Märkte uneinheitlich – US-Präsident Biden übt Kritik am US-Kapitalismus

 | 20.07.2023 10:04

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1226 (05:51 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1175 im europäischen Geschäft markiert wurde: Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 139,18. In der Folge notiert EUR-JPY bei 156,24. EUR-CHF oszilliert bei 0,9611.

Märkte: Uneinheitliche Situation

Die Finanzmärkte lieferten in den letzten 24 Handelsstunden ein uneinheitliches Bild. Die Niveaus wurden grundsätzlich gehalten. Von der Inflationsfront erreichten uns gestern weitere Entspannungssignale, die jedoch kaum oder keine Traktion an den Rentenmärkten hatten. Die Nachrichtenlage für Europa und Deutschland blieb negativ ausgeprägt, ob bei Steuereinnahmen (siehe unten) oder im Gastgewerbe. US-Neubaubeginne und Baugenehmigungen enttäuschten. An den Aktienmärkten wurden die erhöhten Niveaus konsolidiert. Europa stand marginal stärker unter Druck als die US-Märkte.

An den Rentenmärkten kam es zu keinen maßgeblichen Bewegungen. 10-jährige Bundesanleihen rentieren heute früh mit 2,39% (Vortag 2,35%), während 10-jährige US-Staatsanleihen eine Rendite von 3,77% (Vortag 3,77%) abwerfen.

Der USD konnte in der Spitze gegenüber dem USD bis auf 1.1175 zulegen, um dann wieder unter Verkaufsdruck zu kommen. Gold und Silber gewannen gegenüber dem USD an Boden.

US-Präsident Biden übt Kritik am US-Kapitalismus

US-Präsident Biden hat den amerikanischen Kapitalismus kritisiert. Er sagte, man könne schlechte Fusionen, die zu Massenentlassungen, höheren Preisen und weniger Möglichkeiten für Arbeitnehmer und Verbraucher führen, nicht akzeptieren. Er konstatierte, dass Kapitalismus ohne Wettbewerb kein Kapitalismus sei, sondern Ausbeutung. Es gehe um grundsätzliche Fairness. Die Leute seien es leid, für dumm verkauft zu werden.

Kommentar: Das ist notwendiger Realismus. Das klingt jedoch primär nach Vorwahlkampf, denn Herr Biden hatte maßgebliche politische Positionen inne, als diese Politik aktiv verfolgt wurde. Vier Jahrzehnte einer "fehlgeleiteten Wirtschaftsphilosophie" hätten zu einer zunehmenden Firmenkonzentration in 75% der US-Wirtschaft geführt. Dies koste dem durchschnittlichen US-Haushalt bis zu 5000 USD pro Jahr an höheren Preisen und niedrigeren Löhnen.

Kommentar: Wird man sich in Washington nach der Wahl an diese weisen Worte erinnern?

Deutschland: Steuereinnahmen sinken im Juni - Klartext

Die Steuereinnahmen sanken im Juni laut Bundesfinanzministerium im Jahresvergleich um 7,3% auf 86,4 Mrd. EUR. Im 1. Halbjahr 2023 lagen die Einnahmen 2% unterhalb des Niveaus des Vorjahres. Experten rechnen für das Gesamtjahr 2023 mit einem Anstieg um circa 3% auf rund 838 Mrd. EUR.

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Kommentar: Deutschlands Wirtschaft ist in einer schwachen konjunkturellen, aber mehr nochin einer schwachen strukturellen Verfassung. Das schlägt sich in den Steuereinnahmen nieder.

Die Konjunkturindikatoren zeigten laut Monatsbericht des Finanzministeriums weiterhin ein gemischtes Bild.

Kommentar: Nein, sehr geehrtes Bundesfinanzministerium, es ist kein "gemischtes Bild" bei Konjunktur- und Frühindikatoren, sondern ein schwaches und in Teilen prekäres Bild! Das gilt umso mehr bei ausbleibenden Investitionen in Breite und Tiefe. Breite und Tiefe ist jedoch nur zu erreichen, wenn die Standortbedingungen eine internationale Konkurrenzfähigkeit erlauben.

Das ist aus meiner Sichtweise, aus Sichtweise des BDI, der DIHK und anderen Verbände nicht gegeben (Energie, Bürokratie, Infrastruktur, Steuern, Vernachlässigung des Leistungsprinzips etc.). Prestigeprojekte, beispielsweise Intel (NASDAQ:INTC) in Magdeburg oder Tesla (NASDAQ:TSLA) in Berlin, sind mit Subventionen "gekaufte" Investitionen. Sie sind nicht Ausdruck unserer Konkurrenzfähigkeit im freien Wettbewerb. Sie helfen, aber nicht nachhaltig. Auch der Dienstleistungssektor, der bisher Stabilisator war, verliert an Dynamik.

Faktencheck: