Ist es an der Zeit, auf mehr Schwäche beim JPY, CHF zu setzen?

 | 02.09.2014 15:26

Devisenhändler werden sich in den kommenden Tagen auf die wichtigsten Wirtschaftsereignisse konzentrieren. Neben den EZB- und BoE-Sitzungen (Do) trifft sich auch das Kabinett von PM Abe am Mittwoch, und die führenden Mitarbeiter der BoJ werden ihre Entscheidung am Donnerstag bekannt geben. Spekulationen über eine morgige Neustrukturierung des Pensionsfonds führen dazu, dass die JPY-Paare gut geboten sind. In der Schweiz atmet der EUR/CHF etwas durch, da der unerwartete Rückgang des Schweizer BIP-Wachstums im 2. Quartal den Verkaufsdruck in Richtung des von der SNB festgesetzten Bodens bei 1,20 etwas zurückgenommen hat. Die SNB hatte sich ja verpflichtet, den Währungsboden zu verteidigen, was nun gute Möglichkeiten bietet, in Wetten auf Long-Positionen einzusteigen.

Hoffnungen auf mehr Anreiz in Japan

In Japan steht uns eine ereignisreiche Woche bevor. Die Kabinettsumbildung von Herrn Abe steht am Mittwoch an und am Donnerstag geben die BoJ-Mitglieder ihre Entscheidung bekannt. Für morgen steht die Reform des Pensionsfonds der japanischen Regierung auf dem Programm, sowie der umstrittene Zeitpunkt für eine nächste Umsatzsteuererhöhung und (vielleicht) zusätzliche Konjunkturpakete, um die aktuelle Verlangsamung der Abenomics wieder anzuschieben. Gemäß mancher Kommentare, war der Anstieg der JPY-Paare über Nacht hauptsächlich auf Spekulationen zurückzuführen, dass die Prüfung des japanischen Pensionsfonds (die später in diesem Monat ansteht) eine Übergewichtung ausländischer Anlagen ergeben könnte, und daher den Verkaufsdruck auf den JPY erhöhen könnte. Diese Überlegungen sowie die breit angelegte USD-Nachfrage hat den USD/JPY auf 104,89 (zum Zeitpunkt des Schreibens) angehoben. Auf der anderen Seite gibt es Unsicherheiten in Bezug auf das "richtige" Timing für eine nächste Umsatzsteuererhöhung (von 8,0% auf 10,0%). Der japanische Finanzminister Abe steht hinter der Steuerkonsolidierung und weigert sich die geplante Erhöhung hinauszuzögern, wohingegen der PM Berater Honda für ein Abwarten eintritt, bis die Löhne erkennbar zugelegt haben und das Inflationsziel der BoJ erreicht worden ist. Diesbezüglich sagte Honda, dass die BoJ eventuell weitere geldpolitische Anreize setzen könnte, um das Inflationsziel von 2,0% zu erreichen. Die Situation bleibt unklar. Wir glauben, dass sich PM Abe wahrscheinlich für einen Aufschub positionieren wird, und es wahrscheinlich sogar zusätzliche Anreize der BoJ geben wird, um den schwachen Yen vor Jahresende wieder aufleben zu lassen.

Die Entscheidungsträger der BoJ werden sich am Donnerstag treffen und aufgrund der anhaltenden Unsicherheiten wohl ihren Status quo beibehalten. Die Stimmung bei den JPY-Paaren weist weiter eine positive Tendenz auf (allgemein zeigt sich eine ausgedehnte Yen-Schwäche), im Falle einer Enttäuschung liegt das Hauptrisiko jedoch in einem schnellen, taktischen Abverkauf in den nächsten Tagen. Optionsgebote liegen für die nächsten beiden Tage über 104,00 während sich darunter Stopps zeigen. Nach oben schließen sich Angebote von Exporteuren den Optionsbarrieren bei 105,00 und dann 105,50 an - genau über dem kritischen Widerstand bei 105,44 (6-Monatshoch vom 2. Januar 2014).

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EUR/CHF: Kaufmöglichkeiten bei Rücksetzern

Überraschenderweise hat die beschleunigte Zunahme des Schweizer BIP im 2. Quartal abgenommen, da das Wachstum in der Eurozone abnahm. Das Wachstum des Schweizer BIPs q/q lag unverändert bei 0,0% (vs. erwarteten 0,5%), während das Wachstum im Jahresvergleich auf 0,6% zurückging vs. 1,6% erwartet und 2,0% vorher. Dies war das schwächste Ergebnis seit dem zweiten Quartal 2012. Die stärkste Non-Performance stammt aus der Produktion und den Großhandels- und Finanzbranchen (fast 40% des BIP). Der von der SNB eingezogene "Boden" für den EUR/CHF hat es der Schweiz ermöglicht, schneller zu wachsen als die Eurozone. Der schwache Franken konnte die Schweiz jedoch anscheinend nicht vor dem aktuellen Konjunkturabschwung in Europa schützen. Trotz der Maßnahmen der SNB scheint sich das Sprichwort zu bewahrheiten: "Wenn Europa niest, holt sich die Schweiz eine Erkältung".

Mit schwächeren Wirtschaftsprognosen, möglichen Lockerungsmaßnahmen durch die SNB (als Reaktion auf eine mögliche EZB-Maßnahme) und einer Fed, die zu "Normalisierungen" neigt, sollte der USD/CHF weiterhin seinen aktuellen Bullentrend auf 0,9455/56 fortsetzen (Hochs vom 5.-6. September). Auf Seite des "EUR/CHF" belastet die breite EUR-Schwäche, da die negative Korrelation zwischen dem EUR/USD und dem EUR/CHF schwächer wird. Die 40-Tageskorrelation liegt nun bei -20% (von -40% Anfang August). Obwohl der EUR/CHF nun wohl einen Abwärtstrend einschlagen wird, wird die feste Verpflichtung der SNB für einen Mindestwechselkurs von 1,2000 EUR/CHF die Abwärtsmöglichkeiten begrenzt halten. Aufgrund der hohen Glaubwürdigkeit der SNB achten wir nun auf weitere Abverkäufe, um Rücksetzer als mögliche Kaufgelegenheiten zu nutzen.