Geldanlage- Brief | 15.12.2014 10:52
In den vorangegangenen Ausgaben schrieben wir mehrfach, dass Aktien innerhalb kürzester Zeit ein extrem steiles Comeback gefeiert hatten und die meisten Trends (auch in anderen Märkten) kurzfristig überreif erschienen, so dass charttechnisch Korrekturen nötig waren.
Bereits vor einer Woche konnten wir dann berichten, dass die Kurse in eine Konsolidierung übergingen. Wohin man auch schaute, man sah kurzfristig tendenziell seitwärtslaufende Kurse. Dies galt für die von uns beobachteten Aktienindizes, Rohstoffe und Währungen.
Inzwischen hat sich die Situation etwas geändert. Die Korrektur an den Aktienmärkten hat inzwischen wie erwartet eingesetzt, was uns natürlich freut. Andererseits fallen uns aber Entwicklungen auf, die dramatischere Auswirkungen haben könnten. Die Aktienmärkte geben Signale, die auf eine deutlich stärkere Korrektur hindeuten, als wir sie bisher erwartet haben.
Flankiert wird dies durch stark fallende Rohstoffpreise. Die Welt schaut derzeit nur auf den Ölpreis und man war bislang davon ausgegangen, dass es sich hierbei um bewusste Manipulationen handeln könnte. Doch blickt man auch zum Beispiel auf Werte wie Platin oder Kupfer, die seit den Hochkursen im Jahre 2011 rund 30% an Wert verloren haben, dann könnte diese andauernde Schwäche in diesem Sektor auch auf größere Probleme der Weltwirtschaft hindeuten.
Wir waren bereits skeptisch und erwarteten eine Korrektur, inzwischen fürchten wir, dass da mehr kommen könnte. Das Schlimme daran ist, dass wir die Märkte zuletzt ziemlich gut eingeschätzt haben. Es könnte sich also bewahrheiten.
Doch schauen Sie auch mal auf die Kurse der Aktienindizes und der Anleihen in Krisenstaaten wie Griechenland oder Portugal. An der griechischen Börse geht inzwischen wieder sehr klar die Furcht vor einer Neuauflage der Schuldenkrise um. Am Dienstag hatte der griechische Leitindex Index den größten Tagesverlust seit 1987 erlitten - sage und schreibe um 13% waren die Aktienwerte an diesem Tag ins Minus getrudelt, allen voran Banken- und Finanztitel. Am Mittwoch startete der Index noch einmal 2,6% tiefer in den Handel.
Die Panik-Stimmung bei den Marktteilnehmern in Griechenland hat ihre Gründe in der politischen Spaltung des Landes, die nun immer stärker zutage tritt. Die Neuwahl des Staatspräsidenten ließ Aktienkurse (weiter) fallen und Anleiherenditen klettern. Und weil das regierende Bündnis aus Nea Dimokratia und der Pasok unter Regierungschef Antonis Samaras um seine Macht fürchtet, wurde die Wahl des Staatspräsidenten von Februar auf kommenden Mittwoch (17. Dezember) vorverlegt.
Derweil steuert der Aktienindex Portugals, der PSI20 (siehe Chart), wieder auf das Tief aus dem Hochpunkt der Euro-Staatsschuldenkrise im Jahre 2012 zu.
Aber es sind nicht nur Kursbewegungen an den Börsen, die unsere Aufmerksamkeit geweckt haben. Es sind auch fundamentale Entwicklungen, die auf größere Probleme in der Zukunft hindeuten. So zum Beispiel die Zurückhaltung der Banken bei der Nachfrage nach frischem Geld für die Kreditvergabe. Es ist keineswegs so, dass die Banken nicht gerne Kredite vergeben. Schließlich verdienen sie damit gutes Geld. Es ist vielmehr so, dass aus der Wirtschaft keine Nachfrage kommt.
Bei der zweiten Tranche der gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte (TLTROs) durch die Europäische Zentralbank EZB konnten nur 130 Mrd. Euro an 306 Geldinstitute aus der Euro-Zone zugeteilt werden. Dies lag am unteren Ende der Bandbreite der Schätzungen, welche die Analysten im Vorfeld abgegeben hatten (120 bis 180 Mrd. Euro).
Schon im September wurden nur 83 Mrd. Euro von den Banken nachgefragt. Die Summe der verfügbaren Gelder, die die EZB in den beiden Tranchen im September und Dezember eigentlich vergeben wollte, betrug 400 Mrd. Euro.
Wenn die EZB ihre Bilanzsumme innerhalb von zwei Jahren tatsächlich wie geplant um eine Billion Euro ausweiten will, dann entspräche dies mehr als 41,6 Milliarden Euro pro Monat. Die 83 Mrd. Euro vom September und die nun 130 Mrd. Euro sind ausreichend, um die Bilanzsumme in diesem Jahr und Anfang 2015 in die richtige Richtung zu bewegen (83 Mrd. + 130 Mrd. Euro = 213 Mrd. Euro, 213 / 41,6 = 5 Monate). Und wie Sie aus unseren bisherigen Berichten wissen, folgen im kommenden Jahr 6 weitere Langfristtender.
Die EZB könnte ihr Bilanzziel also tatsächlich erreichen. Zwar fließen zwischenzeitig auch immer wieder Gelder an die EZB zurück aus fälligen Maßnahmen der Vergangenheit, doch könnte die EZB diese Liquiditätsströme mit den bisher beschlossenen Assett-Käufen (Covered Bonds und Kreditverbriefungen) ausgleichen.
Zwar dürfte die geringe Nachfrage bei den Langfristtendern die Debatte darüber anheizen, ob die aktuellen Maßnahmen ausreichend sind, oder ob die EZB stattdessen in 2015 ein voll ausgewachsenes Programm der quantitativen Lockerung auflegen muss, doch die Anleger, die auf ein QE spekulieren, könnten nach unseren Berechnungen enttäuscht werden. Entsprechendes Rückschlagpotential birgt dies für die Märkte – insbesondere im Bereich der Anleihenkurse.
Es gilt also weiterhin, die fundamentalen Daten zur Wirtschaft und vor allem im Hinblick auf die Geldpolitik (Geldmengenentwicklung, Entwicklung der EZB-Bilanz, Inflation) sehr genau zu beobachten. Hierüber kann man dann auf die zukünftige Geldpolitik der EZB schließen – also darauf, ob Staatsanleihenkäufe in 2015 wahrscheinlicher werden oder nicht. Und dies hat große Auswirkungen auf die weitere Entwicklung der Börsen.
Vorsichtshalber haben wir für unser „Geldanlage Premium Depot“ in der jüngeren Vergangenheit einige Positionen verkauft. Wir haben in dieser Woche die Aktien von Silver Standard Resources leicht im Gewinn liegend verloren, was aber im Hinblick auf einen bestehenden Silber-Long-Trade nicht dramatisch ist.
Wir sind auch froh, dass wir uns von unseren Commerzbank-Aktien (+20% Gewinn), einem Volatilitätstrade (+5% Gewinn) und einem DAX-Long (+33,76% Gewinn) verabschiedet haben (hierüber berichteten wir bereits). Denn die Aktien der Commerzbank sind inzwischen von 12 auf unter 11,50 Euro (-4,2%) gefallen. Der Volatilitätstrade befindet sich statt bei 651 Euro nur noch bei 540 Euro (-17%). Und auch wenn wir den DAX-Long rückblickend betrachtet etwas zu früh verkauft haben, so befindet er sich inzwischen dennoch auch im Minus (-4,4%), weil er von 25,08 Euro (Verkaufskurs) über im Hoch bei 27,38 Euro auf 23,97 Euro gefallen ist.
(Quelle: Geldanlage-Brief, Ausgabe vom 14.12.2014)
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