Homeoffice als Gamechanger - rollt neue Krise auf den Gewerbeimmobilienmarkt zu?

 | 08.10.2020 08:59

Aufgrund der Corona-Pandemie schickten die meisten Firmen - da wo es funktioniert - ihre Mitarbeiter ins Homeoffice. Arbeiten im Homeoffice war in dieser Breite eher eine Notgeburt der Stunde und eben als Antwort der Arbeitswelt auf die Corona-Pandemie gedacht. Schließlich wurde es das größte Homeoffice-Experiment der Geschichte. Betrachten wir uns dies an dieser Stelle zunächst einmal aus dem Blickwinkel der weltweit größten Volkswirtschaft - den USA. Einem Bericht der US-Investmentbank Morgan Stanley (NYSE:MS) nach arbeiteten in Zeiten des „Lockdowns“ rund die Hälfte der US-Arbeitnehmer im Homeoffice. Mittlerweile sind sich US-Experten sicher, dass die Homeoffice-Arbeit auch im Falle eines breit verfügbaren Impfstoffs nicht signifikant zurückfällt. Das hat enorme Auswirkungen auf den Konsum und auf das künftige Konsumverhalten. Die aktuellen Daten den US-Handelsministeriums zeigen bereits auf, dass die Onlinehandelskonzerne wie Amazon (NASDAQ:AMZN).com mächtige Umsatzzuwächse verbuchen konnten. Viele Ladengeschäfte werden auf diese Weise auf der Strecke bleiben und dadurch könnten immer mehr brach liegende Gewerbeflächen entstehen. Die Analysten von Morgan Stanley untersuchten in ihrem Bericht „examining life in the time of Covid“ insgesamt 750 verschiedene Berufe. In Bezug auf diese Untersuchung gehen sie davon aus, dass bis zu 40 Prozent der US-Arbeitnehmer auch auf absehbare Zeit weiter im Homeoffice arbeiten werden. Interessant dabei ist vor allem, dass auch das „U.S. Bureau of Labor Statistics“ (gibt die monatliche US-Arbeitsmarktstatistik heraus) noch vor der Corona-Pandemie prognostizierte, dass Arbeiten im Homeoffice in den nächsten drei bis fünf Jahren - also 2022 bis 2024 von rund 15 Prozent der US-Arbeitnehmer genutzt werden wird. Die Analyse von Morgan Stanley geht da noch weiter. Sie geht davon aus, dass künftig rund 30 Prozent der US-Arbeitnehmer in den nächsten drei bis fünf Jahren von zuhause aus arbeiten werden. Damit dürften die künftig anzumietenden Büroflächen wohl kleiner ausfallen und sich die bestehenden Gewerbeflächen der Firmen in den nächsten Jahren wohl verkleinern (es gibt aber oft sehr lange Laufzeiten bei Gewerbemietverträgen). Im Falle einer Homeoffice-Quote von 15 bis 30 Prozent in den nächsten Jahren (Schätzungen von BLS und Morgan Stanley) könnte es einen etwa um rund 10 bis 15 Prozent geringeren Bedarf an Gewerbeflächen im prognostizierten Zeitrahmen geben. Sollten Konzerne dann noch „Shared Office“- oder „Shared-Desk“-Programme nutzen, so würden effektiv noch weniger Büroflächen notwendig sein. Alternativ kämen sogar noch flexibel hinzubuchbare Büroflächen ins Spiel, wie sie beispielsweise die Softbank-Beteiligung „WeWork“ anbietet. Arbeitsmodelle, wie jüngst bei JPMorgan Chase & Co (NYSE:JPM) angekündigt könnten sich auf die gesamte Bankenindustrie auswirken. JPMorgan sprach von Modellen, wo etwa der Arbeitnehmer einen oder zwei Tage die Woche vom Homeoffice arbeitet oder eine Woche im Monat oder gar zwei Wochen im Monat. Letztlich kommt es auf die Stellung im Unternehmen an und auf die jeweilige Arbeit und Position. Gerade Vermieter in Städten und auch Managementgesellschaften von Gewerbeimmobilien flehen die Investmentbanken an, diese Modelle zu überdenken, da sie letztlich ein Ausbluten der Städte befürchten.