IPO Teil II: Spotify entscheidet sich für Direktplatzierung

 | 21.03.2018 10:43

von Clement Thibault

Das englische Original des Artikels erschien unter dem Titel 'Here Come The Unicorns, Part II: Spotify Opts For Direct IPO Listing' am Mittwoch, dem 21. März 2018 auf Investing.com.

Nach einem eher ruhigen und für Börsengänge kaum berauschenden Jahr 2017 sieht 2018 sowohl vielversprechender, als auch möglicherweise aufregender aus, da mit Zscaler, Dropbox und Spotify eine Herde von 'Einhörnern' die Richtung vorgibt. Als Einhörner werden Start-Ups bezeichnet, die mit einer 1 Milliarde Dollar oder höher bewertet werden.

Zscaler (NASDAQ:ZS) ist ein Anbieter von Sicherheitslösungen in Netzwerken und das erste Einhorn aus den Startlöchern, als es am vergangenen Freitag an die Börse ging. Es ging zu 16 USD an den Start, beendete den ersten Handelstag aber 106% höher zu 33 USD. Obwohl der Kurs am Dienstag zu Handelsende auf 30,38 USD fiel, liegt der jetzige Marktwert mit 3,27 Mrd USD immer noch über den 2,5 Mrd vom Börsenstart.

Dropbox (NASDAQ:DBX) soll am kommenden Freitag, dem 23. März, an die Börse gehen. Gestern, am Vorabend des ohnehin schon überzeichneten Börsengangs, hatten wir uns die Fundamentaldaten der Firma genauer angeschaut.

Heute ist also Spotify (NYSE:SPOT) mit seinem eher ungewöhnlichem Weg an die Publikumsmärkte an der Reihe, als die Firma am Dienstag, dem 3. April, über eine Direktplatzierung am Markt an die Börse will. Wie wir unten erklären werden, ist dieses Vorgehen mit möglicherweise höherer Volatilität verbunden und wesentlich riskanter für private Investoren. Auch wenn sie sich nicht an dem zusätzlichen Risiko stören, die zentrale Frage kann nicht ignoriert werden: sollten Sie in Spotify investieren, wenn es an die Börse geht?

h2 Spotify: Wachsende Plattform, Keine echten Profite...Zumindest noch nicht/h2

Für die wenigen, die noch nie von dem Unternehmen gehört haben, Spotify ist ein Musikstreaming-Dienst und ein guter dazu. Es bietet kostenlose Musik mit limitierten Zusatzfunktionen und minimaler Werbung an, oder einen Premiumdienst für 9,99 USD, der für Familien 14,99 USD kostet, aber dann bis zu 5 Nutzern zur Verfügung steht (macht 3 USD pro Person im Familienplan, anstelle von 9,99 USD im Einzelnutzerangebot)

Spotify kommt aus Sweden. Es ist wohl die zweitbekannteste schwedische Firma nach IKEA. Das Unternehmen gibt es seit 2008, es ist also nicht wirklich ein Start-Up. Private Werteinschätzungen für das Unternehmen belaufen sich auf bis zu 20 Mrd USD.

Arbeitet man sich tief in Spotifys F-1 Unterlagen zum IPO ein, dann zeichnet sich das Innenleben des Unternehmens ab. Und da ist nicht alles im Reinen.

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Beginnen wir mit dem Positiven. Spotify hat 71 Millionen zahlende Abonnenten, fast das Doppelte von Apple Music (NASDAQ:AAPL), da nach der letzten Zählung auf 36 Mio kommt. Die Wall Street liebt Wachstum und Spotify schlägt sich an dieser Front sehr gut: +46% Wachstum bei den zahlenden Kunden über das vergangenen Jahr. Kundenverluste sind auf 5,5% gesunken, nach 6,6% im letzten Jahr. Der jährliche Umsatz beläuft sich auf fast 5 Mrd USD, nahezu 40% über dem vom Vorjahr.

Unglücklicherweise gibt es auch ein paar Schattenseiten. Während Spotify bei den Umsätzen glänzt, ist das immer noch nicht genug, um es profitabel zu machen. Im letzten Jahr verlor die Firma 1,5 Mrd USD.

Der durchschnittliche Umsatz pro zahlenden Nutzer sank im vergangenen Jahr um 14%, als mehr Abonnenten auf den Familienplan umsattelten.