Stockstreet GmbH | 08.07.2022 07:34
Gestern las ich die Schlagzeile „Analysten sagen dramatischen Absturz des Ölpreises voraus“. Gewöhnlich sind dramatische Preis- oder Kurseinbrüche eher negativ zu werten. Im Falle des Ölpreises wäre dies jedoch eine durchaus gute Nachricht – zumindest teilweise: Durch deutlich niedrigere Ölpreise würden die Inflationssorgen gedämpft und Unternehmen sowie Konsumenten kräftig entlastet.h2 Fallende Ölpreise durch weltweite Rezession/h2
Die schlechte Nachricht ist, dass die Analysten der Citigroup (NYSE:C), die den Absturz voraussagen, diesen infolge einer weltweiten Rezession erwarten. Dies kann man dem Artikel hinter der oben genannten Schlagzeile entnehmen. Und gewöhnlich geht ein wirtschaftlicher Abschwung mit einer höheren Arbeitslosenquote einher, weshalb dies für viele Arbeitnehmer keine gute Entwicklung wäre. Sie hätten dann vielfach zwar geringere Energiekosten, aber auch ein geringeres Einkommen.
h2 Ölpreis könnte 2023 bei 45 Dollar landen/h2Jedenfalls könnte der Ölpreis der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) nach Ansicht der Citigroup-Analysten bis Ende dieses Jahres auf rund 65 Dollar einbrechen und bis Ende 2023 sogar bei 45 Dollar landen. Der wichtigste Grund für diese Annahme ist, dass die Ölpreise während globaler Rezessionen immer etwa auf die Höhe der Produktionskosten gefallen sind. Und das ist auch der Grund, warum ich bei meinen Öl-Analysen zuletzt wiederholt einen Zielbereich bzw. Zielpreis von ca. 60 bis 65 US-Dollar angegeben hatte (siehe zum Beispiel Börse-Intern vom 18.11.2021).
h2 Ölpreis kann sich auch ganz anders entwickeln/h2Doch ich hatte erst am Dienstag berichtet, wie schwierig Prognosen im aktuellen Marktumfeld sind. Und wir haben es immer mit „Wenn…, dann…“-Annahmen zu tun. Und so setzt nun auch das Szenario der Citigroup-Analysten voraus, dass die Mitglieder des Öl-Kartells OPEC nicht mit signifikanten Kürzungen der Produktion reagieren. „Sollte es zu entsprechenden Maßnahmen der OPEC und Russlands kommen, könnte sich der Preis auch ganz anders entwickeln“, heißt es daher in dem Artikel.
h2 Russland könnte Ölpreis bis auf 380 Dollar treiben/h2Ein Beispiel für eine völlig andere (Preis-)Entwicklung liefern die Experten von JPMorgan (NYSE:JPM). Sie sagen, dass neue westliche Sanktionen gegen Russland den Ölpreis auch weiter nach oben katapultieren könnten. In dem oben genannten Artikel heißt es dazu: „Sollte Russland seine Ausfuhren um drei Millionen Fass pro Tag reduzieren, würde das der JPMorgan-Rechnung zufolge den Ölpreis auf 190 Dollar treiben. 2021 hatte Russlands mehr als acht Millionen Fass pro Tag exportiert. Sollte Russland diese Ausfuhren um fünf Millionen Fass pro Tag reduzieren, dürfte laut JPMorgan der Preis auf dem Weltmarkt auf 380 Dollar pro Fass steigen.“
h2 Ölpreise hängen von vielen Variablen ab/h2Na wunderbar – worauf soll man denn jetzt setzen? Wird der Ölpreis nun bei 65 bzw. 45 oder bei 190 bzw. gar 380 Dollar landen? Diese Fragen kann Ihnen niemand beantworten. Es kommt auf das „Wenn“ an. Es hängt also davon ab, wie sich die Wirtschaft entwickelt, ob es zu einer starken Rezession kommt, und wie die OPEC auf einen sich ändernden Markt reagiert. Und es kommt darauf an, ob im Ukraine-Konflikt neue Sanktionen beschlossen werden und wie Russland darauf reagiert.
h2 Sinnvolle Prognosen derzeit unmöglich/h2Und da mir dies ein wenig zu viel „Wenn…, dann…“ ist und die Ölpreise derzeit völlig unkalkulierbar sind, habe ich sie auch seit geraumer Zeit nicht mehr analysiert. Denn es lassen sich derzeit einfach keine sinnvollen Prognosen zum Ölpreis machen. Ich kann Ihnen lediglich sagen, dass ich langfristig damit rechne, dass sich die Ölpreise wieder um den Zielbereich von ca. 60 bis 65 US-Dollar bewegen werden (gelb im folgenden Chart).
Aber wann das der Fall sein wird, das steht in den Sternen. Solange der Ukraine-Krieg herrscht, befinden wir uns in einer außergewöhnlichen Situation. Und in dieser sind die Wahrscheinlichkeiten, mit denen man arbeiten und auf denen man eine Strategie aufbauen kann, deutlich geringer als zu „normalen“ Zeiten.
h2 Charttechnik kann Signale anzeigen/h2Man kann aber natürlich die Charttechnik nutzen und nach bullishen bzw. bearishen Signalen Ausschau halten. Ich sehe den WTI-Preis aktuell in einem Aufwärtstrendkanal (grün im folgenden Chart). Und mit dem jüngsten Rücksetzer wurde exakt die untere Trendlinie getestet und bestätigt (grüner Pfeil). Der Trendkanal hat also definitiv noch eine Relevanz, zumindest die untere Aufwärtstrendlinie als Unterstützung.
Auch die rote Aufwärtslinie innerhalb des Trendkanals scheint sehr relevant, da diese zuletzt mehrfach von oben als Unterstützung getestet und bestätigt wurde und sich der Ölpreis nach deren bearishen Bruch gestern wieder über sie zurückarbeiten konnte (siehe auch folgender Chart).
Sollte diese Aufwärtslinie erneut klar und dynamisch unterschritten werden und damit als Unterstützung an Relevanz verlieren, ist mit einem erneuten Angriff der Bären auf die untere Linie des Aufwärtstrendkanals zu rechnen. Diese bildet aktuell noch mit horizontalen Linien (dünn rot und dick grün), welche relevante Tiefs markieren, eine Kreuzunterstützung (grüner Pfeil). Wird auch diese klar und deutlich gebrochen, liegt ein stark bearishes Signal vor.
Dann ist mit einem Erreichen der Hochs vom Herbst 2021 bei ca. 85 Dollar zu rechnen. Und werden diese unterschritten, nähert sich der Ölpreis schon wieder meinem Zielbereich. Ich bin gespannt, wie sich das fundamentale Umfeld ändert, wenn dies passiert.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus
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