Philip Hopf | 04.05.2023 15:13
In den vergangenen Monaten zeichnete sich innerhalb des Krypto-Space eine interessante Entwicklung ab: Die weltweit massiv angestiegenen Strompreise gepaart mit dem starken Wertverfall des Bitcoins sorgten dafür, dass das Geschäft für viele Mining-Unternehmen zunehmend unrentabel wurde. Man spricht hierbei auch von einer sogenannten . Einige etablierte Mining-Firmen wie Compute North oder Core Scientific mussten in diesem Zuge Insolvenz anmelden. Gleichzeitig stieg die Hash Rate im Bitcoin-Netzwerk, also die Maßeinheit für dessen Rechenleistung, stark an. Es wurden also trotz der massiv gestiegenen Energiekosten und der daraus resultierenden Pleite von ehemals erfolgreichen Mining-Unternehmen weiterhin in großem Umfang Bitcoin geschürft. Die Frage, die sich hier stellt: Wer kann trotz dieser unprofitablen Rahmenbedingungen weiterhin lukrativ Bitcoin-Mining betreiben?
Innerhalb des Krypto-Sektors mehrten sich zuletzt zunehmend die (Experten-)Stimmen, die vermuten, dass Regierungen für diese umfangreichen Schürfaktivitäten verantwortlich sein könnten. Belege gibt es hierfür kaum, die These ist aber durchaus nachvollziehbar. So haben Regierungen respektive deren Institutionen zum einen Zugang zu günstigerer Energie als private Unternehmen. Zum anderen gibt es keinen „anonymeren Weg“, Bitcoin zu akkumulieren, als durch den Prozess des Minings. Denn die als Belohnung für die Sicherung des Netzwerks ausgeschütteten Coins werden gewissermaßen „blank“, also ohne Historie, auf ein neu aufgesetztes Wallet übertragen.
h3 Bhutan kauft 2022 Computerchips im Wert von $142 Millionen/h3Dass in El Salvador, wo der Bitcoin als offizielle Währung fungiert, Bitcoins geschürft werden, darüber sind inzwischen die meisten im Bilde. Nun gibt es eine offizielle Bestätigung für die Mining-Aktivitäten einer weiteren Regierung. Und hierbei handelt es sich wiederum um ein Land, dem man jetzt nicht unbedingt auf Anhieb solch „zukunftsorientierte Praktiken“ zuschreiben würde: das Königreich Bhutan. Belegt werden kann dies zum einen durch Daten, die im Rahmen der Insolvenzprozesse der Krypto-Kreditgeber BlockFi und Celsius (NASDAQ:CELH) ans Tageslicht kamen. Zum anderen deuten auch spezielle Importe auf eine nicht unwesentliche Mining-Aktivität Bhutans hin. Seit dem Jahr 2020 kauft das Land nämlich im großen Stil fürs Bitcoin-Schürfen geeignete Computerchips. Während es 2020 noch Chips im Wert von lediglich $1.1 Millionen waren, orderte man 2021 bereits Equipment für etwa $51 Millionen. Im abgelaufenen Jahr 2022 lag die Summe, die das Land in die Hochleistungschips investierte, bei rund $142 Millionen, was in etwa 15 Prozent des Jahreshaushalts des Landes ($930 Millionen) ausmachte.
Die Regierung des rund 777 000 Einwohner zählenden Landes am östlichen Rand des Himalaya-Gebirges hat nach Nachfrage von Forbes gegenüber einer lokalen Tageszeitung inzwischen bestätigt, dass der Staatsfonds Druk & Holding Investments bereits seit geraumer Zeit Bitcoin-Mining-Operationen durchführt. Man habe mit dem Schürfen von Bitcoins „vor einigen Jahren (…), als der Preis des Bitcoins bei etwa $5000 lag, begonnen“. Man kann also davon ausgehen, dass das Land bereits im Jahr 2019 damit startete, im kleineren Stil Mining zu betreiben und diese Aktivität über die letzten drei Jahre hinweg stark ausbaute.
h3 Bitcoin-Schürfen mit Wasserkraft?/h3Doch warum gerade Bhutan? Nun ja, zum einen scheinen die Verantwortlichen des Landes durchaus kryptoaffin zu sein, führte das Land doch bereits im Jahr 2021 ein Pilotprojekt zur Schaffung einer digitalen Zentralbankwährung mit dem Unternehmen Ripple durch (dessen Coin XRP wir übrigens in unserem analysieren). Zum anderen sorgte der Mining-Bann der chinesischen Regierung offenbar dafür, dass nicht wenige Bitcoin-Schürfer ins nahegelegene Bhutan abwanderten. Und das wohl vor allen Dingen deshalb, weil es die geografischen Gegebenheiten des Landes ermöglichen, die für das Mining benötigten Rechenzentren recht unkompliziert mit Energie aus erneuerbaren Energiequellen zu speisen. Jaran Mellerud, seines Zeichens Bitcoin-Mining-Analyst bei Luxor, führt im Gespräch mit Forbes aus: „Es ist keine Überraschung, dass in Bhutan Bitcoin geschürft werden. Das gebirgige Land hat im Vergleich zu seiner geringen Bevölkerungszahl eine enorme Wasserkraftkapazität und produziert so pro Kopf eine ähnliche Menge Strom wie die Vereinigten Staaten“.
Der Haken an der Geschichte: Während Bhutan im Frühjahr, Sommer und im frühen Herbst so viel Strom produziert, dass sogar rund drei Viertel davon nach Indien exportiert werden, schwinden die Flüsse in der Wintertrockenzeit. Dies führt dazu, dass das Land in diesen Monaten wieder Energie aus Indien „zurückimportiert“. Dann müssten die Mining-Zentren, falls überhaupt möglich, entweder auf diesen deutlich teureren Strom zurückgreifen, oder ihre Tätigkeit für einen begrenzten Zeitraum einstellen. Der niederländische Wirtschaftswissenschaftler Alex de Vries hält dies jedoch für kaum möglich: „Wenn sie für längere Zeit abschalten, riskieren sie, dass sich ihre Investition nicht einmal amortisieren. Nicht laufen, bedeutet kein Einkommen“.
Wirft man einen Blick auf die Jahresberichte des Staatsfonds Druk & Holding Investments, sucht man in den Bilanzen vergeblich nach Positionen zu Mining-Projekten oder gar Krypto-Beständen. Die breite Öffentlichkeit wusste bis zuletzt nichts von diesen Aktivitäten im Kryptowährungssektor und es ist derzeit noch unklar, warum die Regierung das Projekt weder den Menschen im Land noch seinen internationalen Partnern offengelegt hat. Dies ist jedenfalls durchaus kritisch zu betrachten. So sollten vor allen Dingen die Bürger eines ohnehin nicht mit massig monetären Mitteln gesegneten Landes im Bilde darüber sein, wenn die Regierenden 15 Prozent des Haushaltsbudgets in Risiko-Assets investieren. Dennoch ist es natürlich nicht ausgeschlossen, dass die Menschen in Bhutan zukünftig vom Krypto-Vorstoß der Regierung profitieren. Zeigen werden dies mit Sicherheit die kommenden Jahre.
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