Emre Şentürk | 03.11.2022 18:06
Die wirtschaftliche Talfahrt, die seit November letzten Jahres anhält, geht auch – oder gerade – nicht spurlos an den Banken vorbei. Gestern hat die Rating-Agentur Moody´s die Wachstumsaussichten für deutsche und italienische Banken von „stabil“ zu „negativ“ herabgesenkt. Die Agentur untermalte zudem nochmal, dass diese Abstufung auch auf die Stabilität des Bankensektors in den umliegenden Ländern, wie Tschechien, Ungarn, Polen und der Slowakei, Auswirkungen haben wird. Britische und österreichische Banken seien weiterhin als stabil eingestuft.
Eine weitere Herabstufung gab es auch für die Schweizer Bank Credit Suisse (SIX:CSGN), die in den letzten Monaten nochmal vermehrt strukturelle Probleme aufwies. Dazu zählt neben schlechten Bilanzen und Finanzierungsskandalen, zum Beispiel Entlassungen auf höchster Management-Ebene inklusive des CEOs, auch die Preisexplosion der Versicherungen gegen einen potenziellen Zahlungsausfall der Bank – sogenannte Credit Default Swaps (CDS). Eine weitere Rating-Agentur, und keine geringere als S&P Global Ratings (Verwalter des S&P 500 Indexes), stufte die Schweizer Bank runter. Nun ist die Credit Suisse gerade einmal eine Stufe über „Müll-Status“ – nicht sehr ansprechend. Auch das umfangreiche Programm der Bank neues Kapital aufzubauen, tausende Stellen zu kürzen und mehr auf die Vermögensverwaltung zu setzen als auf Investment-Banking, reichte nicht aus, um S&P zu überzeugen. Das Marktumfeld sei schwierig und die Pläne würden erst in einigen Jahren fruchten, heißt es von der Agentur. Bis dahin bestehen substanzielle Risiken bei der Bank.
Dem Bankensektor geht es anscheinend nicht so gut. Wie bereits in diesem Artikel beschrieben, gibt es auch bei Goldman Sachs (NYSE:GS) Umstellungen, welche aber interessanterweise das Investmentbanking stärken sollen. Banken reagieren also gerade auf das Wirtschaftsumfeld und das ist eine Entwicklung, die zu begrüßen ist. Anders als im Jahre 2008 sind die aktuellen Umstände nicht ausschließlich durch das Handeln der Banken entstanden. Die nach der Weltfinanzkrise im Jahre 2010 umgesetzten Basel III-Regelungen haben die Banken zu nachhaltigerem Wirtschaften gezwungen. Höhere Kapitalanforderungen, die Liquiditätsengpässe und Risikopuffer darstellen, waren ein wesentlicher Faktor, warum Banken nicht mehr so schnell in die Bredouille geraten sind. Zudem haben die Behörden international noch schärfer auf die Banken geschaut. Verschärft haben sich auch die Transparenzstandards, was zu weniger undurchsichtigen Entwicklungen geführt hat.
Schützen können sich die Banken aber vor anderen Dingen nicht. Dieses Jahr gab es deutliche Rückgänge in den Bereichen der Fusionen, Übernahmen und Börsengängen. In all diesen Prozessen sind Banken als Vermittler aktiv, und spülen so einen wesentlichen Bestandteil in die eigenen Kassen. In dem aktuell undurchsichtigen Marktgeschehen nehmen sich Unternehmen etwas zurück, was solche strukturellen Entwicklungen angeht. Auch die durch die erhöhten Zinsen entstandenen Beleihungskosten dürften den Banken nicht nur Positives bringen. Zwar steigen die Einnahmen durch die Kreditvergabe, aber die Nachfrage nach Geld kurbeln die aktuellen Konditionen nicht an. Auch die Volatilität an den Finanzmärkten setzt den Banken zu, da diese das Verlustrisiko erhöht. Wenn man die Kapitalflucht von $32 Milliarden aus Hedgefonds betrachtet, so ist auch das Investoren-Sentiment nicht gerade gut.
Insgesamt halten sich die Banken aber gut und schreiben vermehrt schwarze Zahlen. Das heißt zwar nicht, dass es so bleiben muss, aber trotz Corona-Krise und der jetzigen Lage wirkt dieser Sektor relativ stabil, was, wenn man die Finanzgeschichte mal betrachtet, äußerst selten ist. Man muss hier also ganz klar sagen, dass die internationalen Regelungen geholfen haben, die Banken krisenresistenter zu machen. Mit den bis 2023 umzusetzenden Basel IV-Regelungen kann es also (hoffentlich) nur besser werden.
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