Stephan Heibel | 06.09.2022 08:33
CFO Friedrich Pehle sprach ich bereits vor drei Jahren. Damals berichtete er mir voller Enthusiasmus, wie die Werkstattfertigung der Blockheizkraftwerkle aus seinem Haus auf Fließfertigung umgestellt werden solle. Heute konnte er mir stolz von der erfolgreichen Umsetzung berichten: 40% Zeiteinsparung, weniger Kosten, mehr Flexibilität durch Anpassung der Arbeitszeiten, größere Fertigungskapazität, mehr Eigenverantwortung durch klar abgegrenzte Arbeitsbereiche, etc. Ich musste ihm irgendwann ins Wort fallen, um seine begeisterte Erzählung zu stoppen. Leider hatten wir nicht mehr Zeit, aber ich hatte noch andere Fragen.
In den USA lief's im ersten Halbjahr nicht so gut wie gewünscht. Kunden hätten sich zurückgehalten, weil der Krieg in der Ukraine, die Corona-Pandemie und drohende Inflation als Unsicherheit über den Märkten schwebte. CFO Pehle erwartet für die zweite Jahreshälfte eine Normalisierung der Situation und hält an der Jahresprognose fest.
Ein besonderer Treiber seines Geschäfts sei derzeit die Nachfrage seitens Unternehmen nach unabhängigen und dezentralen Stromerzeugern, wie eben seinen Blockheizkraftwerken. In den USA sei es heute schon so, dass dort Stromausfälle sehr häufig auftreten und länger andauern, so dass man dort neben dem dieselbetriebenen Notstromaggregat, das kurzfristig anspringen kann, auch ein eigenes Blockheizkraftwerk (BHKW) aufstelle. Bei längeren Stromausfällen wird dann das BHKW eingeschaltet, weil es wesentlich günstiger Strom produziert als Dieselgeneratoren.
Zum Thema Rezession sagte er, dass dies auch positive Nebeneffekte haben könne: Sollte die Bauindustrie einen Konjunkturabschwung erleben, so bleiben viele Motoren für Baumaschinen auf dem Markt. Liebherr baut beispielsweise solche Motoren, die sowohl für Baumaschinen als auch für die BKHWs von 2G Energy (ETR:2GBG) eingesetzt werden. Er käme also im Falle eines Konjunkturabschwungs günstiger an Motoren.
Besonderes Interesse zog CFO Pehles Äußerung, man könne seine BHKWs auf Wasserstoff umrüsten, auf sich. Viele Anleger auf der Konferenz sprachen über diese Möglichkeit: Wie aufwendig ist das, worin liegt der Wettbewerbsvorteil von 2G Energy, die sich hier als weltweiter Technologieführer bezeichnen. Pehle erläuterte, dass Wasserstoff bereits verpuffen kann, bevor Luft hinzugegeben wird und nicht erst erhitzt und komprimiert werden muss. Daher könne man nicht das bei normalen Motoren übliche Luft-Gas-Gemisch in die Motoren leiten, sondern müsse Wasserstoff und Luft separat zuleiten.
Es sind also zusätzliche Zuleitungen erforderlich und die Eigenschaften von Wasserstoff müssten dabei besonders berücksichtigt werden. Wenn man die Verbrennung zu heiß erfolgen lasse, entstünden ungewünschte Nebengase. Gleichzeitig müsse die Entzündungstemperatur sehr gleichmäßig eingebracht werden, um eine hohe Effizienz zu erreichen. Hier habe 2G Energy bereits seit 2015 diverse Test-BHKWs am Laufen und habe dadurch einen Vorsprung gegenüber dem Wettbewerb, die alle erst jetzt damit anfangen.
Wasserstoffbetriebene BHKWs kommen nun binnen weniger Jahre und nicht, wie bis vor wenigen Monaten geplant, innerhalb der kommenden 10 Jahre. Er sieht sein Unternehmen bestens gerüstet, um in diesem Markt eine nennenswerte Rolle zu spielen. Ich finde diesen Ausblick sehr interessant.
Lieferkettenprobleme kennt er, aber die benötigten Teile kommen aus Zentraleuropa und seien weder nennenswert von den Lieferkettenproblemen mit Asien, noch durch den Krieg in der Ukraine belastet.
460 Mio. Euro Marktkapitalisierung bei 46% Streubesitz: wann kommt 2G Energy in den SDAX, wollte ich wissen. Sie wissen ja, dass ich vorzugsweise Unternehmen aus der DAX-Familie in das Heibel-Ticker Portfolio aufnehme, damit meine Empfehlung nicht den Kurs bewegt. Und derzeit ist 2G Energy leider noch nicht liquide genug für uns.
15% Wachstum werden mit einem KGV 23e von 22 bewertet, das ist günstig. Das Unternehmen spielt in einem attraktiven Markt und hat Kunden, die sich ihre Energieversorgung sichern wollen. Nicht die großen Stromversorger, sondern dezentrale Einheiten, Unternehmen und Wohnprojekte. Ich behalte das Unternehmen im Auge.
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