Andy Hecht | 18.10.2021 06:03
Die Preise für Energierohstoffe sind in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres enorm gestiegen. An den Preissturz bei Rohöl, Erdgas und Kohle in der ersten Hälfte des Jahres 2020 kann man sich kaum noch erinnern. Im April 2020 stürzte das an der NYMEX gehandelte Rohöl ab. Für einen kurzen Augenblick fiel es sogar unter die Nulllinie und erreichte einen Preis von minus 40 Dollar pro Barrel. Eine globale Ölschwemme, ein drohender Lagermangel und die Furcht vor einer tiefen Rezession sorgten für den historischen Preisverfall.
Die Nordseesorte Brent erreichte mit 16 Dollar pro Barrel den niedrigsten Stand in diesem Jahrhundert. Der Preis für Kraftwerkskohle zur Lieferung in Rotterdam, Niederlande, verbilligte sich auf 38,45 Dollar pro Tonne und damit auf den niedrigsten Stand seit Jahrzehnten. Erdgas fiel auf 1,432 Dollar pro MMBtu und damit auf ein Niveau, das in einem Vierteljahrzehnt seit 1995 nicht mehr beobachtet wurde.
Aber wie so oft bei Rohstoffen gelten auch hier niedrige Preise als probates Mittel. Im Jahr 2021 haben sich die Energiepreise wieder erholt und sind in die Höhe geschossen. In den neun Monaten von Januar bis September 2021 verzeichneten die klassischen Energierohstoffe imposante Gewinne:
Und die Hausse im Energiesektor hielt an. Anfang Oktober markierten die Energiepreise sogar höhere Hochs, bevor sie korrigierten.
h2 Kohle steigt auf ein neues Rekordhoch/h2Die dreckige Kohle-Energie ist vielen Umweltaktivisten ein Dorn im Auge. Der Grund: bei der Verbrennung von Kohle zur Stromgewinnung wird viel des Treibhausgases Kohlendioxid freigesetzt. Und trotz der ganzen Kritik an dem fossilen Brennstoff war Kohle im dritten Quartal und bis jetzt im Jahr 2021 der erfolgreichste Energierohstoff.
Der Preis für Kraftwerkskohle zur Lieferung in Rotterdam, Niederlande, stieg im September mit 218,65 Dollar pro Tonne auf einen Höchststand. Das Hoch lag nur knapp unter dem im Jahr 2008 erzielten Rekordstand von 224 Dollar. Anfang Oktober schoss der Kohlepreis dann über das Hoch aus dem Jahr 2008 hinaus und kletterte bis auf 280 Dollar. Auch am 13. Oktober lag der Preis noch über dem Spitzenwert aus 2008, nachdem er auf die Marke von 230 Dollar pro Tonne zurückgegangen war.
h2 Erdgas nähert sich den Hochs aus Februar 2014, bevor es korrigiert/h2Der Handel mit Erdgas-Futures gleicht häufig dem Ritt auf einem wild gewordenen Gaul durch eine brennende Scheune. Seit Beginn des Terminhandels an der NYMEX im Jahr 1990 wurde der Preis zwischen 1,02 und 15,65 Dollar pro MMBtu gehandelt.
Nach einem Tiefstand von 1,432 Dollar pro MMBtu Ende Juni 2020 erreichte der Preis am 6. Oktober ein neues Zwischenhoch.
Aus dem Chart geht der Anstieg auf das Hoch von 6,466 Dollar pro MMBtu am 6. Oktober hervor, das damit nur 2,70 Cent unter dem Februarhoch 2014 (6,493 Dollar) lag. Von diesem Hoch aus korrigierte Erdgas und bewegte sich am 13. Oktober im Bereich um 5,59 Dollar. Der Rohstoff war damit noch immer mehr als 3,9 Mal so teuer wie am Tiefpunkt im Juni 2020.
h2 Die Fundamentaldaten für Kohle sind weiterhin bullisch/h2Der Kohlemarkt durchläuft derzeit einen nahezu perfekten bullischen Sturm. Auf der Nachfrageseite sind China und Indien, die bevölkerungsreichsten Länder der Welt, weiterhin auf Kohle als Energieträger angewiesen. Kohle ist ein wesentlicher Bestandteil der Stromerzeugung in den Teilen der Welt, in denen über 2,8 Milliarden Menschen oder mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung leben.
Auf der Angebotsseite hat der Klimawandel viele Bergbauunternehmen dazu veranlasst, die Produktion einzustellen, was zu einer Kohleknappheit geführt hat. Steigende Rohöl- und Erdgaspreise üben zusätzlichen Druck auf die Kohlenachfrage aus, denn Kohle gilt als kostengünstige Alternative zu anderen fossilen Energieträgern. Das knappe Angebot sowie die steigende Nachfrage ergeben einen mächtigen Hausse-Cocktail für den aktuell meist gehassten fossilen Brennstoff.
h2 Niedrige Erdgasvorräte vor Beginn der Hochsaison/h2Aufgrund von Versorgungsengpässen in Europa und Asien ist der Erdgaspreis auf den höchsten Stand seit Februar 2014 gestiegen. In der Zwischenzeit verschiffen die USA immer größere Mengen an LNG ins Ausland, so dass die für die bevorstehende Wintersaison - die Hauptnachfragezeit des Jahres nach Erdgas - eingelagerten Mengen nicht mehr ausreichen. Die Preise für Erdgas-Futures erhöhen sich in der Regel von November bis Februar wegen der ungewissen Temperaturentwicklung im Winter. Ein kalter Start in die Wintersaison treibt die Erdgaspreise tendenziell in die Höhe. In diesem Jahr hat der Winter sehr früh eingesetzt, und der Preis stieg auf einen Höchststand von 6,466 Dollar pro MMBtu. Mit einem extrem kalten Winter könnten die Erdgas-Futures sogar auf noch höhere Preise steigen, zumal wir uns auf die Hochsaison zubewegen, in der das Angebot noch geringer ist als in den vergangenen Jahren.
Wie die Energy Information Adminstration (EIA) mitteilte, lagen die Erdgasvorräte in den USA in der Woche bis zum 1. Oktober 13,9 % unter dem Vorjahresniveau und 5,1 % unter dem Fünfjahresdurchschnitt. Die Reserven befinden sich in allen Regionen unterhalb dieser Niveaus, wobei der größte Mangel in den pazifischen Staaten zu beobachten ist.
Unterdurchschnittliche Temperaturen in den kommenden Wochen würden den Erdgaspreis nach dem jüngsten Pullback wahrscheinlich wieder auf die Sprünge helfen.
Am 6. Oktober sagte Russlands Präsident Putin zu, Europa in der kommenden Winterzeit mit mehr Erdgas zu versorgen. Allerdings verschwieg das russische Staatsoberhaupt den Europäern, wie viel mehr er für den Energierohstoff verlangen würde. Die europäischen und asiatischen Erdgaspreise sind in den letzten Wochen auf Rekordhöhen gestiegen und liegen deutlich über dem Allzeithoch von 15,65 Dollar pro MMBtu am US-amerikanischen Markt für Erdgastermingeschäfte.
Die Zusicherung Russlands brachte dem Markt eine gewisse Entlastung, der am 6. Oktober, dem Tag der Zusage von Präsident Putin, auf dem Tageschart ein bärisches Umkehrmuster ausbildete.
Wie aus dem Chart hervorgeht, stieg der Erdgaspreis am 6. Oktober auf ein neues Hoch und schloss unter den Tiefstständen des Vortags, wodurch sich auf dem Tageschart ein wichtiges bärisches Umkehrmuster bildete. Der Preis gab daraufhin weiter nach und korrigierte am 12. Oktober unter die 5,20 Dollar-Marke, bevor er sich wieder nach oben bewegte. Die technische Unterstützung für die November-Futures liegt beim Tief vom 21. September bei 4,766 Dollar, der Widerstand beim Hoch vom 6. Oktober und dem langfristigen Höchststand vom Februar 2014 bei 6,493 Dollar pro MMBtu.
Im 3. Quartal legte der Energiesektor ohne Kohle 8,76 % zu. In den ersten neun Monaten des Jahres 2021 erzielte er einen Zuwachs von 64,07 %. Die Preise für Rohöl, Ölprodukte und Ethanol liegen Mitte Oktober über den Schlusskursen vom 30. September. Erdgas hat von 5,867 Dollar auf 5,59 Dollar nach unten korrigiert. Dennoch bleiben die Energierohstoffe in einem intakten Aufwärtstrend. Der Energiesektor zählt 2021 zu den stärksten Sektoren, und das dürfte auch so bleiben. Die US-Energiepolitik schlägt einen grüneren Weg ein, was die Produktion belastet. Der Inflationsdruck nimmt weiter zu. Die OPEC und Russland werden wahrscheinlich die Verbraucherländer unter Druck setzen, und die weltweite Nachfrage nimmt weiter zu. Die steigende Nachfrage und das sinkende Angebot sind ein grundsätzlich bullischer Cocktail, der bedeuten könnte, dass die Rallye bei fossilen Brennstoffen und allen Energieprodukten gerade erst beginnt.
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