Ist die positive Bilanzsaison wirklich noch ein Grund für Aktienkäufe

 | 06.08.2020 09:23

Vorgestern hatte ich geschrieben, der Gewinnrückgang um 35 % gegenüber dem Vorjahr bei den Unternehmen aus dem S&P 500 sei für die Aktienmärkte kein Problem, weil die zuvor stark reduzierten Erwartungen im Durchschnitt um 22 % geschlagen werden konnten, was es in dieser Höhe seit Beginn der Datenerhebung von FactSet im Jahr 2008 noch nie gab (bisheriger Rekord: 1. Quartal 2010 mit +14,7 %, 5-Jahres-Durchschnitt: +4,7 %). Das klingt natürlich sehr bullish.

Bullish ist auch zu werten, dass die Analysten ihre Gewinnschätzungen für die Unternehmen des S&P 500 für das 3. Quartal 2020 im Juli angehoben haben, und zwar laut FactSet um 1,1 % (siehe folgende Grafik). Denn in den letzten 15 Jahren (60 Quartale) wurden die Schätzungen im ersten Monat eines Quartals im Durchschnitt jeweils um 2,4 % gesenkt. Und die letzte Anhebung der Gewinnschätzungen liegt schon zweieinhalb Jahre zurück (1. Quartal 2018).

h2 Die Gewinnerwartungen lagen auf einem extrem niedrigen Niveau/h2

Man sollte allerdings beachten, dass einerseits die Daten sich noch ändern können, da zum Zeitpunkt dieser Angaben erst 63 % der S&P 500-Unternehmen ihre Bilanzen vorgelegt hatten, und andererseits die Gewinnerwartungen zuvor in einem Rekordtempo reduziert wurden. Für die aktuell noch laufende Berichtssaison des 2. Quartals 2020 wurden die Erwartungen allein im April um stolze 29,0 % gesenkt.