Märkte: US-CPI verschreckt den Markt

 | 14.02.2024 07:56

Der Euro eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0711 (05:24 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0701 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 150,46. In der Folge notiert EUR-JPY bei 161,17. EUR-CHF oszilliert bei 0,9494.

Märkte: US-CPI verschreckt den Markt

Internationalen Finanzmärkte reagierten verschreckt auf die Veröffentlichung der US-Verbraucherpreise.

In der Tat wurden Erwartungen nicht erfüllt. Die Gesamtrate sank "nur" von 3,4% auf 3,1%. Der Markt wollte 2,9% sehen. Die Kernrate verharrte bei 3,9%. Hier lag die Erwartung bei 3,7%. Zu konstatieren ist, dass es in der Gesamtrate zu einem deutlichen Rückgang kam. Das passt in das globale Bild, in dem in Fernost partiell sogar Deflationsdruck vorherrscht. US- Zinssenkungserwartungen sind in der Folge der Veröffentlichung der CPI-Daten weniger ausgeprägt, Marktbewertungen sind reduziert. Zusätzlich belastete das eingetrübte Stimmungsbild der kleineren US-Unternehmen (siehe Datenpotpourri).

Aus Europa erreichten uns positive Sentiment-Indices seitens ZEW für die Eurozone und Deutschland. Diese Indices markierten die Höchststände seit Februar 2023. Der deutsche Lageindex sank jedoch auf den Tiefststand seit August 2020. Übersetzt heißt das, die Hoffnung lebt, auch wenn die reale Lage erodiert (siehe Datenpotpourri).

Die aktuellen OPEC-Prognosen für die Nachfrageentwicklung fallen positiv aus. Die OPEC erwartet ein Wachstum der Ölnachfrage im Jahr 2024 um 2,25 Millionen Fass pro Tag. Auch langfristig würde die Nachfrage robust bleiben (2025 Nachfragesteigerung um weitere 1,85 Millionen Fass pro Tag). Erhöhtes Wachstum der Weltwirtschaft könnte die Nachfrage stärker forcieren. Im Januar erhöhte der IWF die globale BIP-Prognose von 2,9% auf 3,1%.

Aktienmärkte standen unter Druck. Der Late DAX verlor 1,08%, der EuroStoxx 50 1,34%, der S&P 500 1,26%, der Citi US Tech 100 1,27%. In Fernost setzten sich Abverkäufe durch. Der Nikkei (Japan) gab Stand 07:06 Uhr um 0,44% ab. Der Sensex (Indien) verlor um 0,78% und der Kospi (Südkorea) sank um 1,07%.

Rentenmärkte standen unter Druck. 10-jährige Bundesanleihen rentieren aktuell mit 2,40% (Vortag 2,36%), 10 jährige US-Staatsanleihen mit 4,31% (Vortag 4,18%).

Der USD legte in Folge der veränderten Zinserwartungen gegenüber EUR, Gold und Silber zu.

Deutschland: Stimmung im Wohnungsbau markiert Rekordtief

Das IFO- Barometer für das Geschäftsklima im Wohnungsbau gab im Januar von zuvor -56,9 auf -59,0 Punkte nach und markierte einen neuen historischen Tiefststand. Das Barometer für die Erwartungen sank von -64,7 auf -68,9 Punkte, ebenso ein neuer Negativrekord. Dem Ifo-Institut zufolge werden in diesem Jahr circa 225.000 Wohnungen gebaut.

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Bauministerin Geywitz peilt 400.000 pro Jahr an. Der Immobilienwirtschaft zufolge dürfte dieses Ziel auch 2025 verfehlt werden. Die Baubranche sieht daher die Politik in der Pflicht. Der Präsident des Bundesverbandes Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen Salewski sagte, der Wohnungsmangel türme sich immer weiter auf, diese Talfahrt müsse gestoppt werden. Verlangt würden sofortige spürbare Entlastungen bei den Anforderungen an Neubauten sowie steuerliche Erleichterungen. Die Kosten und Anforderungen beim Wohnungsbau müssten runter. Es fehlten hunderttausende Wohnungen, Arbeitsplätze seien bedroht, ein ganzer Wirtschaftszweig drohte abzustürzen (Strukturverlust/Aristoteles).

Kommentar: Ein solcher Indexstand des IFO-Barometers sollte in Berlin ernst genommen werden. Die Lage spitzt sich zu. In der Tat ist die Politik in der Verantwortung. Die gelebte Form der Regierungspolitik bezüglich Migration, die mehr Wohnraum erfordert, und der verschärften Regulierung im Bau gekoppelt mit der veränderten Zins- und Energielage stehen bezüglich der Ziele im Wohnungsbau in einem eklatanten Widerspruch. Ein "Aussitzen" dieses Problems seitens der Politik verschiebt das Problem auf die Unternehmen und Bürger. Bezüglich der Unternehmen droht Strukturverlust (Aristoteles), bezüglich der Bürger drohen gesellschaftspolitische Stabilitätsverluste mit politischen Implikationen. Will Berlin das?

Kanzleramt: Deutschland nicht in Rezession, werden 2024 wachsen!

Kanzleramtschef Schmidt sieht Deutschland nicht in einer Rezession. Schmidt sagte, wir würden in diesem Jahr Wachstum erleben. Schmidt verwies auf hohe Investitionen der Regierung. Zu 58 Mrd. EUR im Haushalt kämen noch 49 Mrd. EUR aus dem sogenannten Klima- und Transformationsfonds.

Kommentar: Ich höre die Worte. Sehr geehrter Herr Schmidt, nennen Sie mir eine Branche, die derzeit ohne exogenen Anstoß (Subventionen) aus sich selbst heraus wächst. Ich stehe Ihnen für Gespräche gerne zur Verfügung. Laut Insidern wird die Regierung diese Woche die BIP-Prognose per 2024 von +1,3% auf +0,2% eindampfen. “Food for thought!“

Europas LNG-Importe aus Russland

Frankreich hat in den ersten 9 Monaten per 2023 die LNG-Importe aus Russland um 41% erhöht. Russland war nach den USA der zweitgrößte LNG-Exporteur Richtung Frankreich. Nach Angaben des Statistischen Dienstes der EU belegte Frankreich mit LNG-Lieferungen aus Russland im Wert von 1,5 Mrd. EUR den 2. Platz in der EU. Nur Spanien importierte mit 1,8 Mrd. EUR mehr LNG. Belgien gab 1,36 Mrd. EUR für den Kauf von russischem LNG aus.

Kommentar: Die Internationale Energieagentur hat seit Beginn des Ukraine-Konflikts darauf verwiesen, dass die weltweite Energieversorgung ohne Russland nicht möglich sei. Diese Daten belegen es. Sie belegen auch, dass die Sanktionspolitik zu großen Teilen Symbolpolitik war und ist, die einerseits ihre Ziele in Russland verfehlten und verfehlen (Wirtschaftsdaten, Isolierung, internationales Standing), aber andererseits unsere Unternehmen und Bürgern und damit dem Standort massiv schaden.

Ergo wurde Europa durch diese Politik geschwächt. Es ist an der Zeit, sich aus unhaltbaren Narrativen in Berlin und Brüssel zu entfernen, zudem, da sowohl die USA (Uran) als auch Japan (Sachalin) interessenorientiert handeln. Ein „Weiter so“ hieße, den fortgesetzten Abstieg Europas im Verhältnis zum Rest der Welt zu riskieren.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: ZEW: Blick nach vorne besser, Blick auf Lage schlechter

Der ZEW-Erwartungsindex für die Eurozone stellte sich per Februar auf 25,0 nach zuvor 22,7 Punkten. Es ist der höchste Indexwert seit Februar 2023.

Deutschland. Der ZEW-Sentiment-Index legte per Februar von zuvor 15,2 auf 19,9 Zähler zu (Prognose 17,5) und erreichte den höchsten Indexstand seit Februar 2023. Der ZEW-Lageindex verzeichnete per Februar einen Rückgang von -77,3 auf -81,7 Punkte (Prognose -79,0) und markierte den tiefsten Indexstand seit August 2020.

Frankreich. Die Arbeitslosenquote nach Definition der ILO verharrte im vierten Quartal 2023 bei 7,5% (Prognose 7,4%, Vormonat revidiert von 7,4% auf 7,5%).

UK: Arbeitslosenquote sinkt unerwartet auf 3,8%

Die Arbeitslosenquote (ILO Definition) lag per Dezember bei 3,8% (Prognose 4,0%) nach zuvor 4,2%. Es ist die geringste Quote seit April 2023.

Schweiz: Verbraucherpreise (J) sinken auf 1,3%

Die Verbraucherpreise legten per Januar im Monatsvergleich um 0,2% (Prognose 0,6%) nach zuvor 0,0% zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 1,3% (Prognose 1,7%) nach zuvor 1,7%. Es ist die geringste Zunahme seit Oktober 2021.

USA: Verbraucherpreise höher als erwartet

Die Verbraucherpreise legten per Januar im Monatsvergleich um 0,3% (Prognose 0,2%, Vormonat 0,2%, revidiert von 0,3%) und im Jahresvergleich um 3,1% (Prognose 2,9%, Vormonat 3,4%) zu. Die Kernrate nahm per Januar im Monatsvergleich um 0,4% (Prognose 0,3%) und im Jahresvergleich um 3,9% (Prognose 3,7%, Vormonat 3,9%) zu.

Der NFIB Business Optimism Index (kleinere Unternehmen) stellte sich per Januar auf 89,90 nach zuvor 91,90 Punkten und markierte den tiefsten Stand seit Mai 2023. Der Blick auf den Chart verdeutlicht auch unter historischen Gesichtspunkten das unauskömmliche Indexniveau.