Märkte im "Zins-Blues"

 | 04.10.2023 11:16

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0461 (05:34 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0449 im europäischen/US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 149,28. In der Folge notiert EUR-JPY bei 156,16. EUR-CHF oszilliert bei 0,9647.

In eigener Sache: Wegen Geschäftsreisen erscheint der nächste Hellmeyer-Report am kommenden Montag.

Märkte: Im „Zins-Blues“

Der "Zins-Blues" hat die Märkte im Griff. Aktienmärkte standen in der Folge weltweit unter Druck. Die Rentenmärkte sind weiter von steigenden Renditen geprägt. Entspannende Signale von der Inflationsfront werden ignoriert, ebenso jüngste Einlassungen von dem Fed-Vize Barr (siehe unten). Die Rendite der 10 jährigen Bundesanleihe erreichte mit 2,97% das höchste Niveau seit 2011. Hier liegt auch die heutige Eröffnung. 10 jährige US-Staatsanleihen rentieren aktuell mit 4,85% auf dem höchsten Niveau seit 2007.

Der USD gewinnt vor allen Dingen gegenüber den edlen Metallen an Boden. Diese Bewertung der Edelmetalle erfolgt solitär über das Thema Zins. Fundamental haben diese "de facto" Währungen keinen Fehl und Tadel (Verschuldung etc.). Dieser Aspekt wird trotz der zunehmenden Virulenz der Fundamentalthematik nicht diskontiert.

Gegenüber dem EUR war der Zugewinn überschaubar. Mit 1,0449 wurden die schwächsten Kurse des EUR seit November 2022 markiert. Warum "überschaubare" Verluste?

Die Konjunkturdifferenz zu den USA unterstützt den USD, die Zinsdifferenz zum USD unterstützt den USD, die Autarkie (Versorgungssicherheit) bei Energie und die günstigeren Energiepreise unterstützen den USD, das IRA-Programm sorgt für Kapitaltransfer in die USA. Mehr noch sank der Gebrauch des EUR im internationalen Zahlungsverkehr zu Gunsten des USD in den letzten neun Monaten. Laut SWIFT sank die Nutzung des Euros per Januar von 38% auf aktuell 23,2% per Ende August. Damit wurde der schwächste Wert seit 12 Jahren markiert. Der Anteil des USD stieg von circa 40% auf 45%.

Ein Thema belastet den USD, das Thema ist aber ausgeblendet. Es ist die ausufernde Staatsverschuldung. Über das Wochenende nahm die US-Staatsverschuldung um circa 275 Mrd. (1,1% des BIP) auf 33,44 Billionen USD zu. Können die USA mit Neuverschuldungen von 8%+ des BIP für circa 2% Wachstum weiter die geopolitische Rolle der Vergangenheit in die Zukunft tragen?

WTO-Chefin - Erste Anzeichen für "gefährliche" Fragmentierung des Welthandels

Aspekt: Rahmenbedingungen der Weltwirtschaft. Die Welthandelsorganisation WTO warnt vor einer Zersplitterung im globalen Warenaustausch. Man sehe zwar noch keine großflächige Fragmentierung, aber es gebe erste Anzeichen, so WTO-Chefin Okonjo-Iweala in Genf. Sie nannte diesen Trend gefährlich. Auch könnte er sich am Ende als sehr kostspielig herausstellen. Sie forderte auf, die Globalisierung neu zu denken.

Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

Kommentar: Die Globalisierung hat die weltweite Armut massiv reduziert. Die Globalisierung in der jetzigen Form setzte nach dem Fall des Kommunismus 1990 in sportlicher Manier ein. Nachfolgender Chart belegt den Erfolg der Globalisierung. Nie zuvor gab es einen stärkeren Armutsrückgang in einer solchen kurzen Zeitspanne. Die Globalisierung ist Ausdruck des Humanismus (Grundversorgung der Menschen) – Die Abkehr davon ist das Gegenteil.