Hype um Zinserhöhung der Fed steigt, USD legt zu

 | 30.05.2016 15:21

Yellens Kommentare unterstützen Erhöhung, achten Sie aber auf die Daten

Es wird eine spannende Woche, die Gewissheit für die Erwartungen einer Fed-Zinserhöhung im Sommer bringen könnte. Sie könnte sogar mehr Aufschluss dazu geben, ob diese im Juni oder Juli stattfinden wird. Bei ihrer Rede am Freitag klang Fed-Chefin Yellen deutlich weniger zurückhaltend zur Möglichkeit einer kurzfristigen Zinserhöhung. Unserer Meinung nach geht der Markt davon aus, dass das FOMC einer Zinserhöhung von 25 Basispunkten sehr nah ist, solange die Wirtschaftsdaten ihre Stärke beibehalten. Da sich Frau Yellen jedoch nicht klar zum Zeitpunkt äußerte und die Wirtschaftsaussichten weiter vorsichtig beurteilt, sind wir skeptisch, ob wir den allgemeinen Hype für eine Zinserhöhung mitmachen sollen. Zum Zustand der US-Erholung sagte Frau Yellen, dass "die Wirtschaft sich stetig erholt, wir sahen ein schwaches Wachstum im ersten Quartal des Jahres. Doch nach den Daten, die wir verfolgen, scheint sie zuzulegen." In Bezug auf den politischen Pfad sagte sie: "Ich denke, dass die Fed den Tageszins im Verlauf der Zeit schrittweise und vorsichtig erhöhen sollte und dass eine solche Maßnahmen in den kommenden Monaten wohl angemessen sein wird." Dieser unklare Terminus der "kommenden Monate" könnte jedoch auch das 4. Quartal 2016 bedeuten. Wir bleiben trotz des zunehmenden Hypes bei unseren Erwartungen für eine Erhöhung im November/Dezember, da sich die schwache internationale Nachfrage auf die Binnenwirtschaft auswirken sollte. Wir weisen darauf hin, dass wir ähnlich solide Wirtschaftsdaten und restriktive Kommentare bereits im September gesehen haben, aber die Fed damals abwartete (und auf eine vorsichtige Erhöhung im Dezember setzte). Die Beweislast tragen nun auf die eingehenden Daten.

Global gesehen möchte die Fed wohl gerne eine weitere Erholung in China sehen, da dies ein entscheidender Wachstumsmotor ist. Die chinesischen PMI werden einen Hinweis auf den Trend der Wirtschaftsaktivität geben. Die Schwäche der regionalen asiatischen Wirtschaftsaktivitäten deutet auf die Gefahr eines schwachen NBS und Caixin PMI hin, was die Anleger leicht verunsichern könnte, da sie sich um die Stabilisierung der chinesischen Wirtschaft sorgen (was eine weitere Risikoaversion beim Handel auslöst). Nach den schwachen Zahlen der letzten Woche sollte der ISM für das verarbeitende Gewerbe in den USA unter die kritische Schwelle von 50 fallen, da die externe Nachfrage nachlässt. Der US-Beschäftigungsbericht am Freitag wird von großer Bedeutung sein, da es sich um die letzten wichtigen Daten vor der Rede von Frau Yellen am 6. Juni handelt.

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Nach den letzten NFP-Zahlen, die auf 160.000 zurückgekommen sind, könnte eine weitere Verschlechterung an den Arbeitsmärkten eine anstehende Verlangsamung signalisieren (NFP-Konsens 170.000) und dazu führen, dass die Fed abwartet. Starke Zahlen werden jedoch eine Neubewertung einer restriktiven Frau Yellen und einer Zinserhöhung im Juni auslösen. Die G10-Volatilität ist gestiegen, da ein Ereignisrisiko im Brexit und eine Straffung durch die Fed sichtbar werden. Wir gehen davon aus, dass schwächere Daten die Fed-Zinserhöhungserwartungen fallen lassen werden und die USD-Bären zu weiteren Shortpositionen veranlassen werden.

Gold fällt auf 1200 USD (von Yann Quelenn)

Yellens Kommentare vor dem Wochenende hatten erhebliche Auswirkungen auf das Gold, nachdem sie erklärt hatte, dass die Fed ihre Zinsen in den nächsten Monaten erhöhen könnte.

Der Preis für das Gold ist daraufhin zum ersten Mal seit drei Monaten unter 1200 USD pro Unze abgetaucht, da die Kosten für den Goldbesitz steigen könnten.

Trotz der Unsicherheiten um den Zinserhöhungspfad der Fed sind die Anleger bereit, sich von ihren Goldpositionen zu trennen, da sie wissen, dass das gelbe Metall keine Zinsen zahlt.

Auch das Silber bricht ein. Nachdem es Anfang Mai 18 USD pro Unze erreicht hatte, notiert es nun unter 16 USD.

Aus unserem Blickwinkel bleiben wir einerseits sehr skeptisch in Bezug auf eine Anhebung der US-Zinsen, andererseits denken wir auch, dass die Ära der Niedrigzinsen die Schwellenländer dazu bringen könnte, ihre Reserven vom Dollar in Gold umzuschichten.

In der Tat haben die US-Anleihen ein begrenztes Aufwärtspotential, da die US-Wirtschaft bereits gewaltige Schulden besitzt, wohingegen das Gold ein besseres Potential aufweist.

Das ist auch der Grund, warum wir zu Gold und Silber bullisch bleiben. Wir sehen das laufende bärische Retracement als eine Überreaktion des Marktes auf die Geldpolitik der Fed an.