Irritierende Überschriften Fed: Beige Book und Powell

 | 15.07.2021 09:48

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1833 (06:10 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1777 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 109,86. In der Folge notiert EUR/JPY bei 130,00. EUR/CHF oszilliert bei 1,0822.

Die Finanzmärkte zeigen sich weiter stabil. US-Aktienmärkte und der DAX mäandern im Dunstkreis historischer Höchstmarken. Nach BASF SE NA O.N. (DE:BASFN) setzte heute Daimler (DE:DAIGn) mit extrem positiven Überraschungswerten einen markant positiven Akzent, der wohl wie bei BASF zu größten Teilen verpufft (?). Gold und Silber gewinnen an Boden. Zinsen bewegen sich in der westlichen Welt auf den ermäßigten Niveaus (10 J. Bund -0,33%, 10 J. US-Treasury 1,34%).

h2 Irritierende Überschriften!/h2

Heute (Datenpotpourri) wurden Chinas Wirtschaftsdaten veröffentlicht, die bis auf einen Datensatz nahezu durchgehend besser als erwartet ausfielen. Die Überschriften bei Reuters lauten: "Chinesische Wirtschaft verliert an Schwung", "Kupfer trotz schwacher China-Daten im Aufwind". Das ist absurd und unsachlich. Die kurze Boomphase, auch bedingt durch Basiseffekte, muss sich nivellieren, um brachiale Überhitzungserscheinungen zu vermeiden.

Ganz im Gegenteil belegt die Prognose der Weltbank für Ostasien die profunde Sonderstellung Chinas in der Weltökonomie. Die BIP-Prognose für die Region Ostasien/Pazifik per 2021 wurde aktuell von der Weltbank von 7,4% auf 7,7% hochgesetzt. Die Weltbank reduzierte jedoch die BIP-Prognose für diese Region ohne China wegen unzureichender Impfstoffversorgung von 4,4% auf 4,0%. Wie titelt Reuters?

"Weltbank senkt BIP-Prognose für Ostasien 2021 ohne China". Klartext: China liefert trotz westlichen Finanz- und Wirtschaftskriegs entscheidende/nachhaltige Antriebskräfte für das globale Wachstum. Es ist die ökonomische "Eiche" neben manchen "Pappeln"!

h2 Fed: Beige Book und Powell/h2

Zunächst werfen wir einen Blick auf das Beige Book der Fed. Die guten wirtschaftlichen Aussichten würden durch Lieferengpässe getrübt. Das ist bekannt! Unternehmen erwarten jedoch grundsätzlich eine steigende Nachfrage. Das ist korrekt! Der Stellenaufbau setzte sich fort. Das ist nicht abzustreiten! Es seien überdurchschnittliche Preisanstiege zu verzeichnen. Das ist nicht neu! So weit, so gut!

US-Notenbank-Chef Powell betonte gestern vor einem Kongressausschuss, dass die hohe Inflationsrate (CPI 5,4%) vorübergehend sei. Sie würde in den kommenden Monaten nachgeben. Der Arbeitsmarkt sei noch von dem Niveau entfernt, ab dem die Fed ihre geldpolitische Unterstützung zurückfahren würde.

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Kommentar: Beide Argumentationen sind hinsichtlich des Themas Basiseffekte und historische Erfahrung seit 2007 vertretbar.

Trotz Immobilienboom und Hypothekenpapierkäufen der Fed sieht Powell keine Gefahren wie beim Ausbruch der Finanzkrise heraufziehen. Die Häuserpreise stiegen zwar im gesamten Land in hohem Tempo, doch dahinter stehe keine riskante Kreditvergabe.

Kommentar: Letztere Einlassung ist diskussionswürdig.

Die Fed würde auf ihrer nächsten Sitzung die Reduktion der Anleiheankäufe diskutieren. Gleichwohl sei der Zeitpunkt dieses Manövers laut Powell noch lange nicht gekommen.

Kommentar: Ergo redet man über alles, man bereitet sich vor, man wird aber nicht vorschnell, auch nicht schnell handeln. Die Ansage ist unmissverständlich! Vollkasko!

Powell wird morgen mit Finanzministerin Yellen und Regulierern über den Immobilienmarkt reden. Die Sitzung des Financial Stability Oversight Councils diene dazu, Risiken zu besprechen, die sich ergeben könnten. Man will eine Situation wie 2008 ausschließen.

Kommentar: Dieses Treffen ist positiv, da man sich im Vorwege eines potenziellen Problems kritisch mit der gegebenen Ist-Situation auseinandersetzt. Löst ein Treffen ein potenzielles Problem? Nein, das erfordert Maßnahmen!

Die Fed wird im September in einem Arbeitspapier Vor- und Nachteile von digitalen Währungen und Zahlungssystemen abwägen. Es würde diskutiert, ob die Fed Digitalgeld ausgeben sollte. Dafür spräche, dass es gegenüber dem Spektrum der privaten Initiativen eine sinnvollere Alternative wäre. Wenn es eine digitale US-Währung gäbe, bräuchte man die privaten Initiativen wohl auch nicht mehr, so Powell.

Kommentar: Letztere Äußerung ist äußerst beachtenswert!

In dem Zusammenhang ist auch beachtenswert, dass die EZB hinsichtlich des Thema Digital-Währung weiter als die Fed ist. Gestern wurde beschlossen, das Projekt einer digitalen Version des Euros zu starten. Eine Untersuchungsphase soll 24 Monate dauern. Es würden Kernfragen wie die Ausgestaltung und die Verteilung eines digitalen Euro geklärt. Die Untersuchungsphase würde die Entscheidung zur Einführung eines digitalen Euro nicht vorwegnehmen. Diese würde später gefällt.

Kommentar. Das Thema der digitalen Krypto-Anlagen als Herausforderung der Zentralbanken ist angekommen. Das Risikocluster für Krypto-Anlagen nimmt zu.

h2 Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden/h2 h2 China: China, der Wachstumsmotor der Welt/h2

China ist der Wachstumsmotor der Welt. Wo stünde China ohne den Wirtschafts- und Finanzkrieg des Westens? Was sagt die Widerstandskraft Chinas über den Erfolg des Wirtschafts- und Finanzkriegs aus? Wird China dadurch angespornt, noch schneller Abhängigkeiten zu minimieren und damit technologischen Vorsprung zu forcieren?

Chinas BIP stieg per 2. Quartal 2021 im Quartalsvergleich um 1,3% (Prognose 1,2%) nach zuvor 0,6%. Im Jahresvergleich ergab sich eine Zunahme um 7,9% (Prognose 8,1%) nach zuvor 18,3% (Basiseffekte). Im 1. Halbjahr lag das Wachstum gegenüber dem Vorjahr bei 12,7%.

Die Industrieproduktion legte per Juni im Jahresvergleich um 8,3% (Prognose 7,8%) zu. Im ersten Halbjahr stellte sich ein Anstieg um 15,9% ein.

Die Einzelhandelsumsätze nahmen per Juni im Jahresvergleich um 12,1% (Prognose 11,0%) nach zuvor 12,4% zu. Im ersten Halbjahr kam es zu einem Zuwachs um 23,02%.

Die Investitionstätigkeit in städtischen Räumen legte per Juni im Jahresvergleich um 12,6% (Prognose 12,1%) nach zuvor 15,4% zu.

Die Arbeitslosenrate verharrte per Juni unverändert bei 5,0% (Tief seit Mai 2019).

h2 Eurozone: Lieferkettenprobleme belasten IP/h2

Die Industrieproduktion sank im Monatsvergleich unerwartet stark (Hintergrund Lieferkettenprobleme) um 1,0% (Prognose -0,2%) nach zuvor +0,6% (revidiert von 0,8%). Im Jahresvergleich legte die IP um 20,5% (Prognose 22,2%) nach zuvor 39,4% zu.

h2 UK: Inflation ausgeprägter/h2

Die Verbraucherpreise legten per Juni im Monatsvergleich um 0,5% (Prognose 0,2%) nach zuvor 0,6% zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 2,5% (Prognose 2,2%) nach zuvor 2,1%.

Die Kernrate der Verbraucherpreise nahm per Juni im Monatsvergleich um 0,5% (Prognose 0,2%) nach zuvor 0,8% zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 2,3% (Prognose 2,0%) nach zuvor 2,0%.

h2 USA: PPI dynamischer als erwartet/h2

Die Erzeugerpreise verzeichneten per Juni im Monatsvergleich eine Zunahme um 1,0% (Prognose 0,6%) nach zuvor 0,8%. Im Jahresvergleich stelltes ich ein Anstieg um 7,3% (Prognose 6,8%) nach zuvor 6,6% ein.

h2 Kanada: Bank of Canada mit ruhiger Hand/h2

Die Zentralbank hat erwartungsgemäß den Leitzins bei 0,25% belassen.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.1980 - 1.2010 negiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!

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