Andreas Bernstein | 22.02.2022 09:19
Hektischer DAX-Wochenstart mit neuen Tiefs. Ist damit ein Signal auf der Unterseite mit Tragweite und weiteren Ausverkauf erfolgt?
Am Freitag stand noch die Angst im Raum, dass sich am Wochenende die Situation zwischen Russland und der Ukraine beziehungsweise auch den USA mit ihren Verbündeten zuspitzen könnte. Aus diesem Grund fielen die Kurse im Vorfeld. Dies war letztlich nicht der Fall. Entsprechend erleichtert startete der DAX gestern in die neue Handelswoche und konnte mit rund 150 Punkten Aufschlag zum Freitagsschluss den Montagshandel beginnen. In der Vorbörse waren die Weichen für einen Run zur Abwärtstrendlinie gestellt (Rückblick):
Diese erste Euphorie beruhte auf einer Meldung, dass sich der US-Regierungschef Putin für Gespräche mit dem US-Präsidenten Biden bereiterklärt hatte und daraus ein Gipfeltreffen hervorgehen könnte. Doch bereits nach der Eröffnung nahm die Skepsis diesbezüglich wieder zu. Denn es gab keine Bestätigung dieser Meldung seitens der russischen Regierung.
Nur ganz kurz wurde die Linie daher tangiert. Doch bereits nach dem Xetra-Eröffnungskurs fielen die zurück, schlossen das neu entstandene Gap und näherten sich damit der 15.000er-Region. Ein Bereich, der erst vergangenen Montag für einen deutlicheren Kursrutsch gesorgt hatte und damit als Angstsschwelle galt. Sie wurde direkt in der Mittagszeit erreicht und unterboten. Nicht nur dies – wir fielen direkt an die Tiefs der Vorwoche und damit an die Unterstützung aus dem Oktober letzten Jahres. Diesmal kam es nicht zu einer dynamischen Gegenbewegung, sondern zu einem Durchbruch. Der Support vom Morgen noch als Szenario skizziert, wurde durchbrochen (Rückblick):
Dort wurden eine Menge Stopps ausgeführt und der Index binnen weniger Minuten genau 200 Punkte unter das Oktobertief gedrückt. Er kam daher erst bei 14.617 Punkten zum Stehen und zu einer Gegenreaktion. Sie führte noch einmal zu diesem Ausbruchsniveau zurück, doch hatte keine weitere Kraft, um erneut die 15.000 anzulaufen.
Hintergrund der Schwäche waren zudem Gerüchte aus Russland, die der Ukraine den Beschuss eines Grenzpostens vorwarfen. Westliche Vertreter werfen Moskau auf der anderen Seite seit Tagen vor, nach einem Vorwand für einen Angriff Ausschau zu halten oder diesen ggf. selbst zu initiieren. Objektiv kann das Ganze zumindest bis zum Redaktionsschluss nicht nachvollzogen werden.
So ergab sich der Markt letztlich seinem negativen Umfeld und vollzog per Saldo einen Abschwung von mehr als 2 Prozent. Dieser Fakt wiegt nicht so schwer wie der Schlusskurs unter 15.000 Punkten, den wir zuletzt am 6. Oktober kurzzeitig gesehen hatten.
So skizzierten sich die Eckdaten:
Börsenplatz | Xetra |
Letzter Kurs | 14.731,12 |
Performance | -2,07 % |
Kurszeit | 17:43:09 |
Eröffnung | 15.186,63 |
Tageshoch | 15.192,47 |
Tagestief | 14.617,66 |
Vortageskurs | 15.042,51 |
Die Volatilität stieg hierbei auf 575 Punkte an und verdoppelte sich gegenüber dem Freitag. Auch in der Nachbörse hielt der Druck an:
Mittelfristig sind wir damit weiter von einer Entspannung entfernt als in den letzten Tagen:
Zudem gab es am heutigen US-Feiertag keine Hilfe von den amerikanischen Märkten und Marktteilnehmern. Wie gingen wir aus dem Tag?
Im Big Picture ist die Range, welche uns seit fast einem Jahr begleitet, nun eindrucksvoll gebrochen:
Vom Hoch aus hat der Markt im XETRA eine Spanne von 575 Punkten und nachbörslich dann um rund 800 zurückgelegt. Damit sind wir bereits in der Nachbörse an den nächsten Unterstützungspunkten angelangt. Dies war im Xetra-Handel so noch nicht sichtbar:
Was kann man nach diesem Rutsch erwarten?
Blind eine Gegenbewegung einkalkulieren ist sehr gefährlich, da die „End-of-day-Trader“ hier das Short-Signal erst am Dienstagmorgen nutzen können. Weitere Stopps dürften somit anstehen.
Auf der anderen Seite sprang der Goldpreis nicht sonderlich an und zudem sind Trendtage ohne die Unterstützung der Wall Street (dort war ein Feiertag) oftmals irreführend.
Abseits der politischen News ist daher Hochspannung angesagt, ob wir hier weiter dann in Richtung 14.000 rutschen und der Nasdaq diese Bewegung nachvollzieht und ebenfalls massiv unter die Januartiefs taucht, oder es ein sehr schnelles Reversal geben wird.
In der Vorbörse zeigt der DAX noch einmal tiefere Kurse. Diese resultieren vor allem aus der gestrigen Abendbewegung. Zwischenzeitlich berührten wir die 14.400 und steigen nun wieder etwas an. Es dürfte bei diesen Kursen jedoch bei einem Gap auf der Unterseite bleiben:
Eine echte Entspannung ist nicht unter 14.700 Punkten sichtbar. Daher ist der skizzierte Bereich als rote Zone zu bezeichnen. In dieser ist das Trading sicherlich spannend, aber aus meiner Sicht immer nur eine Gegenbewegung und der Versuch einer Bodenbildung. Ob Du an diesen Versuchen teilhaben willst oder lieber etwas konservativer abwartest, gerade weil es keine weiteren News am Morgen aus dem Gebiet der Ukraine gab, muss jeder für sich entscheiden.
Aus dem Wirtschaftskalender sind heute Termine aus Europa und den USA verzeichnet.
Um 10.00 Uhr wird der ifo Geschäftsklimaindex aus Deutschland veröffentlicht. Die aktuelle Beurteilung der Wirtschaftssituation aus Unternehmenssicht und die Aussichten sind hierbei spannend. Immerhin wird ein Anstieg erwartet.
Am Nachmittag startet dann auch die Handelswoche für die US-Anleger. Nach dem US-Feiertag steht heute 15.00 Uhr der Immobilienpreisindex an und 15.45 Uhr folgt der Markit PMI Index für die Herstellung und Dienstleistungen.
16.00 Uhr folgt noch das Verbrauchervertrauen Conference Board.
Alle genannten Termine sind hier verzeichnet und mit den jeweiligen Prognosen aufgelistet:
Weitere Quartalszahlen aus den USA können den Markt dann im Wochenverlauf neue Impulse geben. Diese schauen wir uns gern gemeinsam in den verschiedenen Formaten an. Auch dazu habe ich eine kleine Übersicht vorbereitet, in der die Quartalszahlen von Teladoc (NYSE:TDOC), Macys (NYSE:M) und Paloalto für heute bereits verzeichnet sind:
Damit wünsche ich uns zum Start in die neue Handelswoche schon jetzt viel Erfolg. Die Videoversion, aufgenommen am Vorabend, findest Du hier:
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