Zinssatzsenkung der RBI und der Abverkauf der Lira

 | 04.03.2015 12:47

Zur Überraschung aller hat die RBI den Reposatz um 25 Basispunkte auf 7,50% gesenkt, eine überraschende Aktion, um "die Verzögerung bei der steuerlichen Konsolidierung zu kompensieren" und um die Budgetankündigung von PM Modi einzuhalten (!). Obwohl man eigentlich davon ausging, dass das neue Budget der RBI nicht gefallen würde und dass die Bank mindestens bis zur geplanten Sitzung am 7. April abwarten würde, war die überraschende Zinssatzsenkung eine handfeste Überraschung!

Um kurz zusammenzufassen: PM Mondi gab vor vier Tagen bekannt, dass er die Finanzierung der Infrastruktur in sein erstes Gesamtjahresbudget aufnehmen würde und tat wenig, um Subventionen zu senken. Das zeigt uns, dass die Regierung keine Angst davor hat, das Defizit zu erhöhen, um das Wachstum anzutreiben. In diesem Bild stehen die höheren Regierungsausgaben und die schwächere Steuerkonsolidierung dem strengen Mandat der Zentralbank zur Preisstabilität gegenüber (Regierung und Zentralbank hatten ein Ziel bei 4% +/-2% vereinbart).

Darin liegt der Überraschungseffekt! Solange die indische Inflation unter den führenden asiatischen Wirtschaften auf Platz drei liegt (mit dem CPI für Januar bei 5,11% im Jahresvergleich) hatte niemand damit gerechnet, dass man Rajan im Lager des leichten Geldes finden würde. Anscheinend rechtfertigt das niedrige Energieumfeld zeitweilige politische Abweichungen, sowohl im Bereich der Steuern als auch in der Geldpolitik. Jetzt, wo sich die RBI zu ihrer wachstumsfördernden Haltung klar bekannt hat, schließen die Märkte auch eine zweite Zinssenkung auf der Sitzung am 7. April nicht länger aus. Die Maßnahme der RBI ist jetzt gut dafür, die Unterstützung bei 61,7664 zu stärken, das 61,8% Fibonacci-Retracement auf den Anstieg von Mai-Dez. 2014. Besonders, wenn die US-Jobdaten vor Wochenschluss die Fed-Falken stärken.

Dass der USD/TRY heute Morgen in Istanbul ein Allzeithoch (2,5497) erreicht hat, hat ohne Frage etwas mit der RBI-Maßnahme zu tun. Neben dem schneller als erwarteten Rückgang des Kern-CPI im Dezember (perfekte Entschuldigung für die Mahnung von Präsident Erdogan und der Regierung für niedrigere TRY-Zinsen) hat die gemäßigte Maßnahme der RBI die Sorgen bestärkt, dass die CBT nur zuschauen kann wie ihr Verweigerungsspielraum kleiner wird! Wir sehen einen zunehmenden politischen Druck, da die türkische Wirtschaftssituation drei Monate vor den Wahlen weiter düster aussieht.

Das vordere Ende der Kurve der türkischen Staatsanleihen bleibt stark invertiert, wobei das hintere Ende der Kurve nach oben geht, da sich das Länderrisiko bei den längeren Fälligkeiten bemerkbar macht. Die FX- und Geldmärkte haben sich daher klar gegen zusätzliche Zinsmaßnahmen vonseiten der CBT aufgestellt, auch wenn Präsident Erdogan den Zentralbankchef Basci für die Verlangsamung der Konjunktur verantwortlich macht! Die dreimonatige Cross-Currency-Basis deutet auf ein abnehmendes Interesse an der TRY gegenüber dem USD hin.

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Brasilien geht in die entgegengesetzte Richtung

Die Brasilianische Zentralbank trifft sich heute und wird wohl ihre Selic Rate um weitere 50 Basispunkte auf 12,75% anheben, um den Inflationsdruck zu dämpfen und den BRL-Abverkauf aufgrund der politischen/steuerlichen Bedenken zu mindern. Trotz der relativ günstigen Zinssätze und der restriktiven BCB-Einstellung hat es der BRL schwer, Long-Positionen anzuziehen. Die neuesten CFTC-Daten zeigen (per 24. Feb.), dass die spekulativen Netto-Long-Positionen für BRL-Futures die zweite Woche in Folge zurückgegangen sind (auf 4561 Kontrakte) und dass der Abwärtstrend seither an Stärke gewonnen hat.

Der USD/BRL hat gestern ein neues Zehnjahreshoch bei 2,9342 erreicht, die einmonatige implizierte Volatilität ist auf 17,8% angestiegen. Wir glauben, dass die Carry-Trader darauf warten, dass die Spannungen nachlassen, bevor sie sich auf Carry-Long-Positionen stürzen. Eine Korrektur ist sicherlich im Gange, dennoch rufen wir zu Geduld auf! Mit den US-Jobdaten am Freitag wird der Verkaufsdruck auf den BRL gegenüber dem USD wohl hoch bleiben.