Kann der Arbeitsmarkt die USA vor einer Rezession retten?

 | 06.03.2023 06:36

Die US-Wirtschaft sieht entweder stark oder schwach aus - je nachdem, welche Datensätze man bei der Beurteilung heranzieht. Das ist in gewisser Weise immer so - aus dem einfachen Grund, dass es immer Bereiche der Wirtschaft gibt, die sich anders oder sogar entgegen dem allgemeinen Trend entwickeln. Dieses Mal ist die Beurteilung der Situation insofern anders, als dass die Widersprüchlichkeit der Signale enorm ist.

Das Paradebeispiel für Wachstum und Zuversicht ist die Lage am Arbeitsmarkt, wo weiterhin kräftige Stellenzuwächse zu beobachten sind.

Es ist strittig, ob das überraschend robuste Stellenplus der letzten Zeit auf außergewöhnliche einmalige Faktoren zurückzuführen sind, die mit den anhaltenden Auswirkungen der Pandemie zusammenhängen. Eine Theorie ist das so genannte "Horten von Arbeitskräften". Wenn dieses Mal etwas anders ist: Kann sich dieses Phänomen dann plötzlich umkehren? Oder hält es sich jetzt hartnäckig?

Unabhängig von der Erklärung (und der Dauerhaftigkeit oder der Abwesenheit einer solchen) sind die Zahlen unbestreitbar. Die Arbeitslosigkeit in den USA ist nach wie vor niedrig, und die Zahl der Beschäftigten nimmt stetig zu: Im Januar stieg die Zahl der Beschäftigten um 517.000, das höchste monatliche Stellenplus seit Juli. Gleichzeitig sank die Arbeitslosenquote auf 3,4 % und damit auf den niedrigsten Stand seit den 1950er Jahren.

Auch andere Schlüsselbereiche der Wirtschaft zeigen sich robust. Bemerkenswert ist, dass die Verbraucherausgaben, obwohl sie in den letzten Monaten schwankten, eine starke Fähigkeit zur Erholung an den Tag legen. Die Ausgaben für den privaten Konsum sind im Januar um 1,8 % gestiegen, der stärkste Wert der letzten zwei Jahre.

Es gibt unterschiedliche Definitionen für eine Rezession , aber es ist eine sichere Annahme, dass die Wirtschaft mit ziemlicher Sicherheit nicht schrumpfen wird, wenn das Stellenwachstum und die Ausgaben der Verbraucher robust sind. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass die wichtigsten Indikatoren weiterhin Warnungen aussenden. Zu diesen gehört u.a. die invertierte Renditekurve der Treasuries. Die steigenden Zinssätze und ungewöhnlich starke Rückgänge der Geldmenge sind weitere Anzeichen.

Mehrere weit gefasste Messgrößen für den Konjunkturzyklus zeichnen ein geradezu bedrohliches Bild. So lesen sich die Daten Leading Economic Index des Conference Board recht pessimistisch.