Kein Gold-„Fixing“ mehr – Teil 1

 | 18.07.2014 15:55

Das Londoner Goldfixing wird reformiert…

Das Goldfixing ist das Herzstück des Londoner Edelmetallmarktes, schreibt Adrian Ash von BullionVault.

Der derzeitige als Goldfixing bekannte Prozess der Goldpreisfindung ist nicht unbrauchbar geworden. Vielmehr zeigt seine ununterbrochene Verwendung über rund 100 Jahre hinweg, dass er außergewöhnlich gut für diesen Zweck geeignet ist.

Aber dessen Wahrnehmung wurde getrübt. Und da am 15. August nun auch der neue Prozess des Londoner Silberpreises beginnt, war zu erwarten, dass der „Gold-Fix“ ebenfalls überdacht und reformiert wird.

Gold Fixing Ltd, eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung , die ausschließlich für ihre vier Mitgliedsbanken existiert, die an jedem Werktag zweimal telefonisch einen Preis festlegen, teilte nun mit, dass sie Änderungen an der Art und Weise der Preisbestimmung vornehmen möchte und rief dazu auf, Vorschläge zur zukünftigen Abwicklung einzureichen.

Gut so. Vielleicht können wir uns dann alle endlich wieder um wichtigere Sachen kümmern. Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass die Preisbestimmung weiterhin als „Fixing“ bezeichnet wird. Vermutlich wird zumindest der (menschliche) Vorsitzende durch einen Algorithmus und das Telefon durch eine elektronische Handelsplattform ersetzt. Danach liegt das Hauptaugenmerk darauf, die hohe Liquidität zu erhalten, die der Benchmark Käufern und Verkäufern auf der ganzen Welt bietet und dass der Prozess der Referenzwert-Bestimmung auf echten Handelsaktivitäten basiert. Darum ist man auch beim Prozess der neuen Silberpreis-Findung bemüht.

Wie findet man über hundert Jahre nach Einführung des ursprünglichen Ablaufs ein neues System? Das Auswahlverfahren bei der neuen Silberpreisbestimmung war sehr gewissenhaft. Die London Bullion Market Association ermittelte sowohl die Ansichten ihrer Teilnehmer als auch die des weiteren Marktes und bat um Vorschläge, welche die gesammelten Erwartungen erfüllen. Sieben Vorschläge wurden eingereicht, und die LBMA-Mitglieder wurden erneut zur Resonanz aufgerufen.

Entscheidend ist, dass die Lösung, auf die man sich einigte – ein gemeinsames Angebot der Wertpapierbörse CME und des Datenanbieters Thomson Reuters – den meisten Market-Makern am attraktivsten erschien. Dadurch wird die hohe Liquidität dessen gewährleistet, was in Form des London-Fixing in erster Linie als Handelsprozess konzipiert war und woraus erst im Nachhinein ein Referenzwert wurde.

Ebenso wie der „Silber-Fix“ (1897-2014) ist auch der Gold-Fix zu einem Referenzpreis für Gold weltweit geworden, seitdem sich eine Gruppe von Bankern im Büro von N.M.

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Rothschild traf, um im Jahr 1919 erstmals den Preis zu „fixen“. Dies geschah, weil zum einen London seit jeher das Zentrum des physischen Edelmetallmarktes ist und zum anderen es keinen anderen einzelnen Marktpreis gibt, zu dem physisches Edelmetall gehandelt wird.

Beim Gold- und Silberhandel, der als „Over-the-Counter“ bezeichnet wird, handelt es sich um einen außerbörslichen Handel, bei dem die Beteiligten selbst untereinander handeln können - und nicht um eine zentralisierte Börse für standardisierte Kontrakte wie auf dem Aktienmarkt. Käufer und Verkäufer legen einen individuellen Preis für ihren jeweiligen Deal fest. Das einzige, was bei diesem sogenannten Spotmarkt standardisiert ist, ist die Qualität des Edelmetalls, die durch die Regeln für London Good-Delivery-Barren festgelegt und gewährleistet wird.

So weit, so gut. Jeder Marktteilnehmer kann die Preise quotieren und annehmen, die er möchte. Jeder muss auch das Kreditrisiko und die Geschäftsbilanz seines Handelspartners kennen und beurteilen (dies ist möglich, da die Abwicklung eines Deals normalerweise 2 Geschäftstage dauert). Insofern gibt es kein zentralisiertes, sondern ein individuelles Risiko. Und Geschäfte finden unter dem Kaufrecht und nicht nach den Vorschriften für den Finanzdienstleistungssektor statt. Immerhin geht es hierbei um ein Stück Metall und nicht um einen Kredit oder verbriefte Vermögenswerte.

Dennoch stellen sich auf dem professionellen Edelmetallmarkt durch die Reihe von privaten Deals folgende drei Fragen:

* Was passiert, falls Sie mehr kaufen oder verkaufen möchten als die Gegenpartei zu einem bestimmten Preis auf einmal handeln kann?

* Welches Preisangebot von den Hunderten von Händlern und Bullion-Banken repräsentiert am besten den „Marktpreis“ eines bestimmten Tages?

* Wie können Minenbetreiber, Zentralbanken, Juweliere und Investmentfonds dann ihre ausstehenden Bestände berechnen?

Hierfür gibt es das Goldfixing. Hierbei trifft sich um 10:30 Uhr und 15 Uhr englischer Zeit eine Gruppe von Gold-handelnden Banken, um deren vorhandene Ressourcen zu bündeln (wobei Großkunden die Möglichkeit haben, jegliche Mengen zu handeln) und den Preis zu finden, zu dem das größtmögliche Handelsvolumen der momentan bestehenden Angebote und Nachfragen abgedeckt werden kann. Auf diesen Preis beziehen sich im Anschluss Anleger und Vertreter der Industrie als den aktuellen Tagespreis.

Das Gleiche gilt für das Silberfixing. Auch dabei kann es einige Minuten dauern, in denen neue Preise vorgeschlagen und diese den Reaktionen entsprechend dann angenommen oder abgelehnt werden. Denn das Ziel ist ein einziger Preis, auf den Anleger und Institutionen referieren können, ein Referenzwert also.

Doch trotz all seiner Vorteile soll das Silberfixing in seiner jetzigen Form Mitte August abgeschafft werden. Denn nach Austritt der Deutschen Bank blieben lediglich zwei Banken übrig. Und solch eine Situation wäre nicht haltbar. Und aufgrund des neuen Vorgangs der Silberpreis-Findung, der am 15. August einsetzen soll, beschlossen die vier am Goldfixing beteiligten Banken (die Deutsche Bank gab auch hier ihren Sitz auf), ihren täglichen Preisvorschlag an den weltweiten Edelmetallmarkt ebenfalls zu überdenken und einer Reform zu unterziehen.

Der Druck zur Veränderung ist vielschichtig. Immerhin ist der Vorgang alt (auch wenn dies, wie zuvor erwähnt, meiner Meinung nach eher seine Tauglichkeit bestätigt). Eine Umfrage bei den Experten, die tatsächlich auf dem Großmarkt agieren, ergab, dass 72% der rund 440 Umfrage-Teilnehmer vollkommen zufrieden mit dem existierenden Silberfixing sind. Aber nach außen hin erschienen beide Fixings als „veraltet“. Denn der Trend zur Jugend

erstreckt sich nun offensichtlich sogar auf etwas wie Gold, das eigentlich zeitlos und unverwüstlich ist.

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