-Währungen handeln wieder fester, nachdem in den USA weiter niedrige Zinsen zu erwarten sind. Wir gehen davon aus, dass sich der Markt wieder auf die Fed und die veröffentlichen Wirtschaftsindikatoren konzentrieren wird, doch wird man die Entwicklungen zum Brexit im Auge behalten.

Mexiko sollte Zinsen nach Brexit-Abstimmung anheben (von Yann Quelenn)

Die Finanzmärkte gehen davon aus, dass die mexikanische Zentralbank ihren Tagesgeldsatz heute Nacht von 3,75% auf 4% anheben wird. Nach dem Brexit-Referendum am letzten Freitag hat der mexikanische Peso zugelegt und auch die mexikanischen Renditen sind gefallen, da die Nachfrage nach mexikanischen Anleihen gestiegen ist. Die Renditen der zehnjährigen mexikanischen Anleihen sind in drei Tagen von 6,25% auf 5,9% zurückgegangen.

Auch wenn die mexikanische Wirtschaft ohne Schwung ist und die Inflation des Landes unter dem Ziel der Zentralbank von 3% (aktuell bei 2,6%) liegt, glauben wir, dass die mexikanische Zentralbank versucht, den Peso zu stabilisieren, um ein weiteres Abrutschen zu verhindern. Als Folge wird sie zum zweiten Mal dieses Jahr die Zinsen um fünfzig Basispunkte anheben. Die Begründung für diese Anhebung liegt darin, dass man Verluste bei den inländischen Anleihen verhindern möchte, wenn der Peso zu stark verliert. Anders gesagt: Die mexikanischen Währungshüter möchten vermeiden, dass ausländische Inhaber mexikanischer Schuldenpapiere ihr Kapital aus dem Land abziehen.

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Seit Jahresbeginn ist der Peso stark eingebrochen und hat mehr als zwei Stellen gegenüber dem Greenback verloren. Wir erwarten weiter, dass der Peso wieder die 19-Marke erreichen wird.