Goldmarkt: Defenestration

 | 20.04.2022 13:19

Man kann ihn praktisch hören, den markerschütternden Schrei des Goldes, wenn man sich den langgezogenen Absturz auf dem Chart ansieht, und sofort kommt ein Wort in den Sinn: Defenestration. Dieser Begriff, vom lateinischen de für „von…herab“ und fenestra für „Fenster“, bezeichnet das Hinausstürzen einer Person aus einem Fenster. In der Geschichte finden sich einige Defenestrationen: So wurde im Alten Testament die unbeliebte Königin Isebel aus dem Fenster ihres Palastes gestürzt, der Erste Prager Fenstersturz 1419 markiert den Beginn der Hussitenkriege, die tatsächlichen Ursachen des Bamberger Fenstersturzes 1815 von Marschall Louis-Alexandre Berthier sind bis heute nicht vollständig geklärt und der Zweite Prager Fenstersturz 1618 löste den Dreißigjährigen Krieg aus. Der Kölner Fenstersturz 1848 ist zwar strenggenommen keine Defenestration, da die beiden betroffenen Stadtratsmitglieder in Panik selbst aus dem Fenster sprangen, ging aber dennoch unter diesem Namen in die Historie der Märzrevolution ein. Auch die jüngste Bewegung des Goldes ähnelt sehr einer Defenestration. Ob es sich nun gestürzt hat oder gestoßen wurde, sei dahingestellt.