Historischer Engpass am Goldmarkt – Gold wird weiter steigen!

 | 02.04.2020 09:43

Kolumne von Markus Blaschzok am 2. April 2020

In der vergangenen Handelswoche sahen wir ein seltenes Phänomen am Goldmarkt, als der Preis für eine Unze 8830|Gold mit dem nächst auslaufenden Gold-Futures am Terminmarkt der COMEX zeitweise 80 $ höher gehandelt wurde als der Preis für eine Unze Gold am Spotmarkt. Diese Ereignisse sind sehr selten und entstehen nur bei Stress am Goldmarkt und sind stets nur von kurzer Dauer. Smarte Trader reagieren in solchen Situationen und haben in der vergangenen Woche den Futures leer verkauft und gleichzeitig zum Spotpreis gekauft, womit ein sicherer, risikoloser Gewinn von bis zu 80 $ je Feinunze möglich war. Man muss konditioniert sein, solche Situationen zu erkennen und dann auch schnell umsetzen zu können.

Die Frage, die sich seither viele Investoren stellen, ist, wie diese Preisdifferenz entstehen konnte und was das über den Goldmarkt aussagt. Die gängige Meinung, die aktuell vertreten wird, sieht einen Zusammenhang mit dem Flaschenhals der Münzen- und Barrenproduktion, da seit dem Ausbruch der Krise und dem Start der gigantischen QE-Programme alle Münzhändler weltweit ausverkauft sind. Zusätzlich gibt es aufgrund der Pandemie-Panik einen teilweisen Abbruch der Lieferketten sowie eine teilweise Einstellung der Produktion in den Minen, Raffinerien, Münz- und Scheideanstalten, was die Angebotsseite zusätzlich verknappt. Es ist also der perfekte Sturm auf Gold und Silber, der die Preise eigentlich in den Himmel heben sollte. Da sich die Münzprägeanstalten mittlerweile auf die zwei bis drei gängigsten Anlagemünzen konzentrieren, um so viel Volumen wie nur möglich zu produzieren, gehen wir davon aus, dass sich die Lieferverfügbarkeit in den kommenden Wochen und Monaten wieder langsam normalisieren wird, während kleine Stückelungen erst zuletzt wieder verfügbar sein werden. Da die QE-Programme der Notenbanken die Fiat-Währungen massiv abwerten werden, stellt sich nur die Frage, wie hoch der Preis sein wird, wenn wieder physische Ware verfügbar sein wird.

Die gängige Version der Ereignisse zum gestiegenen Spread des Goldpreises am Futuresmarkt zum Spotmarkt besagt, dass aufgrund fehlender Bezugsmöglichkeiten von physischer Ware Investoren auf den Futuresmarkt ausgewichen sind, um sich diese physisch ausliefern zu lassen und so einfach die COMEX-Lagerhäuser als Bezugsquelle zu nutzen. Diese erhöhte Nachfrage nach diesen Futures hätte zu dem erhöhten Preis geführt.

Der neueste CoT-Report vom Freitag untermauert diese These jedoch nicht wirklich. Es ist relative Stärke zu sehen, was ein deutliches Indiz für starke physische Nachfrage ist. Dies war zu erwarten angesichts der Krise und der starken Nachfrage. Das Open Interest war jedoch um 26 Tsd. Kontrakte gefallen und der Aufbau von Longpositionen minimal und fast unverändert zur Vorwoche. Auf der anderen Seite lag der Preis am Spotmarkt zur kurzfristigen Lieferung deutlich niedriger, was für genügendes physisches Angebot sprechen würde.

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Wir beobachteten, dass der Futureskurs in dieser Woche wild und volatil nach oben und unten schoss, während der Spotpreis für Gold bei 1.632 $ gedeckelt war. Zu diesem Preis wurde jegliche physische Nachfrage am Spotmarkt bedient, was eigentlich zeigt, dass genügend Gold geliefert wird, jedoch aufgrund des Abbruchs der Lieferketten und dem Flaschenhals der Münz- und Barrenproduktion aktuell nicht zum Endverbraucher geliefert werden kann.

Es ist schwer vorzustellen, dass aktuell viel physische Ware verkauft wird, in einem Umfeld, in dem die US-Notenbank ihre Notenbankbilanz binnen eines Monats um 25 % ausgeweitet hat. Womöglich gab es jedoch aufgrund des Crashs am Aktienmarkt kurzfristige Zwangsliquidationen bei den Gold-ETFs (NYSE:GDX) und dadurch etwas Angebot. Dass der Goldpreis jedoch genau bei 1.630 $ über vier Tage so konsequent in einem extrem bullischen Umfeld gedeckelt ist, legt die Vermutung nahe, dass hier die Notenbanken den Markt über physische Käufe aus ihren Tresoren fluten. Es würde die katastrophale Geldpolitik der westlichen Regierungen bloßstellen, würde der Goldpreis kurz nach Veröffentlichung der QE-Programme durch die Decke gehen. Man kann nicht ewig die Nachfrage zu diesem Preis bedienen und die Investmentnachfrage wird definitiv weiter zunehmen, weshalb Gold mit etwas Verspätung zum Sprung ansetzen wird. Einen Preis von 2.000 $ und mehr halten wir aufgrund dieser gigantischen Flutung der Märkte mit billigem Geld für sehr wahrscheinlich, weshalb man sich über dieses kurzfristige Angebot aus den Notenbanktresoren freuen sollte.

Es gibt Gerüchte, wonach der Terminmarkt für Gold an der COMEX vor dem Zusammenbruch stehen würde. In der Tat gab es Anfang der 80er Jahre einmal die Situation, dass die COMEX nicht mehr physisch liefern konnte und stattdessen das Settlement in Bargeld vollzog. Aktuell sind die Gold-Futures an der COMEX nur zu 12 % gedeckt, was im Vergleich der letzten Jahre relativ wenig ist. Unter normalen Umständen würden 2 % Deckung ausreichen, um die durchschnittlichen Auslieferungen je Kontrakt bedienen zu können. Sollten die Forderungen zur physischen Lieferung aufgrund des Engpasses und des Zusammenbruchs der Lieferketten zunehmen, wäre es durchaus möglich, dass sich die Bestände schnell auflösen, sofern die Notenbanken nicht für einen Puffer sorgen. Doch selbst in diesem Fall werden die Futures in Bargeld anstatt Gold ausgezahlt, weshalb der Terminmarkt nicht zusammenbrechen würde. Ein solches Ereignis könnte noch mehr Spekulanten in den Goldmarkt locken, was den Notenbanken jedoch nicht gefallen dürfte und sie entsprechend dagegen arbeiten dürften.