Italexit: Das Risiko trägt der deutsche Steuerzahler - Danke Mario Draghi!

 | 04.02.2018 10:30

Anfang März sind bekanntlich Wahlen in Italien, und es sind vor allem die Euro-kritischen Parteien, die gute Chancen bei dieser Wahl haben. Das heißt nicht, dass Italien aus dem Euro austreten wird – aber ganz ausgeschlossen ist ein Italexit eben auch nicht infolge einer absehbar neuen Regierung von Euro-Kritikern, die schon laut zumindest über eine Parallelwährung nachgedacht haben (wie etwa der ewige Silvio Berlusconi, jener Polit-Figur, die den Italienern das schlechte Gewissen nimmt, wenn sie keine Steuern zahlen oder den Staat mit anderen Mitteln betrügen – der Silvio macht es doch auch, denkt man sich in Bella Italia).

Käme es zum worst case, nämlich zum Austritt Italiens aus dem Euro, dann müßte Italien, so hat es Mario Draghi nun mehrfach kundgetan, negative Target 2-Salden ausgleichen, sprich bezahlen. Und das würde Italien natürlich aus der Portokasse zahlen können, schließlich handelt es sich nur um die klitzekleine Summe von mehr als 400 Milliarden Euro. Ja, das würde der Silvio Berlusconi als potentiell nächster Regierungschef natürlich gerne zahlen – schon aus Liebe zu den Deutschen, deren Target 2-Forderungen inzwischen die 900-Milliarden-Grenze überwunden haben – Tendenz weiter steigend. Sollte Italien das aber aus irgendwelchen, völlig irrationalen Gründen doch nicht machen, bliebe Deutschland, sprich die Bundesbank, auf ihren Forderungen sitzen. Nach Italien verkaufte deutsche Autos wären dann sozusagen ein Geschenk der Deutschen an die Italiener – wäre doch mal eine nette Geste zum Abschied!

Alles natürlich kein Problem – auch für die EZB nicht. Was würde aber die Notenbank machen mit ihren italienischen Staatsanleihen, die sie im Rahmen des QE gekauft hatte, wenn Italien aus dem Club austritt? Mit einem netten Lächeln den Italienern zurück geben mit der Bitte um Abnahme?

Darüber aber möchte man bei der EZB natürlich nicht einmal nachdenken, oder wie es so schön heißt bei elitären Machthabern: „wir haben keinen Plan B“. Und es steht wirklich zu fürchten, dass es diesen Plan B nicht gibt, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Der Euro ist eben nicht nur eine Währung, sondern vor allem der Audruck einer Ideologie. Und die heißt, inspiriert vom deutschen Ex-Kanzler Kohl: nie wieder Krieg in Europa, wir haben uns doch alle lieb, und wenn´s hart auf hart kommt, zahlen die Deutschen eben dafür, dass wir uns alle lieb haben – und ganz fest versprochen: wir rücken nicht mehr in Polen ein und verzichten auf weitere Blitzkriege!

Jedenfalls ist auffällig, dass die EZB weiter sehr fleißig italienischen Staatsanleihen kauft. Und weil sie das nicht am Primärmarkt machen darf, also von Italien selbst, kauft sie über die Banken am Sekundärmarkt. Und welche Banken haben die meisten italienischen Staatsanleihen? Richtig, die italienischen Banken.

Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

Und die entsorgen sich in den letzten Monaten sehr kräftig dieser italienischen Anleihen: sie verkauften im 4.Quartal italienische Anleihen im Volumen von 40 Milliarden Euro – an die EZB, weil die so gut wie der einzige Käufer italienischer Anleihen ist . Mit anderen Worten: sollte es blöd laufen und die Italiener wollen raus aus der Eurozone, dann sitzt die EZB auf noch mehr italienischen Anleihen, das Risiko wandert also immer mehr von den italienischen (Privat-)Banken zum europäischen, dabei besonders dem deutschen Steuerzahler, weil der für die EZB schließlich haftet und mit Abstand die größten Target-Forderungen hat.

Und gestern hat die EZB sehr wahrscheinlich in massivem Umfang italienische Staatsanleihen gekauft: während praktisch Staatsanleihen aller Länder stark unter Druck waren, sprich deren Renditen stiegen und Kurse sanken, fielen die Renditen für italienische Staatsanleihen erheblich, wie etwa der Vergleich zwischen der 10-jährigen italienischen Staatsanleihe (BTP, schwarz) und der deutschen 10-jährigen Bundesanleihe (Bund-Future, orange) zeigt: