Ölpreis: Kann die OPEC bis zum nächsten Gipfel ihre konsistente Botschaft beibehalten?

 | 21.05.2019 09:34

Wenn die Preisentwicklung zuerst einen Champagner wert war, dann lag das auch daran, dass die Öffentlichkeitsarbeit genauso mit Einigkeit und Zusammenhalt glänzte.

Der saudische Energieminister Khalid Falih sagte zum Abschluss einer vorbereitenden Sitzung der OPEC+ im heimischen Jeddah, dass das Königreich keine Pläne habe, die Produktion jetzt anzuheben und sie womöglich auch im Rest des Jahres nicht anheben werde. Sicher, das Treffen in Jeddah war nicht dazu gedacht, eine Entscheidung zu was auch immer zu liefern. Und doch stimmte ihm sein russischer Amtskollege Alexander Novak zu und sagte, es sei zu früh über ein Ende der Produktionsbeschränkungen zu reden, die seit sechs Monaten in Kraft sind. VAE-Energieminister Suhail al-Mazrouei gab seinen Senf dazu und meinte, dass die Arbeit der OPEC “noch nicht erledigt” ist und eine Lockerung der Beschränkungen nicht die “richtige Entscheidung” sei.

Der kombinierte Effekt der Worthülsen der drei Minister in den Energiemedien lieferte im frühen Handel am Montag in Singapur einen Ausschlag um 1,20 USD das Fass Brent, was die Ölbullen Freudentänze machen ließ.

h3 Russland hat offensichtlich andere Ideen zu Produktionserhöhungen/h3

Aber die Party dauerte nicht lang. In der Tat sie war binnen Stunden zu Ende. Nachdem er die Jeddah-Sitzung verlassen hatte, erzählte Novak eine völlig andere Geschichte auf Bloomberg TV, die dazu angelegt schien, eher seinem Chef, dem russischen Präsidenten Vladimir Putin zu gefallen, als Falih—der auf ihn als seinen vertrauenswürdigsten Verbündeten außerhalb der OPEC der letzten drei Jahre gesetzt hatte.

Die OPEC+ müsste vielleicht das gegenwärtig bestehenden Produktionsabkommen "anpassen", sagte Novak Bloomberg TV. Eine Option auf dem Tisch ist die "Abschaffung der Übererfüllung" der gegenwärtigen Reduktionsziele, meinte er, ein Schritt, der in der Konsequenz die Produktionssenkungen in der zweiten Jahreshälfte lockern würde.

Bloomberg baute auf seinem Interview mit Novak eine Nachrichtengeschichte, die sich ein wenig wie ein Meinungsbeitrag las, und in der versichert wurde, dass Putin auch ein Wort bei den Entscheidungen der OPEC+ mitreden wolle. Auf dem jährlich stattfindenden St. Petersburg International Economic Forum (SPIEF) im Juni des letzten Jahres sagte Putin, dass Russland "nicht an einem endlosen Anstieg der Kosten von Energie und Öl interessiert ist", erinnerte Bloomberg seine Leser.

Die 2019er Ausgabe von SPIEF soll vom 6. bis 8. Juni stattfinden—und wieder einmal scheinen die Russen mit einem etwas niedrigeren Ölpreis zufrieden zu sein, als es sich die Saudis wünschen. Moskau kann mit 60 USD das Fass leben, während Riad mit allem unter 80 USD ein Problem bekommt.

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Bloomberg fügte an, dass Russland lediglich seine Produktion im geforderten Maß gesenkt und erst in diesem Monat sein offizielles Ziel erreicht hat. Daher bedeutet eine Abschaffung der Übererfüllung lediglich, dass Moskau genau so weitermacht, wie heute. Die mächtige russische Ölindustrie, angeführt von Kreml-Insider und Rosneft PJSC CEO Igor Sechin, will die Möglichkeit haben, die Produktion zu erhöhen.

Das bringt uns zu der Frage: Wird die OPEC in der Lage sein, eine klare, konsistente Botschaft auszusenden, bis ihr entscheidender Gipfel vom 25. bis 26. Juni kommt, auf dem das aus 14 Mitgliedsstaaten bestehende Kartell und seine 10 Verbündeten von außerhalb entscheiden werden, was mit der Produktion in der zweiten Jahreshälfte geschehen soll.

h3 Immer mehr Schwierigkeiten für die Saudis, ihre Entscheidungen allen andern aufzuzwingen/h3

John Kilduff, Gründungspartner beim New Yorker Energiehedgefonds Again Capital, sagte Investing.com in einem Interview der jüngeren Zeit, dass es zunehmend schwierig für Riad wird, seine Entscheidungen allen anderen Ölproduzenten aufzuzwingen, außer natürlich den VAE und einigen anderen in der OPEC, die zufrieden sind, die Saudis reden zu lassen, statt sich selbst zu äußern.