Folker Hellmeyer | 25.02.2020 09:02
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0852 (07:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0805 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 110,78. In der Folge notiert EURJPY bei 120,21. EUR-CHF oszilliert bei1,06286.
An den Kapitalmärkten heißt die Gretchenfrage spätestens seit dem Wochenende wieder: Wird es auch offiziell eine Pandemie und wenn ja, wie schlimm Während de faco ohnehin eine solche vorliegt es existieren selbst tragende Infektionsketten auf mehr als einem Kontinent spricht die WHO bisher nicht von einer solchen. Wirtschaftlich signifikant ist die Ausbreitung bisher nur in Asien.
Trotzdem muss die derzeitige Abwärtsbewegung nicht gleich als irrational abgestempelt werden. Es ist bisher schlicht nicht abschätzbar, wie weit und schnell sich das Virus in Europa ausbreitet. Als Konjunkturbremse wird es sich erweisen, aber es bleibt offen, ob es ein leichtes Abbremsen wird oder doch eine Vollbremsung. Sicher können wir uns nur darüber sein, dass die die Zentralbanken den Märkten im Zweifel zur Seite springen werden. Der US-Finanzminister Mnuchin bereits am Sonntag seine Zuversicht über ein Eingreifen ausgedrückt. Ob es der Realwirtschaften wirklich hilft? Der Showeffekt ist jedenfalls beträchtlich, wenn der Konjunkturwagen zeitgleich abgebremst und geldbeschleunigt wird.
Kämen neue Geldmengen aber noch im Konjunkturmotor an? Die Zinsen sind in den westlichen Industrienationen niedrig genug, um jedes halbwegs sinnvolle Projekt zu finanzieren, die Geldmenge reicht zum Schulden ertränken.
Befeuert wird hingegen der Kapitalmarkt, der in den USA wiederum eine signifikante Auswirkung auf Konsum und Wahlergebnisse hat.
Für Europa gilt die Korrelation zwischen Märkten und Konsum hingegen in nur weit geringerem Maße.
So lange das Virus nicht die Lieferketten stört und die Güterproduktion in weiten Teilen verhindert, wird die Realwirtschaft sich von einem exogenen Schock von alleine erholen. Genauso wie ein Patient von einer Grippe: mit Medikamenten über sieben Tage und ohne eben eine Woche
Sollte es zu den oben genannten Störungen kommen, lautet nicht die Frage, wie niedrig die Zinsen sind, sondern ob die Unternehmen weiter Liquidität im Rahmen der Bonitätsprüfung aus dem Bankensektor bekommen. In China wird diese Liquidität aktuell per Befehl aus Peking bereitgestellt. An dieser Stelle könnte im Worst-Case Szenario ein Staatseingriff zur Liquiditätsbereitstellung für Unternehmen notwendig und berechtigt sein
Für die Kapitalmärkte gilt es zu beurteilen, wie die Welt ist, nicht wie sie sein sollte. In allen Szenarien erscheint eine Liquiditätsausweitung wahrscheinlich. In diesem Sinne werden sich in den nächsten Tagen - oder im schlechten Fall Wochen - Kaufgelegenheiten an den Aktienmärkten auftun. Langfristig bleiben Aktien die richtige Wahl zum Vermögensaufbau. Daran ändert auch der Coronavirus nichts.
Mit Freude nehmen wir die Veröffentlichung der gestrigen ifo Indikatoren zur Kenntnis. Lage-, Klima- und Erwartungsindex lagen über den Erwartungen der Analysten.
Zwar schätzen die Unternehmen die aktuelle Lage etwas schlechter ein, doch dafür schauen sie auch etwas optimistischer in die Zukunft. Besonders positiv ist die Entwicklung der Geschäftserwartungen im Verarbeitenden Gewerbe. Diese stieg zum dritten Mal in Folge. Eingetrübt hat sich dagegen etwas die Stimmung im Dienstleistungssektor, wo Lage- und Erwartungskomponente rückläufig waren.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.1000 1.1030 neutralisiert den positiven Bias des USD.
Viel Erfolg!
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