Investing.com | 19.10.2019 18:02
Eine Vielzahl von Indikatoren soll einen Wendepunkt für den US-Aktienmarkt und die US-Wirtschaft darstellen, glauben die Analysten des Hedgefonds Crescat Capital . In einem solchen Umfeld gebe es ziemlich gute Argumente dafür, dass der Goldpreis "schnell zum König aufsteigt".
"Der Inversionsgrad der US-Zinskurve stieg im vergangenen Monat auf über 70 Prozent", schrieben Kevin C. Smith, Gründer und Chief Investment Officer, und Tavi Costa, globaler Makroanalyst, bei Crescat Capital. "Dieses Ausmaß der auf den Kopf gestellten Laufzeitprämien hat in der Vergangenheit immer zu schweren Bärenmärkten und Rezessionen geführt."
Die Hinweise einer heraufziehenden Rezession lassen sich auch an der eingetrübten Stimmung bei den Unternehmenschefs ablesen, die auf den tiefsten Stand seit der großen Finanzkrise gefallen sei, so Crescat Capital in ihrem vierteljährlichen Investorenbrief.
"Das Vertrauen der CEOs ist so stark gefallen wie seit der globalen Finanzkrise nicht mehr, die ISM-Zahlen sind eingebrochen, und die Insider verkaufen derzeit so viel Aktien wie seit zwei Jahrzehnten nicht mehr. Nun liefert die CFO-Umfrage weitere Belege dafür, dass die Expansion nicht mehr lebensfähig und gutartig ist", erklärte Kevin C. Smith.
Das Verhältnis der offenen Stellen zum Bruttoinlandsprodukt - ein Indikator der eng mit dem Konjunkturzyklus korreliere - sei ein weiteres Indiz, auf das Ende des Konjunkturzyklus zu setzen, erläuterte der Hedgefonds.
Quelle: Crescat Capital LLC
Aber auch das Verhältnis "Verbrauchervertrauen zu Arbeitslosenquote", das sich auf Niveaus von vor dem Ausbruch der Rezession in den 70ern und der Tech-Blase befinde, zeigt, "dass die Wirtschaft in eine Ecke gedrängt wird."
Quelle: Crescat Capital LLC
Besorgniserregend sei außerdem, dass der S&P 500 Buyback Index gegenüber dem Vorjahr ein Minus aufweise, berichtete Tavi Costa, globaler Makroanalyst bei Crescat. Zwar kaufen die Unternehmen weiterhin Aktien zurück, aber die Gesamtzahl der Rückkäufe sei im Vergleich zum Vorjahresniveau gefallen.
Warnsignale kommen laut Crescat auch vom Spread der dreimonatigen mit der fünfjährigen Rendite aus den USA sowie der von der Uni-Michigan erhobenen Haushaltsumfrage mit höherer Ausbildung. "Dieser Indikator beginnt gerade erst zu kippen", schrieb Crescat, und fügte hinzu, dass auch dieser Indikator "eng mit dem Konjunkturverlauf korreliert."
Quelle: Crescat Capital LLC
Dunkelheit über die Aktienmärkte könnten auch die so genannten Leveraged Loans bringen, die besicherte Kredite an Unternehmen darstellen und ein Rating unterhalb von Investment Grade besitzen, glaubt das Unternehmen mit Sitz in Denver.
"Diese Unternehmenskredite stellen das Hauptrisiko für die US-Wirtschaft dar", so Kevin Smith und Tavi Costa. "Der Preis von Leveraged Loans divergiert nun deutlich vom S&P 500". Dies sei ein wahrscheinlich weiterer vorlaufender Indikator für Aktien, mahnt Crescat Capital an.
Quelle: Crescat Capital LLC
Eine Divergenz weisen auch Leveraged Loans und High-Yield-Bonds (NYSE:JNK) auf, so der Hedgefonds. "Unserer Ansicht nach erscheinen Junk-Bonds angesichts dieser rekordlangen Wirtschaftsexpansion und historisch außergewöhnlichen Unternehmensverschuldung in den kommenden Monaten extrem anfällig."
Aggressivere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen gegen Ende des Konjunkturzyklus stellen ein weiteres Warnzeichen für die Wirtschaft dar. "Es ist nicht nur die Fed, die globalen Zentralbanken sind handlungsunfähig angesichts von riesigen Blasen bei Vermögenswerten und rekordtiefen Inflationserwartungen", schrieben Smith und Costa.
Mehr als die Hälfte der Zentralbanken sind derzeit im Lockerungsmodus. Zuletzt waren so viele im Nachgang an die schwere Finanzkrise aktiv. Im dritten Quartal haben 58,5 Prozent der Zentralbanken ihre Zinsen gesenkt. Sie reagierten damit auf den globalen Downturn im verarbeitenden Gewerbe. Zudem kündigte die EZB auf ihrer letzten Sitzung eine Wiederauflage ihres Anleihekaufprogramms aus und die Fed startet ab November regelmäßige Käufe von US-Treasury Bills, betont aber, es handle sich dabei um kein QE.
Drei Faktoren, "Zinssenkungen, QE und andere Formen der Liquiditätsspritzen sollten alle zu einer starken Verschiebung der Makrolandschaft hin zu Währungskriegen, steigenden Inflationserwartungen und platzenden Vermögensblasen führen", erklärte Kevin C. Smith, dessen Global Macro Fund mit einer Performance von mehr als 40 Prozent im Jahr 2018 zu den besten Hedgefonds zählte. In einem solchen Makro-Umfeld könne Gold schnell zum König aufsteigen, schrieb Crescat.
Grund dafür sei auch, dass viele das Risiko eines Inflationsschubs unterschätzen. "Die Inflation überrascht die Anleger am Ende des Konjunkturzyklus. Die Aussichten für steigende Preise liegen nahe den 40-Jahres-Tiefs, während sich der Median- und Kern-CPI auf Zehnjahreshochs befinden“, so Smith.
Quelle: Crescat Capital LLC
Am Ende ist Inflation immer ein monetäres Phänomen. "Seit 2005 ist die globale Geldbasis der Notenbankgeldmenge (M0) in USD mit einer durchschnittlichen jährlichen Rate von 11,6 Prozent gewachsen und wird heute auf 20,5 Billion Dollar geschätzt. Mit der Zeit glauben wir, dass der Goldpreis der globalen Notenbankgeldmenge M0, die in Dollar umgewandelt wird, nachbildet. Daher glauben wir, dass Gold heute unterbewertet ist", erklärten die Profis.
Quelle: Crescat Capital LLC
Der Grund für die Divergenz beim Goldpreis und der globalen Notenbankgeldmenge sei jedoch gewesen, dass das Gelddrucken der Zentralbanken nicht zu dem erwarteten Inflationsschub nach der globalen Finanzkrise führte, so Smith. "Anstatt die Verbraucherpreise anzukurbeln, wurden lediglich die Preise für Finanzanlagen aufgeblasen. Dies sorgte dafür, dass der Goldpreis den Inflationserwartungen nach unten folgte. Anders ausgedrückt, der Goldpreis bewegte sich invers zu steigenden Realzinsen. Stellen Sie sich vor, wie viel der Goldpreis steigen könnte, wenn nun auch die Inflationserwartungen anspringen würden."
Aussagekräftiger sei aber die Berechnung der Realrendite aus Zehnjahresrendite abzüglich der Kernrate der Verbraucherpreise, so Crescat. "Diese Ansicht deckt sich mit unserem Chart 'Central Bank Assets vs. Gold'."
Weiter führten die Experten an, dass die globale Goldproduktion mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 1,5 Prozent wachse, während die Wachstumsrate bei Fiat-Währungen 11,6 Prozent beträgt. "Aus diesem Grund dient Gold seit Jahrtausenden als Reservewährung für Staaten und Zentralbanken", so die Experten.
Abschließend schreibt der Hedgefonds, dass im aktuellen Umfeld Aktien von Gold- und Silberminen wegen ihrer niedrigen Bewertung und sich aufhellenden Fundamentaldaten attraktiv aussehen, sofern man überhaupt Aktien kaufen wolle.
Quelle: Crescat Capital LLC
Für Aktien- und Anleihe-Bullen sei dagegen die potenziell steigende Inflation "mit ziemlicher Sicherheit ein Killer für die heutigen Preisblasen bei Vermögenswerten“.
Large Cap SMA schlugen ihre jeweiligen Benchmarks deutlich.
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