Javier Milei: Macht ein "Anarchokapitalist" Argentinien zum Rohstoff-Powerhouse?

 | 17.08.2023 08:30

Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: Der nicht unumstrittene Ökonom Javier Milei konnte mit seiner Koalition "Die Freiheit schreitet fort" (La Libertad Avanza) bei den argentinischen Vorwahlen für die anstehenden Präsidentschafts- und Kongresswahlen im Oktober einen Erfolg verbuchen.

Mit 32 % der Stimmen lag Milei vor dem konservativen Parteienbündnis "Gemeinsam für den Wandel" (Juntos por el Cambio) mit knapp 30 % und der regierenden peronistischen Koalition "Union für das Vaterland" (Unión por la Patria) mit 28 Prozent. Die Vorwahlen am Sonntag galten als Stimmungstest für die Präsidentenwahl.

Die Reaktion der Märkte ließ nicht lange auf sich warten. Argentinische Staatsanleihen gaben zum Wochenauftakt um 12 % nach. Die Notenbank des Landes sah sich zu einer drastischen Abwertung der heimischen Währung gezwungen und setzte den offiziellen Kurs am Montag auf 365,50 Peso für einen US-Dollar fest. Der Kurs auf dem Schwarzmarkt stieg um rund 11 % auf 680 Pesos pro USD. Außerdem wurde der Leitzins um 21 Prozentpunkte auf 118 % erhöht.

Die Unsicherheit im Hinblick auf die politischen Pläne des 52 Jahre alten Milei verschreckt Anleger. Ihm wird politische Nähe zu Donald Trump und Jair Bolsonaro nachgesagt. Er selbst bezeichnete sich einmal als "Anarchokapitalist" und gilt als Anhänger der österreichischen Schule.

Argentinien befindet sich bereits in einer langwierigen ökonomischen Krise. Die Währung befindet sich nicht erst seit Montag im Sinkflug. Die Inflationsrate liegt bei 115 %. Das Land leidet unter einer großen Schattenwirtschaft, niedriger Produktivität und hoher öffentlicher Verschuldung. Durch die Abwertung der Währung wächst der zu großen Teilen in Fremdwährung bestehende Schuldenberg immer weiter.

Entfesselt Milei die Rohstoffmärkte Argentiniens?/h2

Einige Kommentatoren sehen in der möglichen Wahl Mileis zum Präsidenten jedoch auch Chancen – insbesondere im Hinblick auf die großen Rohstoffpotenziale des Landes. Nicht umsonst erzielte der Kandidat im "Pampa-Agrargürtel" in den Provinzen Cordoba, Santa Fe und La Pampa sowie in der Provinz Neuquen, einem Kerngebiet der Ölförderung, besonders gute Ergebnisse.

Bloomberg etwa meint, Milei könnte Steuern auf Agrarexporte reduzieren und dadurch Argentiniens Sojabohnen, Mais, Weizen und Fleisch auf dem Weltmarkt wieder zu Wettbewerbsfähigkeit verhelfen. Viele Landwirte leiden nicht nur unter den hohen Steuern, sondern auch einem komplexen Verfahren zum Umtausch von Devisen. Milei wirbt dafür, den Peso durch den US-Dollar zu ersetzen.

Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

Im Ölsegment spricht Milei sich für die Reprivatisierung des staatlichen Bohrunternehmens YPF SA aus, das mit der Entwicklung des Schieferölgebiets Vaca Muerta betraut ist. Zur Steigerung der Produktion setzt er stattdessen auf mehr Wettbewerb zwischen inländischen Raffinerien und internationalen Rohölkäufern und will dafür Exporthürden abbauen und die Obergrenze für argentinische Treibstoffpreise aufheben.

Bergbauunternehmen beziehen nicht klar Position/h2

Im Hinblick auf Lithium hatte sich der Kandidat im vergangenen Jahr ablehnend im Hinblick auf staatliche Interventionen geäußert. Anstelle direkter staatlicher Förderungen für den Aufbau einer Batterieindustrie setzt Milei auf Steuersenkungen und laxere Arbeitsgesetze. Argentinien ist derzeit der am schnellsten wachsende Lithiumproduzent der Welt.

Die Wahl ist noch einige Monate entfernt, der Ausgang naturgemäß ungewiss. Rohstoff- und Bergbauunternehmen vermeiden deshalb allzu klare Positionen, könnten diese sich später doch als Bürde erweisen.

So kommentierte Rob McEwen, der Gründer von McEwen Mining: "Er schlägt radikale Veränderungen vor, und ich denke, diese sind nötig." Der Geschäftsführer der argentinischen Tochter, die derzeit ein Bohrprogramm beim Kupferprojekt Los Azules absolviert, war hingegen zurückhaltender: "Ich halte ihn nicht für eine gute Wahl für Bergbauunternehmen" – er fürchtet, Milei könnte am mangelnden sozialen Zusammenhalt scheitern.

Der Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen birgt hohe Risiken. Sie können Ihren Kapitaleinsatz vollständig oder teilweise verlieren. Die Kurse von Kryptowährungen sind extrem volatil und können von externen Faktoren wie finanziellen, regulatorischen oder politischen Ereignissen beeinflusst werden. Der Handel auf Margin erhöht das finanzielle Risiko.
Stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie die mit dem Handel der Finanzinstrumente und/oder Kryptowährungen verbundenen Risiken vollständig verstanden haben und lassen Sie sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten, bevor Sie den Handel aufnehmen.
Fusion Media möchte Sie daran erinnern, dass die auf dieser Internetseite enthaltenen Kurse/Daten nicht unbedingt in Realtime oder genau sind. Alle Daten und Kurse werden nicht notwendigerweise von Börsen, sondern von Market-Makern bereitgestellt, so dass die Kurse möglicherweise nicht genau sind und vom tatsächlichen Marktpreis abweichen können, was bedeutet, dass die Kurse indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sind. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für etwaige Handelsverluste, die Ihnen durch die Verwendung dieser Daten entstehen könnten.
Es ist verboten, die auf dieser Website enthaltenen Daten ohne die vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenanbieters zu verwenden, zu speichern, zu reproduzieren, anzuzeigen, zu ändern, zu übertragen oder zu verteilen. Alle Rechte am geistigen Eigentum sind den Anbietern und/oder der Börse vorbehalten, die auf dieser Website enthaltenen Daten bereitstellen.
Fusion Media kann von den Werbetreibenden, die sich auf der Website befinden, anhand Ihrer Interaktion mit den Werbeanzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.

Abmelden
Sind Sie sicher, dass Sie sich abmelden möchten?
NeinJa
AbbrechenJa
Veränderung wird gespeichert