Gold startet mit Rallye auf 1.920 US-Dollar ins neue Jahr

 | 18.01.2023 07:30

Nachdem der Goldpreis das alte Jahr mit einem Preissprung auf 1.823 US-Dollar (1.704 Euro) beendet hatte, startete das neue Jahr 2023 mit einer weiteren Rallye. Der Handel schloss am Freitag bei 1.920 US-Dollar, was einem Plus von fast 100 US-Dollar binnen der ersten zwei Handelswochen entspricht. Seit Anfang November stieg der Goldpreis um beeindruckende 300 US-Dollar (+ 18,5 %) an. Gerade als die Stimmung am Goldmarkt Ende Oktober ein mehrjähriges Tief erreicht hatte und viele Investoren entnervt das Handtuch warfen, setzte die neue Rallye ein.

Der Goldmarkt war im Oktober stark überverkauft, wie die Daten der US-Terminmarktaufsicht belegen. Das Gummiband war sozusagen gespannt und konnte jederzeit zurückschnellen. Der starke Einbruch des US-Dollars Anfang November erzwang sofort Shorteindeckungen am Goldmarkt, was das Rezept für eine extrem starken Preisanstieg war. Hintergrund des Einbruchs beim US-Dollar war das überraschende Einknicken der Bank of England im Oktober, was der Bluff der Notenbanken offenlegte. Von nun an wettete der Markt darauf, dass die US-Notenbank FED ebenso einknicken würde und das Ende des Zinsanhebungszyklus in den USA nah sei und sogar neue Leitzinssenkungen im neuen Markt möglich wären.

Im Marktkommentar vom 3. Oktober 2022 schrieb ich:

„Andrew Bailey, der Gouverneur der Bank of England, war noch unmittelbar vor seinem Einknicken ultra hawkish, ebenso wie es FED-Chef Powell noch ist. Nach dem historischen Einbruch des Pfunds Sterling auf nahe der Parität zum US-Dollar, schrieb ich vergangenen Montag bereits, dass ein Eingreifen der Notenbanken unmittelbar bevorstünde. Auch der Goldpreis reagierte mit einer prompten Trendumkehr und stieg von 1.616 US-Dollar auf 1.664 US-Dollar in einem Short-Squeeze an, nachdem BOE-Governor Andrew Bailey eingeknickt war.

Es ist daher logisch, dass die Märkte nun auch das Einknicken der US-Notenbank eskomptieren und die Preise der Edelmetalle nach oben schießen in Erwartung weiterer Inflation, während der USD-Index einbricht. Der Anstieg des Cable (GBP/USD) auf 1,14 US-Dollar und des Euro (EUR/USD) auf 0,99 US-Dollar seit letzter Woche ist daher keine Stärke dieser Fiat-Währungen, sondern der neuen Schwäche des US-Dollars geschuldet.

Wir sehen hier wahrscheinlich die große Trendwende für den USD-Index, sowie vorerst das Ende der Leitzinsanhebungen und somit wahrscheinlich auch die große Trendwende am Edelmetallmarkt. Ich habe mit meinen Lesern lange darauf gewartet und konnte daher meinen Premium-Abonnenten in der letzten Woche ein Kaufsignal für die Edelmetalle geben.“

Da diese Rallye primär durch den Einbruch des US-Dollars getrieben wurde, der sich noch immer im freien Fall befindet, ist es wahrscheinlich, dass dieser bullische Impuls am Goldmarkt mit einer Erholung des US-Dollars auch vorerst wieder enden wird. Der USD-Index fiel von 113 Punkte Anfang November auf aktuell 102 Punkte, was angesichts der schwächeren europäischen Wirtschaft und einer EZB, der die Hände gebunden sind, wenn sie den Anstieg südeuropäischer Zinsen nicht zulassen will, womöglich nicht nachhaltig ist.

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Diametral gegensätzlich stieg der Euro von 0,97 US-Dollar im November auf mittlerweile 1,085 US-Dollar an. Der Terminmarkt zeigt, dass die Rallye beim Euro nicht nur durch Shorteindeckungen, sondern auch starke Spekulation getrieben wurde, was Potenzial für einen Long-Drop lässt, was wiederum zu einer schnellen Erholung des US-Dollars führen kann, wenn es einen exogenen Faktor gibt, der diese Entwicklung anstößt.

h2 Silberpreis pausiert nach Preissprung/h2

Der Silberpreis konnte im neuen Jahr hingegen nicht glänzen und trat stattdessen auf der Stelle um die Marke von 24 US-Dollar. Berücksichtigt man, dass der Silberpreis im Oktober noch bei 18 US-Dollar handelte und bis Jahresende um 35 % angestiegen war, verwundert die aktuelle Pause nicht. Bei 18 US-Dollar bot sich eine einmalige Chance, um Silber noch einmal günstig kaufen zu können, weshalb ich stets empfahl bei 18 US-Dollar wieder auf die Käuferseite zu wechseln, nachdem ich in der ersten Jahreshälfte 2022 bärisch gewesen bin.

Anders als am Goldmarkt, wo der Terminmarkt noch immer neutral ist und es grundsätzlich noch viel Luft nach oben gibt, sind bereits viele Spekulanten Long positioniert am Silbermarkt. Mit einem CoT-Index zum Open Interest von nur noch 25 Punkten kann eine Korrektur jederzeit eintreten und diese sogar stark ausfallen. Mit einer Erholung beim US-Dollar könnte es daher beim Silber auch zu einer stärkeren Korrektur kommen. Positiv hingegen ist, dass auch noch etwas Luft bei Silber nach oben vorhanden ist seitens des Terminmarktes, sofern der Goldpreis weiter ansteigen kann.

Kurzfristig hat sich der Silberpreis um die Marke von 24 US-Dollar eingekeilt. Je nachdem wie sich der Goldpreis nun entwickelt, ob er korrigiert oder weiter haussiert, wird der Silberpreis auch nach oben oder unten aus seiner Formation ausbrechen und damit die Richtung für die nächsten Wochen vorgeben. Kurzfristig scheint die Wahrscheinlichkeit für eine Korrektur höher zu sein als für einen weiteren Preisanstieg. Sollte der Silberpreis ohne exogene Faktoren dennoch nach oben ausbrechen und weiter ansteigen, so sollte man am starken Widerstand bei 28 US-Dollar alle Gewinne auf kurz- bis mittelfristige Sicht mitnehmen.

h2 Goldminenaktien gehen durch die Decke/h2

Der Goldpreis stieg in den letzten beiden Monaten so schnell an, dass viele Marktteilnehmer dies nicht wahrgenommen haben. Der HUI-Goldminenindex sprang in der gleichen Zeit von 180 auf 260 Punkte an, was einem Plus von 45 % entspricht. Der Test des langfristigen Aufwärtstrends bei 180 im letzten Sommer bot eine einzigartige Chance auf günstige Kaufkurse vor dem Start eines neuen Bullenmarktes, weshalb ich hier unablässig zum Kauf geraten hatte.

Im Gegenteil erwarte ich, nach einer Pause im aktuellen Anstieg, in diesem Jahr die Fortsetzung dieser Rallye bei den Minenaktien. Insbesondere in der zweiten Jahreshälfte, wenn die Märkte verstehen, dass eine Manipulation des Zinsmarktes nicht ohne neues Drucken von Geld aus dem Nichts möglich sein wird, dann sollte es zu einer schnellen Neubewertung des Goldpreises und insbesondere der Minenaktien kommen. Wie man am folgenden Chart sieht, sind die Minenaktien im Vergleich zum aktuellen Goldpreis deutlich unterbewertet und trotz des Kursanstiegs noch immer sehr günstig.