finanzmarktwelt | 05.12.2021 10:32
von Wolfgang Müller
Angesichts der vielen Wehklagen von Unternehmen über die anhaltenden Probleme bei Lieferketten und dem daraus resultierenden Materialmangel lesen sich die neuesten Daten der Frühindikatoren schon etwas seltsam. Am schlechtesten steht eigentlich nur das Verarbeitende Gewerbe in China da, mit einem Purchasing Manager Index im Bereich von 50 Punkten. In vielen Ländern liegen die PMIs aber deutlich darüber und haben sich auch gegenüber den Oktoberwerten nicht besonders abgeschwächt.
h2 Lieferketten und Einkaufsmanagerindizes: Die Industriedaten von Ost nach West/h2Einkaufsmanagerindizes Verarbeitendes Gewerbe:
Und gestern Nachmittag aus Übersee:
Kanada: 57,2 Punkte (V 57,7)
USA: 61,1 Punkte (V 60,8)
Hierzu der Kommentar durch das Institute for Supply Management (ISM) zu den Zahlen:
„Das verarbeitende Gewerbe in den USA befindet sich nach wie vor in einem nachfragegesteuerten Umfeld mit eingeschränkten Lieferketten, mit einigen Anzeichen einer leichten Verbesserung auf dem Arbeitskräftesektor und den Lieferantenlieferungen. Alle Segmente der verarbeitenden Wirtschaft sind von rekordhohen Vorlaufzeiten für Rohstoffe und Investitionsgütern, anhaltender Knappheit kritischer Materialien der untersten Stufe, hohen Rohstoffpreisen und Schwierigkeiten beim Transport von Produkten betroffen. Globale Probleme im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie – Fehlzeiten von Arbeitnehmern, kurzfristige Stillstände aufgrund von Teileknappheit, Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen und Lieferkettenprobleme im Ausland – begrenzen weiterhin das Wachstumspotenzial der Fertigung. Die Stimmung bleibt jedoch stark optimistisch.“ Tenor: Fortsetzung der Gesamtexpansion trotz der Probleme bei Lieferketten.
Hier noch eine Übersicht über die PMI-Komponenten.
Der aktuelle Stand liegt auf einem sehr hohen Level, welches schon lange nicht mehr überboten wurde.
Fazit
Bei diesen Frühindikatoren in den westlichen Industriestaaten fragt man sich ernsthaft: Worauf warten die Notenbanken mit ihrer ultralaxen Geldpolitik? Wenn selbst die Probleme bei Lieferketten und große Preisanstiege auf der Produzentenebene den Volkswirtschaften noch nicht ernsthaft schaden. Die Interessenlage diesseits und jenseits des Atlantik dürfte sich zwar prinzipiell ähneln, in einigen Punkten aber ziemlich divergieren. Die Federal Reserve wird sich vor der Reaktion der Aktienmärkte hinsichtlich eines schnellen Taperings fürchten, die Europäische Zentralbank steht mehr und mehr im Bann der südlichen Mitgliedsländer, die einerseits im Genuss tiefer Kapitalmarktzinsen bleiben möchten und andererseits an den opulenten Konjunkturpaketen der Europäischen Union partizipieren wollen.
Aber all das gibt es nicht zum Nulltarif, die Rechnung wird irgendwann serviert werden.
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