Emre Şentürk | 18.05.2022 16:17
Nach 30 Jahren beendet die nordamerikanische Schnellrestaurantkette, McDonald’s (NYSE:MCD), sein Geschäft in Russland. Als Antwort auf die Ukraine-Krise hat das Unternehmen die meisten Restaurants schon im März geschlossen. Nun steht die Entscheidung: McDonald’s zieht sich komplett aus Russland zurück. An den wenigen noch geöffneten Restaurants stehen die Menschen Schlange, um noch ein letztes Mal in den Genuss eines Big Macs zu kommen.
Insgesamt sollen 84% der Restaurants an einen nationalen Käufer verkauft werden, welcher aber weder das bekannte Logo noch das Menü benutzen darf, ebenso wie alle anderen Aspekte, die dem Markenrecht unterliegen. Was mit dem restlichen Anteil geschieht, ist bislang unklar. Da vom Markenrecht allerdings nicht zurückgetreten wurde, beziehungsweise die Marke weiterhin in Russland geschützt bleibt, lässt der Konzern sich noch eine Hintertür offen, um eventuell in Zukunft wieder zurück in diesen Markt einzusteigen.
Die Entscheidung von McDonald’s ist die jüngste Entwicklung im Bereich der Sanktionen gegen Russland. Viele internationale Unternehmen haben sich aus dem Land zurückgezogen und sich so dem medialen und gesellschaftlichen Druck gebeugt, sich gegen Russland zu positionieren. Allerdings ist die Situation bei McDonald’s deutlich politischer als bei anderen Unternehmen.
Eröffnet wurde das erste Restaurant Ende Januar 1990 und setzte den Starschuss für eine Erfolgssträhne des Unternehmens. Mit dem Einbruch der Soviet Union fluteten nordamerikanische Unternehmen das Land, was gewissermaßen auch als ideologischer oder kultureller Feldzug gesehen wurde. Ähnlich wie Coca-Cola (NYSE:KO) (übrigens im nächsten Dow30-Update an der Reihe), wurde McDonald’s zum Kulturträger der USA – oder es wurde zumindest so aufgefasst. Obwohl der Hamburger das Nationalgericht der Nordamerikaner ist, wurde er durch McDonald’s in die Welt hinausgetragen und ist in fast jedem Land vertreten.
In der Politikwissenschaft gibt es im Rahmen der liberalen Schule eine Theorie, die besagt, dass keine zwei Länder, in denen McDonald´s operativ ist, miteinander Krieg führen würden. Dies stimmt zwar so nicht ganz, da es ja den Falkland-Krieg 1982 zwischen Argentinien und Großbritannien gab, aber die Idee dahinter ist ja nicht auf dem Restaurant aufgebaut. Vielmehr geht es mehr darum auszudrücken, dass McDonald’s repräsentativ für den liberalen Kapitalismus ist, und Länder, die auf diesen Prinzipien basieren, keinen Krieg miteinander führen würden. Diese sogenannte „Golden Arches Theory of Conflict Prevention“ des mehrfachen Pulitzer-Preisträgers, Thomas Friedman, ist in Fachkreisen sehr umstritten, aber auch ebenso als Basis vieler akademischer Schriften geworden.
Durch die vielen anderen kulturellen Güter, wie Filme, Mobiltelefone, Musik und Sportarten, ist die Rolle des Big Macs als Kulturträger nicht mehr so prominent, löst aber im aktuellen Kontext wieder die alten Assoziationen ins Gedächtnis. Persönlich denke ich, dass sich McDonald´s maximal nur mittelfristig aus Russland verabschiedet, da dieser Markt monatlich rund $50 Millionen einbrachte. Nur eine komplette und langfristige Desintegration Russlands aus der Weltwirtschaft würde eine Situation darstellen, in der Russen wirklich lange keinen Big Mac mehr zu Gesicht bekommen würden.
Für mehr Analysen, Einblicke und Prognosen klicken Sie hier !
Der Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen birgt hohe Risiken. Sie können Ihren Kapitaleinsatz vollständig oder teilweise verlieren. Die Kurse von Kryptowährungen sind extrem volatil und können von externen Faktoren wie finanziellen, regulatorischen oder politischen Ereignissen beeinflusst werden. Der Handel auf Margin erhöht das finanzielle Risiko.
Stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie die mit dem Handel der Finanzinstrumente und/oder Kryptowährungen verbundenen Risiken vollständig verstanden haben und lassen Sie sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten, bevor Sie den Handel aufnehmen.
Fusion Media möchte Sie daran erinnern, dass die auf dieser Internetseite enthaltenen Kurse/Daten nicht unbedingt in Realtime oder genau sind. Alle Daten und Kurse werden nicht notwendigerweise von Börsen, sondern von Market-Makern bereitgestellt, so dass die Kurse möglicherweise nicht genau sind und vom tatsächlichen Marktpreis abweichen können, was bedeutet, dass die Kurse indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sind. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für etwaige Handelsverluste, die Ihnen durch die Verwendung dieser Daten entstehen könnten.
Es ist verboten, die auf dieser Website enthaltenen Daten ohne die vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenanbieters zu verwenden, zu speichern, zu reproduzieren, anzuzeigen, zu ändern, zu übertragen oder zu verteilen. Alle Rechte am geistigen Eigentum sind den Anbietern und/oder der Börse vorbehalten, die auf dieser Website enthaltenen Daten bereitstellen.
Fusion Media kann von den Werbetreibenden, die sich auf der Website befinden, anhand Ihrer Interaktion mit den Werbeanzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.