Philip Hopf | 18.11.2022 14:17
Es ist schon irgendwie passend – die Traumfabrik kauft den „Traum“ oder anders gesagt: Walt Disney (NYSE:DIS) hat das Kreuzfahrtschiff Global Dream der MV-Werften aus Mecklenburg-Vorpommern erworben, zu einem nicht genannten Preis. Die Global Dream, zu 75% fertiggestellt, sollte eigentlich als eine Art schwimmendes Casino auf den asiatischen Markt kommen. Doch während der Coronapandemie geriet der Kreuzfahrt-Konzern Genting Honkong, dem die VW-Werften gehören, in finanzielle Nöte und musste den Bau des Schiffes aufgeben. Auch die MV-Werften hatten Anfang dieses Jahres Insolvenz angemeldet. Leidtragender ist dabei auch das Land Mecklenburg-Vorpommern, das für die Kredite der MV-Werften gebürgt hatte und dementsprechend viel Geld verloren hat.h2 Umfangreiche Umbaumaßnahmen sind geplant/h2
Doch nun nimmt Disney sich der Sache an. Der Unterhaltungsriese will das Schiff unter Aufsicht seiner eigenen Reederei Disney Cruise Line von der niedersächsischen Meyer-Werft in Wismar fertig bauen lassen. Dabei soll es einen umweltfreundlicheren Methanol-Antrieb erhalten und optisch den anderen Schiffen der Disney-Flotte angeglichen werden – und da es zu einer Familienattraktion werden soll, entfällt natürlich der Casinobereich. Ursprünglich sollte die Global Dream rund 9 500 Menschen Platz bieten und damit das nach Passagierzahl größte Schiff der Welt werden. Disney hat diesen Plan nun etwas nach unten angepasst und strebt eine Kapazität von etwa 6 000 Passagieren mit 2 300 Besatzungsmitgliedern an.
Bernhard Meyer, Chef der Meyer-Werft, freut sich über den Auftrag aus Florida: Eine Verschrottung der Global Dream „wäre für die gesamte maritime Industrie eine Katastrophe gewesen“. Bereits zwei andere Schiffe hat die Werft aus Papenburg für Disney gebaut und sich direkt drei weitere Aufträge gesichert. Einer davon wurde erst im Juni fertiggestellt: die Disney Wish, die mit Flüssigerdgas betrieben wird. Auch für die ehemaligen Angestellten der MV-Werften ist der Deal mit dem US-Konzern ein Hoffnungsschimmer, da möglichst viele der 900 Beschäftigten übernommen werden sollen.
Für Disney dürfte sich diese Investition sicher lohnen, denn seit dem Dämpfer während der Pandemie ist die Nachfrage nach Kreuzfahrten inzwischen wieder gestiegen und hat – so der Kreuzfahrt-Verband CLIA – das Niveau von 2019 übertroffen. Diese positiven Entwicklungen zeigen sich auch in den Quartalszahlen des Micky Mouse-Unternehmens. Das Geschäft mit der Kreuzfahrt fällt unter die Sparte „Parks, Experiences and Products“ und die Einnahmen dort stiegen im vergangenen Quartal um 35% auf $7.4 Milliarden. Das operative Ergebnis erhöhte sich mit $1.5 Milliarden sogar um 150%.
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