Der große Jahresausblick Teil I – Zinspolitik dominiert das FX-Universum 2018

 | 22.12.2017 14:45

Ein ereignisreiches Jahr neigt sich dem Ende. Neben dem Aufstieg und Niedergang der europäischen Populisten war das Jahr von Dauerrekorden an den globalen Aktienmärkten sowie Trumps unberechenbaren Tweets auf dem Nachrichtendienst Twitter geprägt.

In den ersten fünf Monaten des zurückliegenden Jahres war es vor allem die Politik, die den Takt an den globalen Finanzmärkten bestimmte. Neben der Amtseinführung von Donald Trump als 45. Präsident der Vereinigten Staaten am Freitag, den 20. Januar 2017, begann auch die Scheidung Großbritanniens von der EU. So aktivierte Premierministerin Theresa May am 28. März 2017 Artikel 50 des Lissabonner Vertrags; danach haben die Austrittsverhandlungen begonnen. Seit dem befindet sich das britische Pfund im Erholungsmodus. Mittlerweile wurden einige richtig große Brocken wie die Scheidungsrechnung aus dem Weg geräumt. Ein endgültiges Ende des Verhandlungsmarathons ist aber noch nicht in Sicht und so dürfte der Kurs der britischen Währung auch im kommenden Jahr unter dem Einfluss der Brexit-Verhandlungen stehen.

Für Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten sorgte im April die französische Präsidentschaftswahl. Umfragen sahen den parteiunabhängigen französischen Präsidentschaftskandidaten Emmanuel Macron und die Rechtsextreme Marine Le Pen gleichauf. Die Verunsicherung der Anleger war groß. Schließlich stand die Zukunft Europas auf dem Spiel. Denn Le Pen wollte im Falle eines Wahlsieges ein baldiges Referendum über den Austritt aus der EU organisieren. Soweit kam es aber nicht. Die Rechtspopulistin verlor am Ende deutlich. Frankreich hatte für Kontinuität und den jüngsten Staatschef seit Napoleon Bonaparte gestimmt - einen eloquenten und modernen Präsidenten, der dafür steht, den Aufstieg des Populismus in Europa im Keim erstickt zu haben.

Dann war da noch die amerikanische Notenbank. Allen Unkenrufen zum Trotz hatte die Federal Reserve ihren Zinserhöhungszyklus im Jahr 2017 fortgesetzt. Insgesamt dreimal drehte die Notenbank an der Zinsschraube; für den US-Dollar war es dennoch ein Jahr zum Vergessen. Grund dafür war die anhaltend hohe politische Unsicherheit ausgehend vom Weißen Haus in Washington, Kriegsspiele zwischen den Vereinigten Staaten und Nordkorea, die Russland-Affäre sowie einige unter die Gürtellinie abgefeuerte Tweets von Trump belasteten den Kurs der globalen Reservewährung.

Der Goldpreis profitierte von all dem zunächst. Bis September stieg das Edelmetall trotz der hohen Risikobereitschaft der Investoren in der Spitze auf 1.357 Dollar. Dann aber wendete sich das Blatt zugunsten der Bären und das gelbe Metall korrigierte einen Teil seiner vorangegangenen Gewinne. Am Ende des Jahres steht dennoch ein fettes Plus von gut 10 Prozent zu Buche. Zuletzt notiert es an einer wichtigen Schlüsselmarke – am seit Jahresanfang etablierten Aufwärtstrend bei rund 1.258 Dollar. Entweder erfolgt hier die Erholung oder ein weiterer Schuss vor den Bug.

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Die Ölpreise scheinen endlich den Boden gefunden zu haben. Nach einer zunächst ausgedehnten Korrekturbewegung fanden sich im Bereich um 42 Dollar erneut Käufer und trieben das schwarze Gold in der Spitze auf 58,68 Dollar und damit auf den höchsten Stand seit Juli 2015. Rückläufige Rohöllagerbestände in den USA und eine erneute Verlängerung der Produktionskürzung der Opec verhalfen dem Ölpreis zur Mitte des Jahres zu einem Comeback. Dennoch birgt das kommende Jahr große Risiken für die schwarze Schmiere. Denn die US-Schieferölproduktion pumpt dank der jüngsten Ölpreisexplosion und der damit wieder einhergehenden Profitabilität der Unternehmen kräftig Öl in den Markt. Und somit gilt eine fortgesetzte Stärkeentwicklung im Jahr 2018 keinesfalls als ausgemachte Sache.

An den Devisenmärkten war vor allem die Aufwertung der Gemeinschaftswährung das dominierende Thema im Jahr 2017. Unterstützung erhielt der Euro von der Europäischen Zentralbank, die dank des jüngsten Konjunkturaufschwungs der Euro-Zone eine Anpassung des milliardenschweren Wertpapierkaufprogramms beschloss. So sollen die Käufe ab Januar 2018 von 60 auf 30 Milliarden Euro abschmelzen und bis mindestens September 2018 laufen. Ein endgültiges Enddatum wurde aber noch nicht festgelegt. Denn trotz der hohen Wachstumsdynamik bleibt die Inflation gedämpft. Sollte sich nun die dynamische Aufwertung der Gemeinschaftswährung fortsetzen, könnte das die zaghaft nach oben tendierende Inflation ausbremsen und damit die Währungshüter erneut in Alarmbereitschaft versetzen.

Dann waren da natürlich noch die Aktienmärkte, die von der Alternativlosigkeit an Investmentmöglichkeiten und der Aussicht auf die größte Steuerreform seit gut drei Jahrzehnten in den USA profitierten. In der Folge kannten Dow Jones, S&P 500 und NASDAQ kein Halten mehr und griffen einen Rekord nach dem anderen ab. Auch der deutsche Aktienmarkt zeigte eine beeindruckende Performance. So stieg der Dax auf 13.525 Punkte und damit auf ein neues Allzeithoch. Die Show hatte ihm jedoch der TecDAX gestohlen, der eine Jahresperformance von gut 40 Prozent zeigte. Dennoch werden im kommenden Jahr die Karten neu gemischt.

Zum Abschluss des Jahres fragten wir unsere beliebtesten Analysten um Ihre Meinungen zu den Märkten und Strategien für das kommende Jahr. Wir haben interessante und spannende Antworten für Sie in einem dreiteiligen Beitrag zusammengestellt.

Wir wünschen viel Vergnügen mit Teil I unseres Jahresausblicks 2018!

h2 Einschätzungen zum EUR/USD für 2018/h2

Unsere Experten wurden befragt, wo Sie den Kurs des Euro im Verhältnis zum US-Dollar in drei, sechs und zwölf Monaten sehen. Im Folgenden haben wir die Ergebnisse für Sie graphisch aufbereitet: