Vincent Martin | 01.10.2022 14:04
Im März 2019 setzte Lyft (NASDAQ:LYFT) den Preis für seinen Börsengang auf 72 USD pro Aktie fest. Ein Jahr später, als das Ausmaß der Coronavirus-Pandemie deutlich wurde, erreichte die Aktie ihren Tiefpunkt bei 16 USD. Am Mittwoch beendete LYFT den Handel dann bei 14,50 USD und damit unter dem Tiefststand vom März 2020 und fast 80 % unter dem IPO-Preis.
Quelle: Investing.com
Für sich genommen stellen diese Kursrückgänge sicher kein Bull-Case für das Unternehmen dar. Sie überraschen auch nicht wirklich. Weder Lyft noch der größere Konkurrent Uber (NYSE:UBER) waren bisher in der Lage, ihre Vermittlungsplattformen für Personenbeförderung wirklich profitabel zu machen. Und während die Anleger 2019 bereit waren, fast jeden Preis für Wachstum zu zahlen, und sogar Verluste zu finanzieren, um dieses Wachstum voranzutreiben, hat sich diese Einstellung inzwischen geändert. Der Markt achtet nun auf Rentabilität und freien Cashflow.
Allerdings unterstützt die niedrigere Bewertung mittlerweile das Bull-Case. Das gilt auch für den Plan von Lyft, den von den Investoren gewünschten Cashflow zu erreichen. Die beiden Schlüsselfragen sind, ob der Plan von Lyft funktionieren wird, und ob der Erfolg im Kurs von LYFT bereits eingepreist ist.
h2 Unerfreuliche Fundamentaldaten/h2Es gibt einen einfachen Faktor, der derzeit gegen LYFT spricht: Die Fundamentaldaten sind auch weiterhin nicht beeindruckend.
Nach Schätzungen der Wall Street dürfte der Umsatz von Lyft in diesem Jahr im Vergleich zu 2021 um 28 % steigen. Aber natürlich wurden die Einnahmen im letzten Jahr durch die anhaltenden Auswirkungen der Pandemie auf die Nachfrage nach Fahrten geschmälert. Die Umsatzschätzung für das Gesamtjahr 2022 lässt nur ein Wachstum von etwa 14 % gegenüber 2019 erwarten.
Dieser Umsatz ist aber nicht rentabel. Die Konsensschätzung impliziert ein Ergebnis von 41 Cents pro Aktie in diesem Jahr - die Schätzung basiert jedoch auf den bereinigten Zahlen von Lyft. Lyft bezieht bei der Berechnung des bereinigten Ertrags pro Aktie die aktienbasierte Vergütung nicht mit ein - und diese Vergütung ist erheblich.
In der ersten Jahreshälfte hat Lyft eine aktienbasierte Vergütung in Höhe von 330 Mio. USD verbucht. Das bereinigte EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) belief sich auf lediglich 134 Mio. USD.
Seit Lyft an die Börse gegangen ist (zwei Monate vor Uber), haben Kritiker argumentiert, dass das Ride-Sharing-Modell einfach keine Grundlage für ein profitables Unternehmen sein kann. Weder Lyft noch Uber konnten den Kritikern bisher echte Argumente entgegenbringen.
h2 Die Ziele für 2024/h2Aber Lyft kündigte nach dem 2. Quartal an, dass es tatsächlich anfangen würde, Gewinne zu erwirtschaften. Im Jahr 2024 strebt das Unternehmen ein bereinigtes EBITDA von 1 Mrd. USD und einen freien Cashflow von 700 Mio. USD an.
Beide Ziele lassen ein beträchtliches Aufwärtspotenzial für die Lyft-Aktie vermuten, weshalb der Kurs nach diesem Ergebnisbericht in die Höhe schnellte . Lyft hat derzeit einen Unternehmenswert von rund 4,4 Mrd. USD. Selbst die relativ konservativen Multiples des 10-fachen EV/EBITDA und des 20-fachen P/FCF deuten darauf hin, dass sich die Aktie mehr als verdoppeln, vielleicht sogar verdreifachen könnte, wenn das Management die Erwartungen erfüllt.
Natürlich gibt es reichlich Anlass zur Skepsis zu diesen Zielen, nicht zuletzt angesichts der aktuellen Performance des Unternehmens. Lyft prognostiziert eine bereinigte EBITDA-Marge von nur 5 bis 6 % im 3. Quartal; in weniger als zwei Jahren soll diese Zahl auf fast 20 % steigen.
Auf dem Weg dorthin könnten makroökonomische Probleme das Vorhaben durchkreuzen. Flughafenfahrten zum Beispiel sind für Lyft sehr profitabel, eine Rezession könnte den Flugverkehr und damit den Bedarf an diesen Fahrten jedoch wieder drücken. Höhere Versicherungsprämien sind bereits heute ein Problem, das sich durch eine fortschreitende Inflation bei den Reparaturkosten und durch andere Faktoren noch verschärfen könnte.
Man darf dabei allerdings eines nicht vergessen: Es handelt sich um ein Plattformmodell. Lyfts Umsatz ist nur die Beteiligung an den Einnahmen aus Einzelfahrten. Bei steigenden Erlösen steigen die Kosten von Lyft viel langsamer.
Dabei handelt es sich um eine sogenannte "operative Hebelwirkung" - und Lyft hat bereits erste Anzeichen für eine solche Hebelwirkung erkennen lassen. Da dem Einstellungsstopp vermutlich Kostensenkungsmaßnahmen folgen werden, ist eine rasche Ausweitung der Gewinnmargen nicht ganz so unwahrscheinlich, wie es im Moment erscheinen mag.
h2 Spiegelt sich der mögliche Erfolg im Kurs wider?/h2Die Sache hat jedoch einen Haken: Selbst diese Ziele sind möglicherweise schon fast in den Kursen enthalten.
Wie gesagt, das bereinigte EBITDA von Lyft enthält keine aktienbasierte Vergütung. Dies gilt auch für den freien Cashflow (da aktienbasierte Vergütungen ein nicht zahlungswirksamer Aufwand sind).
Ein freier Cashflow von insgesamt 700 Mio. USD mag ganz gut klingen. Unter der Annahme, dass die aktienbasierte Vergütung auf dem derzeitigen Niveau bleibt, stammt der Großteil dieses Cashflows einfach aus der teilweisen Bezahlung der Mitarbeiter in LYFT-Aktien. Das Gleiche gilt für das EBITDA.
Bereinigt um diese Vergütung und unter der Annahme, dass die Ziele erreicht werden, wird LYFT ungefähr mit dem 18-fachen des freien Cashflows für 2024 und dem 11-fachen des bereinigten EBITDA gehandelt. Das ist vermutlich immer noch zu billig - aber wie gesagt, es gibt keine Garantie dafür, dass diese Ziele tatsächlich erreicht werden.
Im Moment ist die LYFT-Aktie also eine Wette auf diese Ziele. Angesichts des derzeitigen Marktes und der wirtschaftlichen Risiken scheint das eine eher gewagte Wette zu sein.
Offenlegung: Vince Martin ist derzeit in keinem der hier besprochenen Wertpapiere investiert.
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