Markt stellt Erwartungen an Zinserhöhung zurück, RBA wartet ab

 | 05.10.2015 13:14

US-Stellenbericht verschiebt Zinserhöhung auf 2016 (von Arnaud Masset)

Nach dem enttäuschenden US-Stellenbericht für September beginnen die Marktteilnehmer endlich damit, den ewigen Optimismus der Fed zu hinterfragen. Der jüngste NFP-Bericht zeigt, dass die US-Wirtschaft im September nur 142.000 Stellen geschaffen hat, während die Ökonomen auf eine Zahl von 201.000 gehofft hatten. Noch schlimmer war, dass die alte Zahl von 173.000 auf 136.000 nach unten revidiert wurde. Es scheint nun so, als hätte die Federal Reserve nicht nur ein Inflationsproblem, sondern auch ein Stellenproblem - die durchschnittlichen Stundenlöhne zeigen, dass der Lohndruck im September anämisch war. Die US-Wirtschaft verliert an Momentum, und es scheint so, als wäre die weltweit größte Wirtschaft sogar noch anfälliger für das globale Umfeld als erwartet. Die Fed steht nun vor einem Dilemma: Entweder entscheidet sie sich, das zu retten, was von ihrer Glaubwürdigkeit übrig ist und hebt die Zinsen bis zum Jahresende an und geht somit das Risiko ein, die Situation zu verschlechtern, indem sie den Dollar stärkt; oder die FOMC-Mitglieder entscheiden sich, ihre Ansichten und Reden dem aktuellen Status der globalen und lokalen Wirtschaft anzupassen und den Leitzins nahe Null zu halten.

Der Markt preist nun eine Zinserhöhung im März 2016 ein. Die Wahrscheinlichkeit für Oktober ist auf 10% gefallen, während die Chancen auf eine Anhebung im Dezember auf ca. 25% zurückgegangen sind. Selbst wenn die Fed behauptet, dass die Geldpolitik datenabhängig bleibe, verhindert das Argument der "Glaubwürdigkeit", dass wir eine Zinserhöhung im Dezember ein für alle Mal ausschließen. Wir gehen davon aus, dass die Fed im März tätig wird. Kurzfristig wird der Greenback stark anfällig für die Kommentare der Fed und die Wirtschaftsdaten aus den USA bleiben. Der Wirtschaftskalender ist jedoch diese Woche recht dünn bestückt: der Markit PMI und der ISM Index für das nicht verarbeitende Gewerbe stehen heute an, die US-Handelsbilanz morgen und die Großhandelsbestände und Importpreise nächsten Freitag

RBA wird Zinsen wohl halten (von Yann Quelenn)

Die Reserve Bank of Australia wird morgen ihre Leitzinsentscheidung veröffentlichen. Aktuell liegt der Zins bei 2%. Die Märkte preisen aktuell eine Wahrscheinlichkeit von 90% ein, dass die Zinsen unverändert bleiben werden. Es gibt jedoch eine leichte Wahrscheinlichkeit, die auf 40% geschätzt wird, dass die Zinssenkung im nächsten Jahr stattfinden wird.

Die Fundamentaldaten werden besser. Die Inflationsdaten, die heute Morgen von der TD Securities bekannt gegeben wurden, sind im September um 0,3% im Monatsvergleich gestiegen. Die annualisierte Zahl ist auch in Richtung 2% im Jahresvergleich angestiegen. Die australische Währung verlor an Wert und bleibt aktuell sehr niedrig, was Druck von dem Land genommen hat, da es den Exporten geholfen hat. Doch einer der größten Partner für Rohstoffe ist China, und die anhaltend schwachen Rohstoffpreise belasten das australische Wachstum. Insbesondere der Bergbau leidet und die Investitionen sind stark zurückgegangen. Es scheint so, als würden die positiven Auswirkungen einer schwachen Währung die Verlangsamung des Wachstums aufgrund der negativen Konditionen am Weltmarkt nicht ausgleichen.

Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

Ein weiteres Problem ist die Immobilienblase, der Melbourne und Sydney ausgesetzt sind. Eine Senkung der Zinsen wird diese Blase verstärken, und wenn sich die RBA entscheidet, die Zinsen im nächsten Jahr erst zu senken, wird sie die Kontrolle über die endlos steigenden Wohnungspreise endgültig verlieren.