Marktüberblick - Negativzinssätze in Europa

 | 25.03.2015 15:16

Wir schrieben in einem unserer Artikel, dass Schweden seinen Leitzins gesenkt hatte (- 0,10 Prozent). Somit folgte die Riksbank anderen europäischen Zentralbanken. Zur Zeit, ausgenommen Schweden, werden Negativzinssätze von der dänischen Zentralbank, europäischen Zentralbank und der Schweizer Bank eingesetzt. Was bedeutet solch eine historisch ungewöhnliche Geld- und Kreditpolitik für die Finanzmärkte?

Es gibt keine allgemeine Antwort, weil es eine besondere Geschichte hinter jedem Vorkommen eines Negativzinses gibt. Zum Beispiel wurden die dänischen und die Schweizer Zinssätze eher aufgrund von Managemententscheidungen im Bezug auf die Währungen gekürzt, als wegen der Marktstimulierung oder der Erhöhung der Inflation. Die dänische Krone ist an den Euro gebunden, also kürzte ihre Bank die Einlagezertifikate (diese Zertifikate werden auf dem freien Markt eingesetzt) ins Negative (z.Z. bei -0,75), um eine Stärkung der Währung gegenüber dem schwächelnden Euro zu verhindern.

Ein ähnliches Motiv steckte hinter der Entscheidung der Schweizer Bank, die die Zinssätze kürzte (jetzt bei -0,75 Prozent) um Kapitalzuflüsse zu verhindern und die Stärkung des Franks zu neutralisieren, nachdem die Bindung an den Euro entfernt wurde. Im Falle Schwedens lautet die wahrscheinlichste Erklärung: deflationäre Sorgen. Allerdings könnte die Riksbank seinen Repo-Zinssatz, im Rahmen der Währungskriege, auch kürzen können, weil die schwedische Krone, gegenüber dem Euro, seit Ende 2014 steigt.

Die Geschichte des Euros ist etwas anders, weil die Eurozone keine kleine offene Volkswirtschaft, wie die Schweiz, Dänemark oder Schweden ist, die Angst vor Kapitalzufluss und Währungsaufwertung wegen der Probleme in der Eurozone hat. Obgleich wir nicht ausschließen können, das sich die EZB wünscht, den Euro gegenüber dem US-Dollar zu schwächen (die Abnahme in den Zinssätzen könnte ausländische Anleger entmutigen, ihre Liquidität in der Eurozone anzulegen), scheint es nicht der Hauptgrund zu sein, weil die Währungsplaner in Frankfurt den Einlagenfazilitätszins kürzten, der eine Verzinsung auf den überschüssigen Reserven darstellt.

Die EZB kürzte diesen Zinssatz zum ersten Mal im Juni 2014 von 0 auf -0,1 Prozent und dann wieder im September 2014, zu den gegenwärtigen -0,2 Prozent. Auf diese Weise wollte die EZB einen Ausgleich der Geld- und Kreditpolitik zur Verfügung stellen und Banken dazu bringen, Geld von den überschüssigen Reserven an die „wirkliche“ Wirtschaft zu leihen um Inflation und die Wirtschaft anzukurbeln.

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Diagramm 1: Einlagenfazilitätszinssatz der EZB von 2013 bis 2015 (in Prozent)