DAX: Kaum fallen die US-Indizes etwas, herrscht Krisenstimmung

 | 10.10.2018 10:33

Es ist schon wirklich kurios mitanzusehen, wie einige Marktentwicklungen in den Medien derzeit völlig überdramatisiert werden, obwohl sie schon vor Monaten vorherzusehen waren. Dass die US-Notenbank die Zinsen stetig anheben würde, hat sich schon vor über einem Jahr angekündigt. Warum derzeit die Furcht vor schneller als erwartet steigenden Leitzinsen geschürt wird, ist mir schleierhaft.

Dass der US-Dollar infolge dieser Leitzinsentwicklung jedenfalls gegenüber anderen Währungen an Stärke gewinnen würde, ist sicher auch keine Überraschung. Dass die US-Valuta dabei insbesondere gegenüber Schwellenländerwährungen zulegen würde, hätte man sich auch noch zusammenreimen können. Und dass Leitzinsanhebungen zu einem Anstieg der Anleiherenditen nicht nur in den USA führen würden, konnte man auch schon vor Monaten in den Gazetten lesen.

Gut, einige Wechselkursentwicklungen waren in dieser Stärke vielleicht nicht vorherzusehen. Und der Anstieg der Anleiherenditen in Italien wurde durch die jüngste Haushaltsdebatte beschleunigt. Doch grundsätzlich war mit Entwicklungen in diese Richtung zu rechnen. Und daher dürfte sich eigentlich niemand von den aktuellen Marktbewegungen überrascht zeigen.

Chinesische Zentralbank reagiert auf US-Zölle
Auch dass die chinesische Zentralbank (PBoC) am Wochenende zum dritten Mal in diesem Jahr eine Reduzierung des Reservesätze für die meisten Banken bekanntgegeben hat, sollte nicht gleich als ein Anzeichen für eine Krise gewertet werden. Stattdessen ist die Lockerung der Geldpolitik schlicht eine Reaktion auf den zunehmenden Handelskonflikt mit den USA, der ja nun auch schon seit einigen Monaten schwelt und dessen Schritte in Sachen Zöllen von den Beteiligten auch stets frühzeitig angekündigt wurden.

Dass die PBoC nun das Kreditwachstum anzuschieben versucht und so ein Gegengewicht zu den negativen Konjunktureffekten bilden möchte, die aus den US-Zöllen resultieren, ist doch nur allzu verständlich. So werden durch die aktuelle Absenkung des Reservesatzes netto rund 750 Milliarden Renminbi Liquidität freigesetzt, die in die chinesische Wirtschaft fließen können und die negative Wirkung der Zölle kompensieren sollen.

Schuldenprobleme sind auch längst bekannt
Sicherlich wird damit das (weltweite) Verschuldungsproblem verschärft. Aber auch dieses Problem ist längst bekannt. Schließlich sah sich der Internationale Währungsfonds (IWF) in seiner aktuellen Prognose nicht das erste Mal genötigt, vor der weltweiten Verschuldung zu warnen. Und dass er die Erwartung für das weltweite Wirtschaftswachstum in diesem und im kommenden Jahr von 3,9 % auf 3,7 % leicht reduziert hat, ist sicherlich auch kein Drama.

Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

Warum vor diesem Hintergrund ein bekannter Fernsehsender auf seiner Internetpräsenz aktuell diese Information mit der Androhung betitelt, dass der Boom der Weltwirtschaft zu Ende geht, und in dem Artikel große Gefahren wegen einer Verschuldung auf Rekordniveau heraufbeschwört, hat wohl unter anderem auch damit zu tun, das solche Angst-Themen einfach mehr Klicks bringen. Angst verkauft sich, gerade beim Thema Börse. Doch Angst ist ein schlechter Ratgeber!

Leser der Börse-Intern sind längst bestens informiert
Als Leser der Börse-Intern sollte Sie das alles aber nicht verunsichern. Denn wir haben auch das Verschuldungsthema schon längst besprochen - genauso wie sämtliche anderen aktuell vom Markt heiß diskutierten Probleme. Und auch, dass die Aktien- und Anleihekurse derzeit leicht belastet sind, sollte Sie nicht mehr wundern. Vielmehr deutet sich damit lediglich an, dass die steigenden Zinsen in Verbindung mit den nachlassenden Liquiditätsspritzen tatsächlich wie erwartet auf die Kurse drücken und sich damit die übergeordnete Seitwärtskonsolidierung auf hohem Niveau etabliert, so wie sie im DAX schon seit Monaten sichtbar ist.

Lassen Sie sich von reißerischen Nachrichten also weiterhin nicht verunsichern. Meiden Sie Angst und Panikmache und bleiben Sie stets sachlich. Noch gibt es überhaupt keinen Grund zur Panik. Freuen wir uns stattdessen gemeinsam darüber, dass die Kurse auch in den USA endlich wieder nachgeben und damit bald neue Kauf- und Schnäppchenkurse winken könnten - insbesondere an unseren heimischen Börsen!

DAX rutscht auf ein neues Korrekturtief
So sind die DAX-Werte gerade schon auf bestem Wege, zu echten Schnäppchen zu werden. Denn hier hat sich der Trend der aktuellen Konsolidierung (siehe blauer Pfeil im folgenden Chart) inzwischen beschleunigt (roter Pfeil). Dabei kam es gestern sogar zu einem neuen Korrekturtief.