Ist Kakao rezessionssicher?

 | 27.10.2022 05:58

  • Die Kakaopreise haben sich trotz der drohenden Rezession von ihren 3½-Jahres-Tiefs erholt
  • Der aktuelle Preis von 2.290 USD/Tonne liegt unweit des Tiefs vom März 2018 von unter 2.200 USD/Tonne
  • Das milde Wetter, ein reichhaltiges Angebot und wachsende wirtschaftliche Sorgen bleiben eine Bedrohung für den Preis 
  • Charttechnisch müsste Kakao den Widerstand bei 2.420 USD überwinden - sonst droht ein Fall auf 2.092 USD
  • Trotz der steigenden Wahrscheinlichkeit einer globalen Rezession haben sich die Kakaopreise von ihren 3½-Jahres-Tiefstständen erholt, unter anderem weil die Nachfrage der Süßwarenhersteller nach dem weltweit wichtigsten Rohstoff für süße Leckereien während der Weihnachtszeit steigt. 

    Aber erntefreundliches Wetter, ein reichliches Angebot und wieder aufkeimende wirtschaftliche Sorgen könnten dennoch einen Rohstoff, der in den meisten Teilen der Welt als Luxusgut gilt, erneut unter Druck setzen - trotz der traditionellen Vorliebe der Menschen für Süßes in Zeiten von Stress. 

    Wie bei allen Rohstoffen steigt und fällt der Preis eines Rohstoffs je nach Produktionsmenge, in diesem Fall der Kakaobohnen. 

    Der Preis von Kakao wird aber auch durch etwas anderes bestimmt: die Menge der Bohnen, die von den Süßwarenherstellern in Nordamerika, Europa und Asien jedes Quartal gemahlen werden, um die Nachfrage nach Schokolade und anderen Köstlichkeiten aus diesem Rohstoff zu decken. 

    Eine weitere Besonderheit von Kakao ist, dass der Preis des Rohstoffs selbst umso höher ist, je mehr verarbeitete Produkte, d.h. Kakaobutter, -pulver und -likör, auf dem Markt angeboten werden. Anders verhält es sich z.B. bei raffinierten Ölprodukten wie Benzin und Diesel, die aufgrund eines Überangebots an Wert verlieren würden, was in der Regel auch auf den Rohölpreis selbst drückt.

    Schokolade, Speiseeis, Backwaren und Kakaogetränke sind Luxus- und Festtagsprodukte, die in der Regel in wirtschaftlich guten Zeiten sehr gefragt sind und in wirtschaftlich schlechten Zeiten weniger gefragt sind. 

    Kakao fiel im März 2020 während des ersten weltweiten Ausbruchs von COVID-19 um 19 %. Doch dank der Erholung der Weltwirtschaft von der Pandemie konnte der Rohstoff das Jahr fast ohne Verluste beenden. Im letzten Jahr stieg Kakao um knapp über 3 %, während er in diesem Jahr bisher um mehr als 10 % gefallen ist. 

    Bei der Schlussabrechnung der Kontrakte am Dienstag im New Yorker Futures-Handel wurde eine Tonne Kakao bei knapp über 2.290 USD gehandelt und damit deutlich über dem Tiefststand vom März 2018 von 2.195,50 USD, der genau vor einem Monat wieder erreicht wurde.