Helikoptergeld fliegt davon

 | 22.07.2016 13:29

BoJ-Chef Kuroda schließt Helikoptergeld aus (von Yann Quelenn)

Der Yen hat sich gestern gefestigt, nachdem BoJ-Chef Kuroda verkündete, dass Helikoptergeld nicht auf der Agenda stünde. Die japanische Verfassung verhindert tatsächlich, dass die Zentralbank diesen Anreiz einsetzt. Auf jeden Fall weiß niemand ganz sicher, in welcher genauen Form diese Maßnahme ergriffen würde. Würde sie die Emission von Rentenanleihen bedeuten oder sogar die Herausgabe von echtem Bargeld an die japanischen Bürger?

Trotz der Enttäuschung der Finanzmärkte hat der Nikkei nicht unter diesen Kommentaren gelitten. Wir glauben, dass die Märkte zuversichtlich sind, dass es weitere Anreize geben wird, egal was die Währungshüter auch sagen. Anders gesagt: Wenn es nicht Helikoptergeld ist, ist es was anderes. Die Tatsache bleibt, dass Japan die Optionen ausgehen, und das Land wird zumindest gezwungen sein, mit diesem geldpolitischen Tool zu experimentieren. Die quantitativen Lockerungsmaßnahmen sind gescheitert und erreichen nun ihre Grenzen. Die nächste logische Maßnahme zur Stimulation der Wirtschaft ist das Helikoptergeld. Japan braucht Inflation, zumindest um die massiven Schulden zu beseitigen. Es scheint widersprüchlich, dieses neue Tool nur zurückhaltend zu nutzen, wenn man weiß, dass im letzten Jahrzehnt massive Anreize in die Wirtschaft gepumpt worden sind, die keine angemessenen Ergebnisse gebracht haben.

Bis die nächsten Schritte klar sind, wird Japan seine Wirtschaft sicher weiter stimulieren. Wir gehen davon aus, dass es bei der nächsten Sitzung Ende des Monats weitere Lockerungsmaßnahmen geben wird. Die Regierung sollte ankündigen, dass ein Paket mit steuerlichen Anreizen in Höhe von 20 Bio. Yen (ca. 180 Mrd. USD) implementiert wird. Der aktuelle riesige geldpolitische Anreiz von 80 Bio. Yen konnte keinen Anstieg bei der Inflation hervorrufen – tatsächlich weisen die Inflationsprognosen sogar eine Tendenz nach unten auf. Als Folge hat Japan vor kurzem bereits seine Prognosen gesenkt, da man glaubt, dass die Verbraucherinflation für das Geschäftsjahr 2017 nicht höher als 0,4% gehen wird. Es scheint so, als würde sich die gleiche alte Geschichte für Japan fortsetzen. Warum sollte man auch andere Ergebnisse erwarten, wenn die Methode sich nicht ändert?

Zahlen nach Brexit-Referendum besorgniserregend (von Peter Rosenstreich)

Die britischen PMIs sind allesamt gefallen und zeigen nach dem Brexit-Referendum deutliche Rückgänge. Die Schwäche signalisiert eine mögliche Kontraktion der Konjunktur. Die Blitzschätzung für die britischen PMIs für das verarbeitende Gewerbe, die Dienstleistungen und den Composite PMI fielen auf 49,1, 47,4 und 47,7 (von vorher 52,1, 52,3, 52,4). Das ist einer der stärksten Rückgänge in der Geschichte der britischen PMIs. Diese besorgniserregenden Zahlen kommen nach dem schwachen Einzelhandelsumsatz von gestern, der -0,9% im Monatsvergleich einbrach, wobei sowohl die Kern- als auch die Gesamtzahl durch die Sorgen vor der Abstimmung und dem schlechten Wetter bestimmt wurden. Sollten sich die Wirtschaftsdaten weiter verschlechtern, werden die Erwartungen an eine zurückhaltendere BoE im August das GBP belasten. Eine Schwäche beim Sterling könnte die Inflationserwartungen jedoch über das BoE-Ziel steigen lassen, so dass die Bank abwarten wird. Unserer Meinung nach ist die Entwicklung einer Inflation wenig wahrscheinlich. Wir bleiben zum GBP/USD bärisch, wobei die Oberseite bei 1,3500 begrenzt ist. Das Ziel sind die Tiefs nach dem Brexit bei 1,2798.

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