Märkte wanken - US-Wahl problematisch - Brexit, viele UK-Amateure

 | 24.09.2020 09:04

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1658 (06:27 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1651 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 105,44. In der Folge notiert EUR-JPY bei 122,91. EUR-CHF oszilliert bei 1,0762.

Aktienmärkte wanken. Der USD ist im Rahmen eines pawlowschen Reflexes gesucht. Es ist ein Reflex, der auch algorithmisch hinterlegt ist. 

Die Welt-Probleme sind neben der Corona-Thematik die Politikansätze der USA, die internationales Recht, Staatssouveränität, das internationale Organigramm, das Vertragsrecht und das Eigentumsrecht mindestens in Frage stellen. 

Diese Politikansätze sind die massivsten Schatten, die je auf den Leitwährungsstatus des USD gefallen sind, da der rechtsstaatliche Umgang ausgehend von den USA nicht länger gewährleistet ist (essentiell für diesen Status). Daraus eine Attraktivität des USD ableiten zu wollen, überlassen wir den Narrativschreibern. Davon gibt es im Pentagon übrigens mehr als 20.000.

Edelmetalle werden im Zuge dieses Reflexes ohne intellektuelle Würdigung sinnbefreit sportlich abverkauft. Dabei sind es doch die Edelmetalle, die sich außerhalb des angeschlagenen Systems bewegen und Alternativen ohne Minuszins bieten. Entschuldigung, das ist zu sachlich und sicherlich nicht politisch korrekt. Wir verbuchen dieses Abverkauf der Edelmetalle unter dem Begriff Liquiditätspräferenz der Anleger und ab damit. 

Falls Sie in den obigen Einlassungen einen ironischen oder sarkastischen Unterton heraushören, so liegen sie nicht falsch. Seit den frühen 80er Jahren bewege ich mich an Finanzmärkten. So eine unprofessionelle Diskontierungsform der Realitäten, ist mir in meiner Karriere bisher nicht vorgekommen. Aber, die Kraft des normativ Faktischen holt Märkte und Politik früher oder später ein. Zurzeit werden Positionierungen am Devisen- und Edelmetallmarkt auf Treibsand gebaut.


US-Wahlrisiken sind ausgeprägt und nehmen zu

US-Präsident Trump hat sich nicht eindeutig festgelegt, ob er im Falle einer Wahlniederlage das Weiße Haus räumen würde. Er antwortete ambivalent auf die Frage, ob er bei einem Sieg seines demokratischen Rivalen Biden am 3. November für eine friedliche Amtsübergabe sorgen würde. Er sagte, man würde sehen, was passierte.

Seit Monaten gibt es Streit zwischen den regierenden Republikanern und den Demokraten über die Briefwahl. Trump thematisierte mehrmals, dass bei der Briefwahl die Risiken von Wahlfälschung zunehmen würden. 

Damit hat er nicht Unrecht. Für ein westliches Industrieland mit IT-Führungsrolle, das vorgibt Führer der freien Welt zu sein, ist es peinlich, dass man hinsichtlich Meldewesen und Wahlstrukturen in der Vorvergangenheit lebt, denn das ist das Kernproblem. Dieser Mangel an Struktur (Aristoteles!) eröffnet erst dieses von Trump genannte Risiko, das aber auch ein Risiko für Biden sein kann. 

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Wahlfälschung kann von beiden Seiten instrumentalisiert werden. Es ist völlig unverständlich, wie nach den beiden Bush-Wahlen nicht aus den Fehlern gelernt wurde oder wollte man nicht aus den Fehlern lernen. Wir erinnern, dass mindestens die erste Wahl von G. W. Bush Charaktermerkmale eines Coups hatte. Wie still dort doch die Bundesregierung und der Rest des Westens war. Bei Lukaschenko ist man recht laut, wahrscheinlich zurecht.

Trump erwartet, dass die Wahl letztlich vor dem Obersten Gericht des Landes enden würde. Aus diesem Grund sei es aus seiner Sichtweise wichtig, dass das Gremium erneut mit neun Richtern besetzt sei, nachdem Frau Ginsburg (liberal) vor kurzem verstarb. Die Frage der Neubesetzung hat zu einem Streit zwischen Demokraten und Republikanern geführt. Trump will den Posten umgehend besetzen, während die Demokraten fordern, damit bis nach der Präsidentenwahl zu warten. Das war bisher geübte Usance vor Präsidentschaftswahlen in den USA. 

Dabei geht es um eine eklatante Machtfrage. Das Oberste Gericht in den USA ist ein massiver Machtfaktor für die Grundausrichtung der US-Politik. Entscheidend ist, ob dieses Oberste Gericht eine liberale oder konservative Grundrichtung vertritt. Die Richter werden auf Lebenszeit ernannt. Präsident Trump könnte mit der Ernennung die konservative Ausrichtung des Gremiums nachhaltig festlegen. Von den aktuell acht Richterinnen und Richtern gelten fünf als konservativ. 


Brexit: Amateure, wohin man schaut!

Die britischen Unternehmen sind laut einer Umfrage der britischen Handelskammer BCC unzureichend auf die Zeit nach Ablauf der Brexit-Übergangsfrist am Jahresende vorbereitet. Circa 51% der befragten Firmen hätten die von der Regierung empfohlenen Schritte bislang nicht unternommen. Das ist verstörend, denn die Aggressionen gegen die EU seitens der UK-Regierung können den UK-Unternehmen kaum entgangen sein. Das Handeln der Unternehmen ist amateurhaft und wird negative Folgen haben.

EU-Verhandlungsführer Michel Barnier äußerte vor der jetzt anlaufenden Gesprächsrunde Zuversicht. Seitens der EU werde man ruhig, respektvoll, realistisch und standhaft verhandeln. Es stellt sich die Frage, ob die britische Regierung auch respektvoll und realistisch agieren kann. Die Vergangenheit verheißt nichts Gutes!


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Zu Herbstbeginn wird die Corona-Lage in der Wirtschaft kritischer wahrgenommen. Die Zahl der positiv getesteten Personen nimmt zu. Das hängt jedoch auch mit der massiven Ausweitung der Tests zusammen.

Der Dienstleistungssektor ist von den Debatten und den Risiken neuer regionaler Lockdowns am stärksten beeindruckt. Der mediale und politische Diskurs impliziert, dass die Risikowahrnehmung ausgeprägt bleiben wird mit Belastungen für das Stimmungsbild in der Wirtschaft.

Es besteht wegen der Ähnlichkeit der Symptome mit Covid-19 Erkrankungen ein erhebliches Risiko, dass die normale Grippesaison, die vor uns steht, die Risikowahrnehmung forcieren wird.

Damit trübt sich der Ausblick für die globale Konjunkturlage ein. Asien ist dabei voraussichtlich ein Lichtblick. So liegt die Anzahl der positiv getesteten Personen in China im Dunstkreis von 400 Personen laut JHU.


Eurozone: Dienstleistungssektor im Griff von Corona-Nervosität

Der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe legte per September laut Erstschätzung von zuvor 51,7 auf 53,7 Punkte zu (Prognose 51,9) und markierte den höchsten Indexstand seit August 2018. Der Markit Dienstleistungsindex verlor unerwartet per September von zuvor 50,5 auf 47,6 Zähler (Prognose 50,5). In diesem Sektor ist die Sensitivität hinsichtlich der aktuellen Corona-Lage ausgeprägter. In der Folge sank der Composite Index von 51,9 auf 51,7 Punkte. Die Prognose war bei 51,7 Zählern angesiedelt.


USA: Dienstleistungssektor resilienter als in Eurozone

Der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe legte per September laut Erstschätzung von zuvor 53,1 auf 53,5 Punkte zu (Prognose 53,1). Der Markit Dienstleistungsindex verlor per September von zuvor 55,0 auf 54,6 Zähler (Prognose 54,7). In der Folge sank der Composite Index von 54,6 auf 54,4 Punkte. 

Die von FHFA ermittelten Hauspreise stiegen per Berichtsmonat Juli im Monatsvergleich um 1,0% nach zuvor 1,0% (revidiert von 0,9%). Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 6,5% nach zuvor 5,8% (revidiert von 5,7%).

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.1620 - 50 neutralisiert den positiven Bias des Euros.  

Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer 
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH

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