Folker Hellmeyer | 14.11.2023 08:46
Der Euro eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0697 (05:31 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0666 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 151,66. In der Folge notiert EUR-JPY bei 162,25. EUR-CHF oszilliert bei 0,9652.
Märkte: Weiter Widerstandskraft
Die Finanzmärkte zeigen sich fortgesetzt resilient. Der Datenkalender war dünn. Positiv überraschte der starke Überschuss der deutschen Leistungsbilanz (siehe Datenpotpourri). Auch weitere Nachrichten aus Deutschland setzten positive Akzente, so der sinkende Materialmangel und ein geringerer Aufwand bei dem Energie-Preisschirm. Genießen wir diesen Moment, er ist in letzter Zeit ungewohnt. Die Daten und Nachrichten ändern leider nichts an den strukturellen Defiziten, denen Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern wegen diskretionärer Politik der letzten 18 Jahre ausgesetzt ist.
Die US-Haushaltsdaten warfen Fragen auf. Das Federal Budget als elementare Teilmenge des öffentlichen US-Haushalts wies per Oktober ein Defizit in Höhe von 67 Mrd. USD aus (Vorjahr -88 Mrd. USD). Laut US-Treasury (Debt to the Penny) nahm die öffentliche Verschuldung in den USA von Ende September bis Ende Oktober aber um 532 Mrd. USD zu. Diese Divergenz ist massiv. Kam es zu "Frontloading" wegen des drohenden "Government Shutdown"? Fakt ist, dass es weiter keine belastbaren Ansatzpunkte für eine Lösung im US-Haushaltsstreit gibt. Damit steht der 17. November fortgesetzt im Fokus.
Aktienmärkte waren überwiegend gehalten. Der "Late DAX" und der EuroStoxx 50 legten um 0,19% und um 0,10% zu. Der S&P 500 sank um 0,06%, der NASDAQ um 0,32%, während der Dow Jones um 0,20% stieg. Der Nikkei (07:08 Uhr) war mit 0,45% im Plus, der CSI 300 sank um 0,19%. An den Rentenmärkten tat sich wenig. 10 jährige Bundesanleihen rentieren derzeit mit 2,71% unverändert zur gestrigen Eröffnung. 10 jährige US-Staatstitel werfen eine Rendite in Höhe von 4,63% ab. Gestern lag die Eröffnung bei 4,65%.
Der USD zeigt sich gegenüber dem EUR kaum verändert. Gold konnte gegenüber dem USD an Boden gut machen und legte um 0,53% zu. Silber stieg gegenüber dem USD um 1,59%. Der Ölpreis gewann nach dem vorherigen Ausverkauf mit +2,74% gegenüber dem USD an Boden. Hintergrund sind aktuelle Daten der OPEC, die 2023 einen um 100.000 Fass höheren Verbrauch pro Tag auf 2,5 Millionen Fass unterstellen, als bisher veranschlagt.
Materialmangel in Industrie sinkt - "Vorkrisenniveau nicht mehr weit weg"
Die Klagen in der deutschen Industrie über einen Mangel an Material haben laut Monatsumfrage des IFO-Instituts weiter abgenommen und nähern sich dem Vorkrisenniveau. Im Oktober berichteten nur noch 18,2% der Firmen von Engpässen (Vormonat 24,0%). Der Höhepunkt der Lieferprobleme wurde im Dezember 2021 wegen der Corona-Pandemie (82,4%) registriert. Das Vorkrisenniveau sei nicht mehr weit entfernt, so der Leiter der Ifo-Umfragen, Wohlrabe. Die Unternehmen sollten jetzt für künftige Engpässe vorsorgen, die Lieferketten diversifizieren und die Lagerhaltung erhöhen.
Kommentar: Diese Entwicklung ist erfreulich. Diese Entwicklung hat auch auf das Preisgefüge einen nivellierenden Einfluss (Aspekt Preissetzungsmacht).
Deutschland: Energie-Preisschirm billiger als erwartet
Der von der Regierung mit 200 Mrd. EUR ausgestattete Sonderhaushalt für die Gas- und Strompreisbremse benötigte weniger Mittel als erwartet. Die Regierung geht davon aus, dass Ende 2023 rund 103,7 Mrd. EUR in das kommende Jahr übertragen werden. Ursprünglich war von nur gut 32,8 Mrd. EUR ausgegangen worden.
Kommentar: Diese Entwicklung ist positiv. Eine Mittelverwendung außerhalb des definierten Rahmens im öffentlichen Haushalt, das in der politischen Diskussion steht ("grüne" Begehrlichkeiten), wäre Ausdruck von Beliebigkeit und Opportunismus, was mit Sicherheit Rechtsfragen auslösen würde.
EZB: Zeitweises Wiederaufflammen der Inflation möglich
Die Inflation in der Eurozone könnte laut EZB-Vize de Guindos trotz der Zinspolitik in den kommenden Monaten zeitweise zulegen. Dabei spielten sogenannte Basiseffekte eine Rolle, denn der starke Anstieg der Energie- und Lebensmittelpreise vom Herbst 2022 falle nun aus den Berechnungen heraus. De Guindos betonte, dass der generelle Prozess der Disinflation mittelfristig anhalten würde. Die Inflation in der Eurozone war im Oktober auf 2,9% gesunken nach 4,3% im September. Zum Vergleich: Im Herbst 2022 lag die Teuerungsrate noch zeitweise bei über 10%. Die Energiepreise blieben eine große Quelle der Unsicherheit angesichts der erhöhten geopolitischen Spannungen und den Auswirkungen fiskalischer Maßnahmen, so de Guindos.
Kommentar: De Guindos Einschätzung deckt sich mit unserer Sichtweise. Verbraucherpreise werden zunächst wegen Basiseffekten im Jahresvergleich zulegen.
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: Deutschland mit starker Leistungsbilanz
Deutschland: Die Leistungsbilanz wies per September einen Überschuss in Höhe von 28,1 Mrd. EUR nach zuvor 22,8 Mrd. EUR aus (revidiert von 16,6 Mrd. EUR).
Portugal: Die Verbraucherpreise sanken per Berichtsmonat Oktober im Monatsvergleich um 0,2% und legten im Jahresvergleich um 2,1% zu (geringster Anstieg seit Oktober 2021 mit seinerzeit 1,8%).
USA: Federal Budget Defizit bei -67 Mrd. USD
Das Federal Budget als elementare Teilmenge des öffentlichen US-Haushalts wies per Oktober ein Defizit in Höhe von 67 Mrd. USD aus (Vorjahr -88 Mrd. USD). Laut US-Treasury (Debt to the Penny) nahm die öffentliche Verschuldung in den USA von Ende September bis Ende Oktober um 532 Mrd. USD zu.
China: Geldmenge M2 wächst erwartungsgemäß
Die Geldmenge M2 legte per Berichtsmonat Oktober im Jahresvergleich um 10,3% (Prognose 10,3%) nach zuvor 10,3% zu.
Indien: Verbraucherpreise leicht rückläufig
Die Verbraucherpreise verzeichneten per Berichtsmonat Oktober einen Anstieg um 4,87% (Prognose 4,80%) nach zuvor 5,02%.
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.0770 – 1.0800 negiert das für den USD positive Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
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