Philip Hopf | 20.04.2022 13:19
Man kann ihn praktisch hören, den markerschütternden Schrei des Goldes, wenn man sich den langgezogenen Absturz auf dem Chart ansieht, und sofort kommt ein Wort in den Sinn: Defenestration. Dieser Begriff, vom lateinischen de für „von…herab“ und fenestra für „Fenster“, bezeichnet das Hinausstürzen einer Person aus einem Fenster. In der Geschichte finden sich einige Defenestrationen: So wurde im Alten Testament die unbeliebte Königin Isebel aus dem Fenster ihres Palastes gestürzt, der Erste Prager Fenstersturz 1419 markiert den Beginn der Hussitenkriege, die tatsächlichen Ursachen des Bamberger Fenstersturzes 1815 von Marschall Louis-Alexandre Berthier sind bis heute nicht vollständig geklärt und der Zweite Prager Fenstersturz 1618 löste den Dreißigjährigen Krieg aus. Der Kölner Fenstersturz 1848 ist zwar strenggenommen keine Defenestration, da die beiden betroffenen Stadtratsmitglieder in Panik selbst aus dem Fenster sprangen, ging aber dennoch unter diesem Namen in die Historie der Märzrevolution ein. Auch die jüngste Bewegung des Goldes ähnelt sehr einer Defenestration. Ob es sich nun gestürzt hat oder gestoßen wurde, sei dahingestellt.
In jedem Fall ist es nach einer kurzen Zeit des Kämpfens und Ringens in einer Art Befreiungsschlag geradewegs vom unteren Rand der blauen Zone zwischen $1983 und $2057 unter die Marke bei $1967 gesprungen. Und wie die historischen Defenestrationen ist auch dieser Sturz voll Dramatik und Bedeutung. Wir haben uns schließlich mehr Bewegung und deutlichere Abstiegssignale für unsere Primärerwartung am Goldmarkt gewünscht und nun scheint das Gold dem besonders engagiert nachzukommen. Wir gehen nun also primär davon aus, dass es sowohl die blaue Welle (ii) und die orangene Welle c als auch die weiße (1) und (2) abgeschlossen hat. Dadurch konnten wir mit der orangenen Zone zwischen $1940 und $1930 nun das Ziel für die aktuelle Bewegung in der weißen Welle (3) und den weiteren Verlauf berechnen. Das Unterschreiten von $1967 dürfte dem Abstieg noch einmal Nachdruck verliehen haben, sodass das Gold die obere orangene Zone schon bald anlaufen sollte. Hier muss es allerdings aufpassen, nicht hindurch zu rutschen, eine Möglichkeit, die wir in gestrichelter Linie im Chart markiert haben. Denn primär erwarten wir an dieser Stelle noch einmal eine kurze Gegenbewegung zurück in Richtung $1967. Nach Abschluss der weißen Welle (4) sollte dann die untere orangene Zone zwischen $1919 und $1896 auf dem Programm stehen, in der sowohl die weiße Welle (5) als auch die orangene Welle i enden sollten. Die nächste Marke, die es zu knacken gilt, ist dann die Unterstützung bei $1888, bevor es in die türkisene Zone zwischen $1720 und $1606 im 1-Day-Chart weitergehen kann.
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