Stephan Bogner | 01.05.2015 19:31
Der ehemalige Budget-Direktor des Weissen Hauses, David Stockman, schrieb am 22. April 2015:
“Es gibt keine Märkte mehr in jedwedem Sinne des Wortes – sondern nur ein wütendes Casino, das mit dem Wahnsinn der Massen infiziert ist und von den buntgekleideten Zentralbank-Dudelsackspieler hypnotisiert wird. Jeden Tag gibt es neue Bestätigungen dieser Manie. Letzte Nacht zum Beispiel schloss der Shanghai Aktienmarkt wieder mit 2,4% im Plus, was bedeutet, dass sich der Index um 114% in nur 9 Monaten angestiegen ist!“
Nicht nur der Kursverlauf von Aktien und Aktienindizes läuft in 3 markant unterschiedlichen Phasen ab:
1. Seitwärtsbewegung bzw. -konsolidierung, in welcher Zeit praktisch nicht viel geht, da Anstiege nicht nachhaltig sind und es z.T. zu langwierigen Korrekturen kommt.
2. Starke Aufwärtstrends bzw. Boomphasen, in denen der Preis wie im Rausch und ohne grössere Rücksetzer ansteigt und binnen kürzester Zeit neue Höhen erklimmt.
3. Starke Abwärtstrends bzw. Crashphasen (“bust“), die vornehmlich nach starken Aufwärtstrends einsetzen oder wenn negative Fundamententwicklungen die Überhand gewinnen.
Diese 3 übergeordneten Trends werden vor allem beim Nasdaq Aktienindex sichtbar:
Der Dow 30 bewegt sich nicht ganz so prägnant wie der Nasdaq, wobei die 3 charakteristischen Preisphasen umso deutlicher werden:
Der Dow Jones bewegte sich zwischen 1997-2011 seitwärts bzw. konsolidierte innerhalb den begrenzenden Dreiecksschenkeln des (roten) Dreiecks. Gegen Ende des Dreiecks bzw. etwa 3 / 4 vor der Dreiecksspitze (“apex“) beginnt der Kurs typischerweise einen Ausbruch (“breakout“), woraufhin klassischerweise ein Rücksetzer (“pullback“) zurück zum vorherigen Widerstand folgt, um diesen auch als neue Unterstützung zu testen und ggf. zu bestätigen, damit alsdann ein neuer und nachhaltiger Aufwärtstrend beginnen kann.
Wie im oberen Chart des Dow Jones ersichtlich, fand ein Breakout und Pullback zwischen 2006-2009 statt, wobei der Pullback auf dem (roten) Dreiecksschenkel keinen Halt finden konnte und der Kurs alsdann in einen Breakout nach unten überging (Ende 2008/Anfang 2009). Im Nachhinein kann dieser Breakout nach unten als sog. “Fake Breakout nach unten“ entlarvt werden, da dieser nur von kurzer Dauer war und der Kurs wieder schnell ins Dreieck zurückkehrte.
2011 folgte ein neuer Breakout- und Pullback-Versuch, der diesmal auch erfolgreich abgeschlossen wurde, da der Kurs seit Erreichen der (roten) Dreiecksspitze augenscheinlich in einen sog. “Thrust nach oben“ übergegangen ist. Ein Thrust ist die Auflösungsbewegung aus einem Dreick: Entweder ein starker und schneller Aufwärtstrend oder ein entsprechend starker Abwärtstrend. Da der Dow Jones nach Erreichen der Dreiecksspitze 2012 begonnen hat, anzusteigen, wird diese Bewegung auch als Thrust definiert. Die Frage ist allerdings, wie lange ein Thrust nach oben stattfindet.
Per Definition ist das Ziel eines Thrusts, den widerständigen Hochpunkt des vorherigen Dreiecks/Breakouts (ca. 14.000 Punkte) in eine Unterstützung umzuwandeln, damit alsdann ein neuer und nachhaltiger Aufwärtstrend beginnen kann. Da seit Überschreiten der widerständigen 14.000er Marke kein Pullback erfolgte, wurde diese Marke auch nicht als neue Unterstützung getestet und bestätigt. Das könnte bedeutet, dass der darauffolgende Aufwärtstrend auf tönernen Füssen steht und ein Pullback zurück zur 14.000er Marke erst noch stattfinden wird. Daher erachte ich es als wahrscheinlicher, dass der Dow Jones demnächst in eine Korrektur übergeht, um Vernachlässigtes aus der Vergangenheit nachzuholen. Dies wäre technisch gesehen auch im Interesse eines darauffolgenden Wiederanstiegs, der alsdann gesündere Charakterzüge hätte, als wenn der Kurs weiter in den Himmel steigt.
Der S&P 500 konnte 2013 über den oberen (grauen) Dreiecksschenkel bei 1.600 Punkten ansteigen und einen fulminanten Breakout an den Tag legen. Um diesen Anstieg nachhaltig zu machen, wäre es technisch gesehen gesünder, wenn nun ein Pullback zurück zur 1.600er Marke stattfinden würde, um dieses Level auch als neue und nachhaltige Unterstützung zu bestätigen. Ein längerfristigeres Verkaufssignal würde sich hiernach erst bei einer Unterschreitung dieser Marke generieren.
Der DAX sieht im Vergleich zu den US-amerikanischenIndizes sogar gesünder aus, da sich der Kurs nach erfolgreich absolviertem Breakout und Pullback bereits in der Thrust-Phase befindet. Jedoch kann es auch während der Thrust-Bewegung zu kurzen und scharfen Rücksetzern kommen, wobei sich ein definitiveres Verkaufssignal erst bei Verletzung der grünen und roten Unterstützungen generiert:
Der Nikkei Index konsolidierte für knapp 20 Jahre in einem nach unten gerichteten (roten) Dreieck, aus dem 2013 (nach mehreren erfolgreichen Breakouts und Pullbacks) der Thrust startete. Ziel dieses Thrusts ist die Überschreitung des vorherigen Hochpunkts (30.000-37.5000 Punkte), wobei scharfe Rücksetzer auf dem Weg dorthin keine Seltenheit sein dürften. Da soeben die psychologisch wichtige 20.000er Marke erreicht wurde, ergibt sich ein neues Kaufsignal erst bei Überschreitung dieses Widerstands, sodass ein untergeordnetes (kurz- bis mittelfristig) Verkaufssignal vorherrscht. Die Wahrscheinlichkeit einer Verschnaufpause/Korrektur zumindest bis zur (grünen) Unterstützung bei etwa 17.500 Punkten ist allgegenwärtig, solange die 20.000er Marke als nicht erobert gilt.
Untermauert werden die technischen Prognosen mit den aktuell in besorgniserregenden Höhen befindlichen Margin-Guthaben (“margin balances“), die in der Vergangenheit mit dem Platzen von Markt- und Kreditblasen einhergingen:
"Nicht nur, dass die Märkte momentan so überkauft wie noch nie zuvor in der Geschichte sind, denn sie sind auch umso mehr gehebelt (“leveraged“). Ende letzte Woche veröffentlichte die NYSE-Börse ihre neuesten Margin-Zahlen für März. Trotz eines eher trägen Marktes erhöhten Investoren ihre Margin-Schulden und trieben so die Levels auf neue Allzeithochs, wie in der Grafik ersichtlich ist. Bemerkenswert ist: Wenn die Netto-Kredit-Guthaben („net credit balances“) in stark negative Gefilde abstürzen, so ging dies einher mit Marktkorrektur-Ereignissen. Sicherlich kann dieses mal alles anders kommen, jedoch ist die Realität, dass ein Leverage mit deratigen Ausmaßen wie Benzin ist, das auf einen Streichholz wartet. Wenn ein Ereignis schliesslich eintrifft, wird dies einen Andrang an Marktverkäufen erzeugen, wobei der Preissturz einen Punkt erreichen wird, der eine erste Runde der Margin-Calls auslöst... Diese Margin-Calls werden weitere Verkäufe auslösen, wodurch weitere Margin-Calls erzwungen werden, usw. Am Chart kann erkannt werden, dass Reduzierungen der Margin-Schulden unschuldig beginnen, bevor sie scharf nach unten anschnellen.“ (Lance Roberts am 29. April 2015)
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