Gute Konjunkturdaten - fallende Kurse?

 | 06.12.2016 10:43


Sehr verehrte Leserinnen und Leser,
bevor ich zu meinem heutigen Thema komme, kurz einige Anmerkungen zum Markt: Nach dem erwarteten Ausgang beim Referendum in Italien blieben die befürchteten Turbulenzen an den Finanzmärkten aus. Waren also alle vorherigen Befürchtungen übertrieben? Das Italien-Referendum und die Märkte
Gestern reagierten die Märkte zunächst nur auf die Entscheidung selbst. Sie hatten diese ja bereits eingepreist. Das war an der auffallenden Schwäche der europäischen Märkte in den vergangenen Tagen gut zu erkennen. Nachdem nun – anders als beim Brexit und der US-Präsidentschaftswahl – eine echte Überraschung ausblieb, ist die Unsicherheit zunächst beseitigt, die mit dieser Abstimmung einherging. Also greifen erste Käufer bei einigen unterbewerteten Aktien zu.
Außerdem steigen Trader aus, die zuletzt auf fallende Kurse gesetzt hatten. Das treibt die Kurse nach oben, was wiederum weitere „Shorties“ zum Ausstieg zwingt. Das erzeugt eine sogenannte „Short Squeeze“ – also kurzfristig stark steigende Kurse. Die längerfristigen Folgen der Entscheidung (Wie geht es in Italien politisch weiter und welche Auswirkungen hat das auf Italiens Krisenbanken und den Euro?) sind noch offen. Je nach der weiteren Entwicklung sind also immer noch Turbulenzen möglich.
Sie sollten sich bei solchen Kursreaktionen vor Augen halten, dass die Menschen im Allgemeinen und die Anleger an den Börsen im Besonderen sehr oft die kurzfristigen Auswirkungen stark überschätzen und gleichzeitig die langfristigen Auswirkungen deutlich unterschätzen. So versteht man die Reaktionen auf viele Ereignisse, insbesondere an der Börse, deutlich besser. Der ISM-Index zeigt eine starke US-Wirtschaft
Kommen wir also zu den kurzfristig nun wieder wichtigeren Themen, z.B. der US-Konjunktur. Dazu gab es in der vergangenen Woche zwei spannende Veröffentlichungen – den ISM-Index des verarbeitenden Gewerbes und den Arbeitsmarktbericht. Beide sind insgesamt sehr positiv ausgefallen. Und ausgerechnet das könnte mittelfristig zu (weiteren) Kursrückgängen an den Aktienmärkten führen!
Zunächst die Fakten: Der ISM-Index des verarbeitenden Gewerbes in den USA stieg im November stärker als erwartet von 51,9 auf 53,2 Punkte (siehe Grafik). Ökonomen hatten lediglich mit einem Anstieg auf 52,2 Punkte gerechnet.